Weder Line-Up- noch Label-Wechsel konnten Dew Scented bisher richtig erschüttern. Kaum eine andere Thrash Metal Truppe kann bei ihrem zwanzigjährigen Jubiläum von sich behaupten, immer noch in die gleiche Kerbe zu schlagen wie zu Beginn - und dies ohne dass ein Gründungsmitglied in der Formation übrig geblieben ist. Obwohl Dew Scented mit all den ganz grossen deutschen Thrash Granaten wie Kreator, Destruction und Sodom bereits auf Tour war, ist es ihnen bisher trotz beständig hoher Qualität noch nicht ganz gelungen in die absolute Top-Liga aufzusteigen. Mit "Icarus" wird sich daran nichts ändern.

Auf der Boston Consulting Group Wachstums-Marktanteil-Matrix dürften sich Dew Scented längst auf dem Cash Cow Feld festgesetzt haben, ist doch bei der fast schon stur dargebotenen Beständigkeit kaum mehr Wachstum zu erwarten. Gleichzeitig ist Dew Scented ein zuverlässiges Zugpferd und knallt uns alle zwei, drei Jahre ein ordentliches Thrash Werk mit dem Anfangsbuchstaben I ins Gesicht. Dieses Mal heisst das Stück "Icarus" und ist eine nahtlose Fortsetzung von "Invocation": Stimmakrobat Leif Jensen schreit sich die heissere Hardcore-Kehle aus dem Hals. Von der Gitarrenseite (wieder mit Marvin Vriesde am Lead und Rory Hansen als Verstärkung) brescht eine hektische Mischung aus modernem Thrash Metal und einer Prise schwedischem Elchtod aus den Lautsprechern. Die Trommelfraktion (Koen Herfst) sichert eine eloquente Frequenz zwischen Schleppgroove und Raserei. Auch von der Klangseite hat sich nichts geändert: "Icarus" wurde wie schon zuvor "Invocation" im Soundlodge Studio mit Jörg Uken (Nightfall , God Dethroned, Suicidal Angels) eingeprügelt. Also alles beim Alten.

Trotz der fast schon repetitiven Standhaftigkeit hält "Icarus" doch noch die eine oder andere Besetzungs-Überraschung bereit. So hat sich Dan Swanö von Edge Of Sanity und Bloodbath als Sänger des Songs "Reawakening" eingeschlichen. Dennis Schneider von Retaliation und Final Breath durfte als Gast Musiker bei den Stücken "The Fall Of Man" und "Perpetuated" Gitarren-Soli beisteuern. Dazu gesellt sich Rob Urbinati von Sacrifice mit seiner Stimme zum Song "Gleaming Like Silver".

Es ist mehr als erstaunlich, dass Dew Scented es wiederum geschafft hat, sich nach grossen Besetzungswechseln neu zu formieren und wieder Gas zu geben. Noch erstaunlicher ist allerdings, dass keiner der neuen Formationsteilhaber es geschafft hat, eigene Akzente zu setzen. Das mag für traditionelle Dew Scented Fans ein Segen sein. Für den objektiven Beobachter wirkt das eher wie eine Kreativitätspause.

Albuminfo

Punkte

 

3/5

Label

Metal Blade

Veröffentlichung

7/2012

Format

CD

Land

Genre

Thrash Metal