Klage ist eines jener typischen Black Metal Solo-Projekte. Schüler, Heimstudio, Langeweile, Pubertät. Scheint es zunächst jedenfalls. "Die Weihe des Eises" kommt allerdings in einem ansehnlichen Digipak, nett anzusehen mit minimalem Layout; zweckdienlich und trotzdem ein Augenfang für Personen aus dem einschlägigen Hörerkreis.

Geboten wird auf dieser Scheibe allein ein einziges Stück von monumentaler Länge (die limitierte, normale Version kommt mit 3 weiteren Liedern). Ganze 24 Minuten am Stück besäuselt uns der Herr Algar hinter Klage. Faktisch handelt es sich bei dem Dargebotenen um sehr rauen, frostig produzierten Black Metal der ganz alten Tape-Schule. Die Gitarren durch einen billigen Overdrive gejagt, das untergehende Schlagzeug hämmert irgendwo erahnbar im Hintergrund herum, kaum Druck hinter den einzelnen Spuren. Freunde dieser Spielart finden hier ein Leckerchen vor, gar keine Frage.
Während des gesamten Monumentalstückes schlägt immer mal wieder seicht eine andere Richtung ein. So betritt der Hörer etwa nach der Hälfte des Liedes ein anderes musikalisches Ufer. Über eine Brücke aus netter, melancholisch-melodischer Gitarrenrieselei im herunter gedrehtem Downtempo schreiten wir hier, die Stimme vom Alleinunterhalter setzt aus und die Instrumente kommen zum Zug.

Und vor allem hier liegen die Stärken der vorliegenden Frostscheibe. Sehr saubere, ergreifende Arbeit an der Atmosphäre. Leicht zu hörende Kost, astrein geniessbar in jeder Situation.
Nach 19 Minuten tritt der Herr nochmal durch. Das Schlagzeug setzt zu den ursprünglichen, flinkeren Klängen an, die Vocals setzen wieder ein und verkünden Greul und bittere, wenn auch beherrschte Wut per rauer Kratzkehle; nur selten sind die Worte klar verständlich.

Beherrschte Wut. Das Stichwort. Denn was "Die Weihe des Eises" vor allem von den alten Schwarzstahlwerken unterscheidet, ist der Fakt, dass Algar seine subjektive Essenz des Schwarzmetalls sehr reguliert ausstösst. Die Brutalität ist nicht grenzenlos, die offensichtliche Aggression beschränkt sich auf nahezu Messbares. Zwischen den Zeilen liegt die Gewalt, die Algar dem Hörer vermitteln will. Ein gewagtes Unterfangen, setzt das Verständnis dieser Botschaft doch vorraus, dass man sich zunächst musikalisch mit dem Material auseinandersetzen mag.

Trve-Evil-Fucker des nordstahligen Hassordens werden diese Scheibe auf jeden Fall mögen, denn sie hat alles was benötigt wird, um objektiv relativ wahrhaftigen Schwarzstahl darzustellen.
Primitiv, gewitzt, geladen. Wer sich seltener in diesen Gefilden des Schwarzkunst bewegt, sollte hier auf eine Anschaffung verzichten. Das Werk wird jene erreichen, die es erreichen soll und alle anderen können getrost ohne auskommen. Es ist und bleibt in beiden Fällen ein mittelmässiges Album. Nicht schlecht, nicht herausstechend gut.

Albuminfo

Punkte

 

3/5

Label

Fimbul Productions

Veröffentlichung

11/2009

Format

CD

Land

Genre

Black Metal