Der äussere Eindruck lockt mit Klischees im Überfluss: Ruinen, Mond, Nebel, Corpsepaint, Nieten, Patronengurte - genau die richtige Scheibe also für Traditionalisten wie mich.
Folgerichtig landet "Lunar Eclipse, Chaos To The Ruin" von Cataplexy schleunigst in meinem CD-Player - und los geht das Feuerwerk.

Durch und durch nordische Black Metal-Wirbelstürme beherrschen die Szenerie und ich zucke zusammen, als ich herausfinde, dass Cataplexy aus Japan und somit so gar nicht aus Skandinavien stammen.
Beeinduckt und fasziniert ob der mörderischen Herangehensweise an die schwarzmetallische Thematik lausche ich den neun Singspielen gebannter als üblich - nie hätte ich einer asiatischen Formation eine derart eisige Rohheit zugetraut, wie sie auf vorliegendem Silberling Verkörperung findet.
Pausenlos treibend prasseln bedrohliche Gitarrenriffs auf mich ein, wie beschrieben auf den Spuren nordischer Ikonen der Marke Horna und Satyricon, die besonders mit ihren Frühwerken eine vergleichbare Kälte ausstrahlen konnten und hörbar Pate gestanden haben.
Halsbrecherisch und doch melodisch und melancholisch - so lautet das Erfolgsrezept von Cataplexy.
Tragender Balken hierbei ist die brachiale Schreistimme von Kreischhals Koshiro Matsuo, die zu den gewaltigsten ihrer Art zählen dürfte und die Temperatur des Albums weiter in den Keller schickt.
Das Songwriting wurde einfach und überschaubar angelegt - will heissen, jedes Lied begnügt sich mit wenigen, nachvollziehbaren Rhythmen; dennoch wirken die neun Kapitel als eigenständige Hymnen auf den Hörer ein und entwickeln schon nach kurzer Zeit Ohrwurmqualität.
Inwieweit der gute Hakuja, der in unseren Breitengraden dank seines Scheibchens "Legacy" ein Begriff sein könnte, in den kreativen Prozess eingebunden war, lässt sich nicht nachvollziehen - offiziell bedient der Herr nämlich nur die Live-Gitarre bei Cataplexy.
Sehr fein spült die Produktion meine Gehörgänge frei, die nicht minimalistisch, sondern kraftvoll und roh die Fäden zieht und jedes einzelne Riff zum Geniestreich macht.

Mein Kompliment!
Japan zieht nach Sigh mit Cataplexy endlich ein zweites Ass aus dem Ärmel.
Misstrauische Gemüter dürfen sich anhand "Lunar Eclipse, Chaos To The Ruin" von der Qualität der asiatischen Klangküche überzeugen und sich missionieren lassen.
Ich ziehe meinen Hut vor diesem Ausnahmewerk und warte ungeduldig auf weiteres Futter für die Ohren!

Albuminfo

Punkte

 

4/5

Label

Twilight

Veröffentlichung

2/2009

Format

CD

Land

Genre

Black Metal