Endlich ist die Sonne erloschen. Das Warten hat nun ein Ende. Ich stehe vor dem Tor ins anderswo, erfahre die Kraft der Sturms, verliere das Bewusstsein. Licht und Schatten gleichen sich, Wasser ist dicker als Blut. Kein Leben mehr, die Menschheit ist vergangen... das ist das Ende der Welt. Was mir bleibt ist die schutzsuchende Flucht in die Melancholie und mutig tauche ich ein in das Reich von Melencolia Estatica, in das Hoheitsgebiet aller Depression und Lebensverneinung. Schwarz in schwarz zeigen sich tote Klanggemälde - seelenlos und doch voller Energie. Fasziniert lausche ich eine Zeit lang, dann verstummt der letzte Ton und die ewige Dunkelheit hält Einzug...

"Meditatio I, II, III und IV" - diese vier Etappen durch die Abgründe der menschlichen Existenz gilt es beim Genuss des Debuts des italienischen Soloprojektes Melencolia Estatica zu absolvieren, wobei kein erreichbares Ziel ans Ende der Reise gesetzt worden ist. Beachtenswert präzise gewährt man Einblick in die Schattenwelt, einmal schüchtern und abwartend, einmal galoppierend und kraftvoll, um eben diesen eben so schnell wieder zu verwähren und den mitgerissenen Hörer ratlos und alleine in den Klauen bedrückender Stille zurückzulassen. Melodisch noch und nöcher, beinahe traumgleich, erfolgt der Auftritt der Saiteninstrumente, die, begleitet vom Klappern der Trommeln, jedoch scheinbar konzeptlos und ohne Aufsicht von der Kette gelassen worden sind mit der Aufgabe, eine prächtige Klangfassade zu errichten und den eventuellen Blick dahinter durch eine kreative Sintflut uninteressant erscheinen zu lassen. Schwer zu deuten sind auch die Worte, welche von von allen guten Geistern verlassener Stimme vorgetragen, ja propagiert werden, ihren Zweck aber mehr als überzeugend erfüllen und für den einen oder anderen den Rücken herunterlaufenden kalten Schauer beim Rezensenten sorgen. Die Qualität von Produktion und Aufmachung sind lobenswert, da schlicht aber wirkungsvoll gestaltet.

Wie Puzzleteile greifen die vier Kompositionen passend ineinander und präsentieren sich als Einheit, irgendwie bleibt trotzdem das dumpfe Gefühl zurück, noch lange nicht alles gehört und erlebt zu haben, was sich hinter diesem Projekt verbirgt. Es fehlen deutliche Ausbrüche in herausragende musikalische Regionen und Ausrutscher in die untersten Genreschubladen. Der Verbleib im sehr guten aber ausbaufähigen Mittelmass sollte für Melencolia Estatica keine Dauerlösung sondern vielmehr eine Zwischenstation auf dem Weg in die richtige Richtung sein. Technisch ausgereifter und verspielter Melancholic Black Metal, dem Gehör geschenkt werden sollte.

Albuminfo

Punkte

 

3/5

Label

Aeternitas Tenebrarum

Veröffentlichung

11/2006

Format

CD

Land

Genre

Black Metal