Hätte ich mir die tschechischen Blacker von Stiny Plamenu jemals genauer betrachtet und ihre Kunst zu Gemüte geführt, so wäre ich wohl früher auf deren merkwürdige thematische Ausrichtung gestossen:
Man beschäftigt sich nämlich mit der Kanalisation - und nichts als der Kanalisation - na okay, für eine brennende Kirche und ein ausreichendes Kontingent an Verwüstung reicht das Interesse der Pilsener noch aus, aber dann war's das schon mit dem Horizont.
Umtriebig ist man aber in jedem Falle und legt dieser Tage sein bereits fünftes Langeisen dieses Jahrtausends vor - "Mrtva Komora".
Tauchen wir also ab in den wortwörtlichen Pilsener Untergrund und ein in die dunkle Welt von Stiny Plamenu...

Zunächst bin ich leicht verprellt, da ich mir doch wenigstens ein Kanal-Intro oder ähnliches erwartet hätte, doch diesen Kelch lässt man an mir vorbeigehen.
Man beginnt stattdessen sofort mit rapidem Schwarzstahl, der sich in jeder Hinsicht gewaschen hat - ausser natürlich im erneut wortwörtlichen Sinne.
Vertrackte Melodien entstehen aus einer Unzahl verschiedener Elemente, die hochklassig verbunden werden und schon nach wenigen Minuten aufzeigen, dass "Mrtva Komora" eines der späten Highlights des Jahres geworden ist.
Das Fundament liegt im schnellen Geknüppel, eingebracht werden geniale Gitarrenleads und dezente Speedwechsel hin zum Mid-Tempo, die dem Zuhörer erst auffallen, wenn sie bereits wieder rückgängig gemacht worden sind.
Dieses Gestaltungskonzept verfolgt man derart ausschweifend und vielschichtig, dass man auf Pomp, Schnörkel, Keyboards und sonstige Exkurse verzichten kann, ohne Qualitätseinbussen hinnehmen zu müssen.
So spricht es auch sehr für das Album, dass es mir nicht gelingt, spezielle Glanzlichter auszufiltern - man hält sich eisern auf hoher Ebene, was natürlich nur metaphorisch und nicht wortwörtlich zu verstehen ist.
Zuletzt schlägt auch die Produktion in jene Kerbe und setzt der Scheibe die Krone auf.

Trotz der befremdlichen Attitüde, sich mit Gummistiefeln und Corpsepaint in den heimatlichen Kanälen ablichten zu lassen, landen Stiny Plamenu mit "Mrtva Komora" einen Volltreffer.
Wer aufgrund der gegenwärtigen Situation vergessen hat, wie Black Metal klingen muss, der darf sich anhand des vorliegenden Silberlings ein Blick in Richtung der Wurzeln verschaffen - was nicht heissen soll, dass man unmodern klingt, man klingt eben einfach nicht modern - und genau hier liegt die Stärke von Stiny Plamenu.
Der Weg weist also eindeutig nach oben - nicht im wortwörtlichen Sinne, selbstverständlich...

Albuminfo

Punkte

 

4/5

Label

Naga Productions

Veröffentlichung

12/2009

Format

CD

Land

Genre

Black Metal