Bevor Katrina im August letzten Jahres mit Stärke 5 über die Südstaaten hinwegfegte, war N.O.L.A. musikalisch eines der wichtigsten Zentren auf der Landkarte der Vereinigten Staaten. Ob und wann New Orleans wieder zu alter kultureller Grösse zurückfindet, steht noch in den Sternen. Jazz, Rhythm and Blues und Rock’n’Roll wären jedenfalls ohne diese Stadt undenkbar. Anfangs der Achtziger entwickelte sich mitten in den Sümpfen gar eine Metal Szene im Untergrund, die einige kultige Kapellen ans Tageslicht förderte. Eine davon war Acid Bath, welche seltsamerweise ausserhalb von Louisiana noch heute als Geheimtipp gilt.

Golgohta wurde 1991 in Kenner L.A. gegründet und fusionierte später mit Dark Karnival. Man nannte sich fortan Acid Bath, nahm leider nur zwei Alben auf und tourte dreimal durch die Staaten. Das Ende kam 1997. Als Bassist Audie Pietr und seine Eltern bei einem tragischen Autounfall (durch die Schuld eines betrunkenen Fahrers) ums Leben kamen, brach die Band auseinander. Rotten Records hat nun die Demos auf CD veröffentlicht, und natürlich werden sofort die Ausverkauf-Schreie laut, und die alten Gerüchte vom Knebelvertrag erhielten neuen Zündstoff…

Acid Bath zelebrieren mahlenden Sludge Metal mit groovigen Death’n’Roll Einlagen. Gekonnt bindet man in die Lieder auch langsamere und gar akustische Passagen ein, die teilweise dem Grunge, aber nicht Nirvana Tribut zollen. Das Markenzeichen von Sänger Dax Riggs ist seine unverkennbare Stimme - ein dunkler Klone von Layne Staley (Alice in Chains). Auch böse Grunzer, manisches Gekeife sowie düsterer Sprechgesang sind auf beachtlichem Niveau - zudem verlaufen die Stilwechsel nahtlos und sorgen für Abwechslung und Einzigartigkeit! Der Mann hat seine Seele beim Teufel für diese Stimmbänder eingetauscht. Er besitzt die perfekte Stimme, um seine dämonischen Poesie direkt ins des Hörers Gedächtnis zu projizieren.

Die Stücke auf dem Demo sind noch einiges rauer und kantiger. Es ist interessant, die Entwicklung von den Demo-Versionen bis zur schlussendlichen Veröffentlichung zu verfolgen - meist zum Besseren, mal aber auch zum Schlechteren. Schade finde ich, dass einige Demos vergessen oder nicht berücksichtigt wurden. Hey Rotten Records, wo bleibt das Golgotha Demo, wo das Live Demo und was ist mit Demo II? Dennoch ist die Kompilation Pflichtkauf für jeden Fan! Den Grünhörnern seien erstmal die regulären Alben mit den Covers der Serienmörder John W. Gacy beziehungsweise Jack Kevorkian empfohlen.

PS: Der Gittarist Sammy Duet war drei Alben lang Mitglied bei Crowbar und ist heute bei drei Formationen aktiv: Momentan nimmt er gerade das dritte Album mit der Black/Death Metal Band Goatwhore auf. Demnächst soll ebenfalls das Debüt der doomster Vual erscheinen, und seine dritte Band spielt primitiven Black Metal und heisst Ritual Killer. Dax hat dem Metal den Rücken gekehrt, er nahm mit dem zweiten Gitarristen Mike Sanchez unter dem Namen Agents of Oblivion ein Album auf und hat kürzlich mit Deadboy and the Elephantmen sein zweites Album veröffentlicht. Der Schlagzeuger Jimmy Kyle scheint leider ganz von der musikalischen Bildfläche verschwunden zu sein.

Albuminfo

Punkte

 

0/5

Label

Rotten Records

Veröffentlichung

2/2006

Format

CD

Land

Genre

Sludge Metal