Black Metal? Nein, nicht wirklich. Zumindest nicht in erster Linie. Oder vielleicht doch? Es fällt nicht leicht, Ansur in eine der zahlreichen Nischen des Metal einzuordnen. Um dennoch eine ungefähre Produktbeschreibung abzugeben, entscheide ich mich für seichten Death Metal mit einem Klecks Black Metal, einem Klecks Doom Metal und einem Klecks Prog Rock. Ganz gleich aber wie man das Dargebotene auch einstufen mag, es ist in jedem Falle sowohl mit dem Prädikat "Auffallend" als auch mit dem Prädikat "Auffallend Gut" zu versehen.

Ohne allzulanges Hin und Her stürzt man sich mit dem ersten Druck auf die Play-Taste auch gleich mitten hinein ins Abenteuer "Axiom". Brutale Nummern wie "Earth Erasure" wechseln sich mit progressiven wie "Desert Messiah" und "The Axiom Depicted" ab, industriell angehauchte Stimmkunst übt sich einerseits gefühlvoll, andererseits durchschlagend im Knüpfen eines üppigen Klangteppichs, der sich letztendlich aus einer Vielzahl verschiedenfarbiger Fäden zusammensetzen wird. Die beinahe allgegenwärtige atmosphärische Hintergrunduntermalung wird wie ein Fundament zur Stabilisierung der darauf errichteten Tonbauten verwendet, die Saitenquäler präsentieren klirrende Gitarrensoli, stimmungsvolles Akustikspiel, bremsende und antreibende Breaks, ausserdem reich geschmücktes Drumherum. Immer wieder erscheint die wachsame Stimme des Shouters auf der Bildfläche, die ein Abdriften in übertrieben füllige Kreativitätsausbrüche unterbindet und sich quasi als roter Faden durch das Gesamtwerk zieht. Die überwiegend im Low- und Midtempobereich gehaltenen Stücke unterscheiden sich voneinander wie Tag und Nacht und stellen allesamt kompositorische Sternstunden dar, wie ich sie in dieser Komplexität bisher nur sehr selten von einer schwermetallischen Band gehört habe. Um auch ein Wort über den Höhepunkt des Albums zu verlieren, so sei gesagt, dass das letzte Stück, das über elf Minuten lange Opus "The Axiom Depicted", einen repräsentativen Querschnitt der Platte darstellt und alleine des genialen Instrumentalteils wegen sicher nicht nur auf meiner Favoritenliste landen wird. Die Produktion ist dank den Damen und Herren von Candlelight natürlich überragend ausgefallen und verleiht "Axiom" den wohlverdienten letzten Schliff, den es im Wettbewerb um das Album des Jahres sein Eigen zu nennen gilt.

Hier passt wirklich alles zusammen. Meisterlich vermengen die vier Norweger stilistische Bandbreite mit Instrumentalarbeit auf höchstem spielerischen Niveau und verbreiten mit "Axiom" so etwas wie Aufbruchstimmung im sich oft um die eigene Achse drehenden schwermetallischen Lager. Ansur liefern uns eine Platte, die auch am Stück genossen keine bleibenden Schäden hinterlässt. Konzeptionell sehr interessant, technisch hervorragend und einfach viel zu gut, um überhört zu werden!

Albuminfo

Punkte

 

4/5

Label

Candlelight Records

Veröffentlichung

11/2006

Format

CD

Land

Genre

Black Metal