Thy Primordial krabbeln schon seit 1994 in der schwedischen Undergroundszene herum und haben bis dato etwa zweihundertmillionenfünfzig Demos herausgebracht, so, wie das halt im Black Metal Untergrund sein muss. Ok, das war jetzt übertrieben. Beginnen wir dem Debut "Under Iskall Trollmane", welches eigentlich 1996 bei Gothic Records erscheinen sollte, es aber erst zwei Jahre später auf den Markt schaffte. Zu diesem Zeitpunkt waren Thy Primordial aber schon ein Stück weiter und hatten sicherheitshalber bereits ein weiteres Demo eingespielt, damit sie sich ein neues Label suchen konnten. Und hier beginnt irgendwie das Durcheinander mit Labeln, Demos, Veröffentlichungen und Verträgen. Thy Primordial weisen in ihrer Biographie darauf hin, dass mit dem Erscheinen des Debuts im Jahre 1998 ein bisschen Verwirrung entstanden wäre, denn da hatten die Schweden bereits ein neues Album rausgehauen, und ein nächstes stand schon in der Pipeline. Das ist aber längst nicht alles, denn wenn man den musikalischen Werdegang von Thy Primordial verfolgen will, muss man sich schon 'ne Zeichnung machen.

Springen wir also zu "The Heresy of an Age of Reason", dem direkten Vorgänger von "The Crowning Carnage", das Album, welches Thy Primordial erstmals soundtechnisch richtig in Szene setzen konnte. Nach ca. zweieinhalb Jahren rafften sich Thy Primordial für eine weitere Scheibe auf - dieses Mal mit einer entsprechend luxuriösen Produktion made by Tommy Tägtgren in den Abyss Studios.

Beim schnörkellos startenden Opener Subterranean Carnality zeigen die Schweden gleich, worum's bei ihnen geht. Kompakter und rauher aber dennoch keineswegs primitiver Black Metal wird hier geboten, wobei man sich fragen muss, wieviele Gitarristen Thy Primordial für Live-Einsätze engagieren wollen, denn das entsprechende Spiel von M. Andersson wurde von Tommy Tägtgren ziemlich wuchtig in Szene gesetzt und hört sich nach mindestens drei Schrubbnasen an. Interessant ist bei Thy Primordial, dass die Schweden offensichtlich recht gerne mit Midtempoparts und verschiedenen Rhythmen spielen, was den Hörer bei Laune hält. "The Icon Retribution" unterbricht sogar mal eben schnell für ein Zwischenstück mit Akustikgitarre. Sowas begegnet man im Black Metal ja schliesslich auch nicht alle Tage. Dimmu Borgääääääiiiiiirrrr .... werden jetzt einige schreien, aber dem ist nicht so, denn trotz allem können Thy Primordial stets ihre düstere und rauhe Gesamtstimmung erhalten. "Destroying the Idea of a God", der Rausschmeisser, ist der Track mit dem höchsten Coolnessfaktor, obwohl er eigentlich ein bisschen aus dem Rahmen fällt. Industriell klingende, schleppende Drums, ein monotoner Gitarrenriff und gespenstische Synthiegeräusche beenden "The Crowning Carnage" - irgendwie ein toller Wurf, irgendwie ein gelungener Abschluss, irgendwie einfach gut!

An dieser Stelle ein Kompliment an Tommy Tägtgren, der es geschafft hat, Thy Primordial einen wirklich mächtigen Sound zu verpassen, bei welchen die dezenten Melodien der Gitarren zwar stets hörbar sind, sich aber niemals aufdringlich in der Vordergrund drängen und immer ordentlich schrubben. Schlagzeug und Vocals wurden ebenfalls im richtigen Verhältnis zum Rest abgemischt - auch das ist ja nicht immer eine Selbstverständlichkeit in diesem Genre. Thy Primordial dürfen mit "The Crowning Carnage" absolut zufrieden sein - Fans dieser Musik übrigens auch. "The Crowning Carnage" ist "abwechslungsreicher" und dennoch rauher Black Metal, der nicht nur als Geräuschkulisse aus den Lautsprechern raspelt, eine gewisse Eigenständigkeit besitzt, sich in Bezug auf Tempo und Rhythmus einige Freiheiten herausnimmt aber dennoch die alten Traditionen nicht mit Füssen tritt.

Albuminfo

Punkte

 

0/5

Label

Blackend Records

Veröffentlichung

3/2002

Format

CD

Land

Genre

Black Metal