Aherusia heissen die Jungs und das Mädel, um die es heute geht und sie kommen aus Griechenland. Schon seit 1997 macht man symphonischen Black Metal und hat dabei eine Hülle und Fülle an Bandmitgliedern verschlungen, die Metallica vor Neid erblassen lassen würde. Allerdings haben die in den letzten 12 Jahren auch mehr als nur eine EP released, auch wenn sie das hätten sein lassen können, aber das steht hier, zum Glück, nicht zur Debatte.
Das Line-Up von Aherusia lässt mich zunächst halb interessiert aufhorchen, so wird die Pflichtbesetzung für pseudo-künstlerische Black Metal Bands, ein bis zwei Gitarren, hier zwei, Bass, Gesang, Schlagzeug und das unvermeidliche und doch verhasste Keyboard, hier um eine kreterische Lyra erweitert, ein Streicher macht zwar noch kein Symphonieorchester, hat aber auf jeden Fall schonmal mehr Wirkung als nur ein Synthesizer. In der Theorie.

Wie das so mit Theorien ist, sieht die Praxis meistens anders aus, hier aber nicht. In der Tat habe ich den Eindruck, dass Aherusia die letzten zwölf Jahre ohne Veröffentlichungen sinnvoll genutzt haben, so zeigen sie jetzt statt einem Berg von uninspirierten, im Keller aufgenommenen Demotapes, kompositorische Tiefe und Abwechslungsreichtum vor, die mich zwar nicht vom Hocker hauen, weil es einfach nicht meine Musik ist, aber es dennoch schaffen, mich zu faszinieren.
Denn das was geboten wird ist weit von all den Klischees entfernt, die Bands mit dem Anspruch "symphonisch", was auch immer das sein soll, sonst so zeigen. Zunächst einmal verzichtet man auf den Einsatz einer gescheiterten Opernsängerin, die keine bessere Beschäftigung fand und setzt auf teils gekeiften, teils klaren maskulinen Gesang. Des weiteren lassen die Keyboard bzw. Synthesizer Arrangements gnädigerweise auch mal Platz für andere Instrumente und schaffen es auf eine interessante Art und Weise zusammen mit der Lyra das Geschehen zu dominieren, während die Gitarren unterstützen, treten jedoch für den einen oder anderen Leadpart auch mal in den Hintergrund zurück. Wirklich gelungen! Besonders hervorheben möchte ich hier noch die eher ausschweifenden, von klarem Gesang begleiteten Melodiepassagen, ich hätte nie gedacht, dass mir sowas gefallen könnte. Produziert ist das ganze entsprechend ansprechend.

Besonders die Clean-Gitarren und die Lyra gefallen mir vom Klang her besonders gut, beim Synthesizer ist das so eine Sache, er ist hier wohl nötig, aber ich werde ihm trotzdem keinen Heiratsantrag stellen. Auch die anderen Instrumente sind allesamt gut produziert und nichts geht im Mix wirklich unter. Was ich stellenweise vermisse ist der Bass, aber als jemand der selber Bass spielt kenne ich das traurige Schicksal dieser Instrumentengattung leider viel zu gut.

Alles in allem bin ich von "And The Tides Shall Reveal The Traces" auf vollkommen positive Art und Weise überrascht. Niemals hätte ich es mir ausmalen können, dass Symphonic Black Metal auch gut oder zumindest annehmbar sein kann. Wem ich das Album letztendlich empfehlen kann, weiss ich nicht so genau, ich nehme an Kuriositätensammlern und Freunden von symphonischem Black Metal, falls jemand an sowas Freude findet.

Albuminfo

Punkte

 

2/5

Label

Emotion Art

Veröffentlichung

1/2010

Format

CD

Land

Genre

Black Metal