Immer wieder sucht sich das Genre Black Metal Zuflucht in bis dato unentdeckten Gefilden intellektueller Abart, um dem üblichen Satanszauber zumindest periphär zu entfleuchen.
Nachdem inzwischen auch die depressive Schiene von einer Unzahl dunkelgeistiger Vertreter befahren wird, bietet die Ausreise ins Abseits des Irrsinns einen weiteren Strohhalm, an den zu klammern sich lohnen könnte - allzu viele Akteure sind auf diesen Trichter nämlich noch nicht gekommen.
Animo Aeger aus der deutschen Hauptstadt hingegen springen flugs ins noch recht leere Boot mentaler Konfusion und präsentieren mit "Impuls" das erste thematische Knallbonbon psychischer Abgründigkeit.

Dabei zeichnet sich die Akustik aus durch eine üppige Schnittmenge von Depressive und Atmospheric Black Metal, will heissen, die klagende Stimme kombiniert mit mageren Melodien trifft auf agiles und finsteres Songwriting, also auf schnelles Tempo und eingängige Gitarren.
Da auch rockige Parts auszumachen sind und der abrupte Wechsel von Geschwindigkeit und Melodie viele Ecken und Kanten ins Geschehen drängt, möchte ich einen stilistischen Vergleich ziehen zu einer Melange aus Throne Of Ahaz, Shining und Eindig, angereichert mit einem Schuss Bethlehem und einer Prise Belmez.
Handwerklich umgesetzt wird diese bizarre Zusammenkunft ausbaufähig, denn sowohl die Gitarre wie auch das Schlagzeug bleiben zwar im Ohr hängen, taumeln aber durchweg durch die Botanik und entlassen bisweilen doch arg schräge Klänge in Richtung der Hörerschaft, was trotz der irren Thematik doch störend wirkt und mit etwas Geduld und Spucke patenter hätte bewerkstelligt werden können.

Am Ende der knappstündigen Erlebniswelt "Impuls" steht der Konsument jedenfalls am Abgrund seiner Individualität, quasi am Scheideweg von Existenz und ewiger Leere - und sollten Animo Aeger dieses Ziel verfolgt haben, so werden sie sich über meine Worte sicherlich freuen, denn ich habe sie durchschaut, die sieben Singspiele - wobei meiner Auffassung nach das Vorrecht für blödsinnige Liedtitel den Mannen um Jürgen Bartsch obliegt.
Jeder maskierte Blinde sollte diese Scheibe besitzen.

Albuminfo

Punkte

 

3/5

Label

Ashen Productions

Veröffentlichung

4/2010

Format

CD

Land

Genre

Black Metal