Was hat sich getan? Zumindest in der Besetzung schonmal nichts grosses, wie es damals von "Mit Raben..." auf "Zwischen den Welten" noch der Fall war. Wem diese beiden Veröffentlichungen an dieser Stelle kein Begriff sind – nicht weiterlesen. Immerhin haben wir es bei jenen zwei Werken der Schwarzwälder von Aaskereia mit den grandiosesten Veröffentlichungen des deutschen Schwarzmetalls der letzten Jahre zu tun. Gottverdammte sechs Jahre sind seit der EP "Zwischen den Welten" vergangen und dann verkündete das infernale Sextett vor einigen Wochen plötzlich das Release von "Dort, wo das alte Böse ruht". Überraschung!

Könnte daran liegen, dass die Karlsruhe prinzipiell einen dezenten Scheiss auf Öffentlichkeitsarbeit geben, was nicht zuletzt die raren Interviews mit ihnen beweisen. Egal. Was nun zählt, ist dass ich das neue Album jener deutschen Truppe in den Händen halte, die in den letzten Jahren täglich meine Ohren beschallte.

"Leichenhexe" eröffnet ihr erstes Zeichen musikalischer Produktivität seit sechs Jahren. Erster Bonus, kein beschissenes Intro. Die charakteristische Akustikgitarre durchzieht sägende Riffs. Die Drums blasten merklich stärker als man es von Aaskereia bisher kannte. ‚Ganz nett’, denke ich mir, noch etwas skeptisch.

Nass wird meine Hose dann bei "Der Waldteufel". Verdammt nochmal, was ist das bitte für ein saugeiles Eröffnungsriff? Dazu Grims altbekannter heroischer Klargesang, den wir aus alten Stücken wie "Gedanken" noch kennen. Fafnir tritt die Pedale bis zum Anschlag durch und hämmert auf seine Snare ein. Auch das perfekte Zusammenspiel von E-Bass und Akustikgitarre parallel zur frostigen Stromgitarre gelingt den Württembergern wie früher.
Mir kommen die Lyrics leider etwas zu kurz. Schwer verständlich waren sie bei Aaskereia zwar schon immer, wenn man sie hier aber schriftlich vor sich liegen hat, fällt auf, dass die Intensität der lyrischen Ergüsse etwas abgenommen hat. Mir fehlt das mysteriöse, vor Adjektiven strotzende Etwas, dass auf den Vorgängern noch die Fantasie des Hörer stimulierte.

Neu ist auch, dass Aaskereia uns mit diesem Album das erste Mal die Möglichkeit bieten, Vergleiche anzustellen. So fühle ich mich beispielsweise stellenweise an Imperium Dekadenz erinnert; Grund dafür dürfte der neue, kristallklare und von schmutzigen Gitarren bereinigte Sound sein. Was ist noch neu? Epische Langstücke von 12 Minuten Spielzeit ("Als der Blick erlosch") mit Regen- und Vogelrufsamples. Atmosphärisch. Aber kein Meisterstück. Auf Ambiente wird auch im Instrumental "Winter" gesetzt – der rauschende Wind wird begleitet von den Klängen einer Akustikgitarre; mystisch und Balsam für die garstige Seele des Hörers.

Also – 6 Jahre sind vergangen. Ich hab die Scheibe lange erwartet und wie stehe ich nun da? Ein klein wenig enttäuscht. Das "neue" Mastering hebt zwar die grandiose Bassarbeit von Morgoth hervor, lässt aber die zuvor markanten Ausbrüche an Drums und Akustikgitarre etwas verloren im Mittelfeld versacken. Die alte, ungezügelte Wut ist einer intensiveren Atmosphäre gewichen. Im Feld deutscher Schwarzkunst stellt "Dort, wo das alte Böse ruht" ein überdurschnittlich gutes Ding dar, im Vergleich zu den vorherigen Veröffentlichungen der Karlsruher allerdings ein weniger grossartiges Werk. Ein paar einzeln herausgegriffene Stücke hier werden ewiger Einkehr in meine Favoritenplaylist bekommen.

Albuminfo

Punkte

 

4/5

Label

Eigenproduktion

Veröffentlichung

4/2011

Format

CD

Land

Genre

Black Metal