Gjenferdsel sind zwar nicht der neue Überhammer schlechthin, aber sie sind noch weniger die zweihundertdreiundsiebzigste norwegische Schwarzstahltruppe, die es nicht braucht. Der Grund dafür liegt im Charme, den ihr Debüt ausstrahlt.

Wer bisher gedacht hat, dass norwegischer Schwarzstahl blitzschnell und melodiearm sein muss, hat sich noch nicht mit den drei Mannen von Gjenferdsel befasst. Ihre hochmelodische Schwarzstahlessenz greift zu höchst geradlinigen und frugal gestrickten Stilmitteln und formt so Riff um Riff Stücke, die auffallend ohrfreundlich inkorporiert wurden. Nicht selten werden Gitarrensequenzen repetiert und erreichen so nicht nur die Aussenhaut des Trommelfells, sondern setzen sich tief in den Gehirnwindungen fest. Für Black Metal äusserst untypisch kann man hier geradezu von einer Harmonieschwämme sprechen, die sonst vor allem paganistische Truppen verlauten lassen. Die Klänge passen so zum schwarzidyllischen Beibuch wie die Kälte zum Eis. Nicht nur die Einfachheit und Repetition sorgen für eine unerwartet tiefe Anmut. Es sind akustische Transversalen in "Chapter II" oder dezente Frauenchoräle bei "Dödshymne", die "I" zu Abwechslung jenseits jeglichen Bombasts inmitten eines Meers tiefschwarzer Schlichtheit verhilft. Tieftöner, Raffelaxt und vergleichsweise seltenes Geschrei verbinden sich hier zu einer Klangwelt, die gleichzeitig melodiös, aber dank einem Hang zum Primitiven alles andere als kitschig wirk.

Man mag Gjenferdsel vorwerfen, dass sie mit ihrem Hang zur Melodie und zu bedächtigeren Passagen für zu wenig Durchschlagskraft sorgen und sich etwas gar oft selbst auf die Finger schauen. Für den geneigten Hörer dürften die Stücke jedoch eine anständig nachdenkliche Depressivlaune mitbringen.

Albuminfo

Punkte

 

3/5

Label

Ketzer Records

Veröffentlichung

12/2006

Format

CD

Land

Genre

Black Metal