Sael aus Frankreich haben beachtenswerte Vorarbeit geleistet für ihr Debut "The Sixth Extinction", dessen Zeit nun gekommen ist, die Menschheit mit akustischem Zorn und drückender Wehmut zu unterjochen.
Mitmischen tun wie gehabt Mitglieder namhafter Bands wie Secrets Of The Moon, Negura Bunget und untergrundigen Geheimfavoriten wie Annthennath und Odem Arcarum - Multikulti steht also auf dem Programm und färbt das Tonmaterial beeindruckend bunt.

Zwar stösst mich gleich der Opener "Being Judas" ein Stück weit vor den Kopf, da er aufzeigt, wie Black Metal in meinen Ohren nicht angelegt werden sollte - herrlich treibende Galopp-Abschnitte werden jäh abgerissen von drögem Schneckentempo; ein Stilmittel, welches ich nicht nur weder nachfühlen noch nachvollziehen kann und dessen Verwendung den roten Faden ein ums andere Mal überflüssigerweise durchschneidet.
Und doch sollte ich Sael anbeten, ich sollte niederknien und mich in den Staub werfen vor einer Truppe, der die Genialität förmlich aus den Augen strahlt und die ein Album präsentieren, dem ich aktuell kein anderes Werk vorziehen würde.
Ich habe versucht, das Haar in der Suppe zu finden - und es ist mir gelungen.
Aber dieses Haar ist ohne Bedeutung; ein kleines Manko, welches an seiner eigenen Geringfügigkeit verhungert und bereits nach wenigen Minuten abgestorben ist.
Was sich stattdessen auftut ist ein Panorama, dessen Pracht und düsterer Zauber mir die Fesseln anlegt und mich eine dreiviertel Stunde lang vergessen lässt, wie eintönig der Schwarzmetall sein kann.
Immer wieder reissen mich die atmosphärischen Gitarren aus meinem Traum, das Schlagzeug rotiert dauerhaft, gelegentlich bricht ein Akustik-Part durch den Sturm und verdrängt die grässlich-leidenschaftliche Schreistimme zugunsten einer gnädigen Verschnaufpause, die man nutzen sollte um sich vor Augen zu führen, dass man ein kompositorisches Meisterwerk vor Ohren hat.
Mal rockig wie "The Venom" oder schlichtweg abgrundtief wie der komplette Rest - Sael statuieren ein Exempel perfekten modernen Black Metals, wie er in allen diesbezüglichen Lehrbüchern, so es denn welche gibt, nachzulesen sein sollte.
Auch klanglich geht man in die Vollen und bauchpinselt die Hörerschaft mit Transparenz und Knalleffekt.

Sehr gerne spreche ich einen Kaufbefehl für "The Sixth Extinction" aus, denn wer derart begnadet ans Werk geht wie Sael, der verdient nichts als Lob in den höchsten Tönen!
Handwerklich hervorragend, kompositorisch ohne Fehl und Tadel und mehr als nur eine runde Sache!
Meisterklasse!

Albuminfo

Punkte

 

5/5

Label

Pictonian Records

Veröffentlichung

7/2010

Format

CD

Land

Genre

Black Metal