Na endlich - nach langer Zeit mal wieder eine Black Metal-Veröffentlichung, die sich dem Suizid, der Depression und der Misanthropie widmet.
Sael aus Frankreich sind diesmal dafür zuständig, uns den Lebensmut zu rauben und uns von der ebenso umgehenden wie freiwilligen Passage in die ewigen Jagdgründe zu überzeugen.
Diese Zuständigkeit erfüllen sie mit ihrem ersten 'Lebens'-zeichen, der EP "Ocean".

Schlägt man das nur vierseitige Booklet auf, so sticht sofort das aufwändig gezeichnete Bandlogo ins Auge, welches mit vielen Erhängten sowie scheinbar einer stilisierten Rasierklinge aufwartet - so weit, so gut.
Schon mal nicht verkehrt, ein paar Galgenmännchen und ne Rasierklinge ins Felde zu führen.
Auch das Schlecht-Wetter-Coverartwork ermüdet die Lebensgeister nicht unwesentlich - optisch also die Mission erfüllt.
Instrumental gehen Sael nun einen interessanten, beinahe tollkühnen Weg:
Anstatt langsame, stampfende Rhythmen zu verwenden und dazu eine wehklagende Stimme tönen zu lassen, wie man es von Material derartiger Prägung eigentlich hätte erwarten können, prügeln sich die fünf Franzosen schier die Seele aus dem Leib und fahren variable Vokalarbeit à la Dimmu Borgir auf.
Dies führt dazu, dass sich meine Lust zu sterben schleunigst in Luft aufgelöst hat und ich die nicht vorhandene Matte kreisen lasse.
Ohne Unterlass knüppeln Sael durch die Botanik, das Schlagzeug hängt fix an der Nadel des Double-Bass, die Gitarren frickeln imposante Riffs vom Stapel.
Vier Kompositionen, die es auf eine ansehnliche Spielzeit von einer guten halben Stunde bringen, werden nach diesem Strickmuster gefertigt.
Ineinandergehäkelt werden die Stücke von getragenen Passagen und Samples, denen zu Gunsten der wilden Raserei jedoch nach jeweils nur wenigen Akkorden die Luft abgedrückt wird.
Die weitestgehend geschliffene Produktion stärkt diesem Wechselspiel den Rücken und formt "Ocean" zu einem akustischen Einklang.

Wenngleich die suizidale Thematik von einer musikalischen Themaverfehlung umgesetzt wird, punkten Sael dennoch mit spritzigem Songwriting und ausgewogenem Arrangement.
Nein, schneller, aggressiver Black Metal ist nichts Neues - und danach klingt "Ocean" auch nicht.
"Ocean" klingt nach einem gewöhnlichen Schwarzmetallkonstrukt, dessen Esprit den Hörer unbeabsichtigt aus der Lethargie reisst und die Lebensgeister aufblühen lässt.
Wollt ihr wohl tanzen, solange ihr es noch könnt!?

Albuminfo

Punkte

 

3/5

Label

Pictonian Records

Veröffentlichung

9/2008

Format

CD

Land

Genre

Black Metal