Die aus Österreich stammenden Rauhnacht haben 2010, noch im Jahre ihrer Gründung, ihren Erstling unters Volk gebracht, welcher visuell von der ersten Sekunde an überzeugt. Denn die CD kommt in der Aufmachung einer 7inch, bietet gelungene, leicht düster anheimelnde, schwarz-weiss Bilder. Im Innenteil sogar ein Bild, dass sich über alle drei Faltstücke erstreckt.

Musikalisch bewegt man sich in den Breiten des paganen BM. Die Band selber beschreibt ihre Musik als alpinen BM, da sowohl alpine Instrumente gespielt werden als auch textlich und kompositorisch starke Anlehnung an Sturmpercht, dem Begründer der alpinen Folkmusik, bestehe.
Ob dem so ist, kann ich auf Grund meiner Unkenntnis nicht bewerten.
Auffällig ist jedoch, dass Rauhnachts Musik schon sehr eigentümlich ist. Das Eigentümliche selbst ist schwer in Worte zu fassen, wenn überhaupt lässt es sich im Kontext penibler Detailverliebtheit beschreiben. Besonders gut ist diese in der Instrumentierung und der Einbringung klanglicher Elemente, wie Windhauchen oder der typischen Akustik von Tropfsteinhöhlen zu erkennen, welche nicht wie üblich aus dem Rechner kommen, sondern tatsächlich an ausgewählten Orten zuvor aufgenommen wurden, um dann als Samples genutzt werden zu können. In Verbindung mit den Basis bildenden tragenden Passagen, den rockigen Midtempo Riffs und dem darüber wütenden, gut verständlichem Gekeife des Sängers, verströmt die Scheibe eine tiefgründige Authentizität. Vereinzelte Chöre und kurze Uptempo Momente bereichern das Werk abermals und sind ebenso wichtig für das atmosphärische Bild wie die gezupften Gitarren, die viele Stellen begleiten oder gar bestimmen.
Was hier kredenzt wird ist nicht von Grund auf neu, mir bisher allerdings so nicht untergekommen.
Nicht jedes Lied ist ein Hit, dessen ungeachtet im Gesamtwerk stets am rechten Platz.
Das für mich deutlichste Manko ist die Art des Kreischgesangs, welcher nahe am Gesprochenen liegt. Nach einiger Zeit stört diese Monotonie, schafft es aber nicht das Album an sich madig werden zu lassen.

Das Titelstück ist nicht nur sehr eingängig, es spiegelt auch einen Grossteil der Bandbreite wider. In ihm tauchen reine schwarzmetallische Riffs auf, wie träumerisch Gezupftes, Chöre, kaltherziges Gekeife und gen Ende eine perfekte Verschmelzung von Metalgitarren und alpinistischer Instrumentierung.

Fazit: "Vorweltschweigen" ist ein Augen- und Ohrenschmaus und hängt die Messlatte für Zukünftiges ziemlich hoch. Doch mein Gefühl sagt mir: "Da geht noch mehr!" Wer aber im paganen Bereich nach weiteren Schattierungen sucht wird sie hier finden.

Albuminfo

Punkte

 

4/5

Label

Sturmklang / Steinklang Industries

Veröffentlichung

6/2011

Format

CD

Land

Genre

Black Metal