Es ist kaum zu glauben. Nachdem beinahe sämtliche Urväter des Black Metals wiederbelebt wurden und noch immer keine Rettung der schwarzen Kunst in Sicht ist, greift man noch zu härteren Mitteln, nämlich die Wiederbelebung der Vorfahren der Urväter des Black Metal!!! Hooh!!! Jetzt muss es doch aber klappen. Und wenn nicht? Kein Problem. Dann holen wir noch die Grossväter der Vorfahren der Urväter aus der Mottenkiste hervor. Und sollten alle Stricke reissen, werden die Vorfahren der ursprünglich vom Grossvater abstammenden Urgrossväter der ... äh .... und irgendwann sind wir dann beim Mammutfellkloppen in der Steinzeit angelangt.

Genug übertrieben, hier kommt Tormentor. Zuerst ein paar Fakten. Gegründet hat sich diese Band 1987, worauf zwei Demos folgten, nämlich "Anno Domini" und "7th Day of Doom", welche wiederum schon mehrfach über verschiedene Labels nachgepresst wurden. Ausserdem hat Attila mal auf einer Mayhem Platte gesungen, die da "De Mysteriis Dom Satanas" geheissen hat. War da nicht noch das Projekt Plasma Pool? Uiuiui, da denken wir aber lieber nicht dran. Ok, das waren die Tatsachen. Seht nun da das kleine Rezensiererwürstchen, das, tiefe Seufzer ausstossend und in gebeugter Haltung gehend, zum Cd Player marschiert, in der Hand "Recipe Ferrum!" haltend, fest davon überzeugt, gleich mit einer Hinterhofproduktion inklusive chaotischem Geschrei und undefinierbarem Schrimmelschramms konfrontiert zu werden. Na ja, ... wenn's noch noch mehr True als True sein soll, dann muss sich das ja wohl so anhören.

Aber nein nein nein!! Was ist denn das? Ueberraschung!! Nach einem tollen Gitarrenintro (schon hier merkt man, dass ein alter "tief im Herzen Rock'n'Roller' auf den Saiten herumschrubbt) und noch einem weiteren Intro (!!!), das irgendwas Gesprochenes mit Ave Cäsar beinhaltet, starten Tormentor mit "Recipe Ferrum!" ihr Werk, welches in 3 Akte gegliedert wurde. Der Opener kann allerdings nicht sonderlich überzeugen, da er etwas lieblos heruntergespielt wirkt. Simple Melodie, ein bissel Keyboard und etwas Undefinierbares in der Mitte. Nach ein wenig Mittelaltergedudel, verpackt in einem weiteren Intro, wird's wirklich erstaunlich. Da versammeln sich bei "Iron County" atmosphärische Keyboards und bluesig rockige Gitarrenparts zusammen mit Geröchle und Gegröhle zu einem aussergewöhnlichen Stelldichein. Wer hier nicht mit offenem Mund vor dem CD Player sitzt, der ist zu bewundern, denn sowas hört man nicht alle Tage. Respekt!! Sich mit solcher Musik in die Black Metal Szene zu wagen, zeugt entweder von grossem Mut oder einer guten Krankenversicherung. "The Little Match Girl" geht noch weiter. Ein hübsches Singalong Titelchen, wo's einem richtig warum um's Herz wird, gitarrentechnisch wohl eher im amerikanischen Melodic Rock als im Black Metal anzusiedeln, mal abgesehen von den Vocals. Der Nachfolgetitel "Dracula" hat sogar noch ein paar Southern Rock Parts zu bieten, aber wirklich wundern tut's niemanden mehr. Nett!! Tja, und dann passiert's. Mastermind Attila scheint nun ebenfalls nichts mehr zu halten ... leider. Krankes Reingebrülle und Gebrabble sowie nervzerreissende Sondereinlagen, die wohl psychodelisch oder unheimlich erscheinen sollen. Daneben immer noch Mr. Rock'n'Roll mit seinen 6 Saiten, der alles versucht, die Platte zu retten. Vergeblich. Stetig und rasend geht er danieder, der besondere Charme, den das Album zu Anfang versprüht hat. Irgendwann hofft man dann nur noch, dass die knapp 73 Minuten (!!) vorbei gehen. Der Schluss dieses Werkes ist wirklich kaum auszuhalten. Schade drum, denn die Idee, Black Metal Rock'n'Roll zu spielen, war doch gar nicht so schlecht. "Recipe Ferrum!" hätte für weltoffene Metalfans vielleicht eine interessante Abwechslung darstellen können, ist aber aufgrund des 2. Teils alles andere als empfehlenswert.

Albuminfo

Punkte

 

0/5

Label

Avantgarde Music

Veröffentlichung

1/2001

Format

CD

Land

Genre

Black Metal