Skeptisch. Dieser Gemütszustand fasst meine Erwartungshaltung zu dem vorliegenden Tonträger treffend zusammen. Warum ereilt mich jenes im Fall des Albums "Nom d’une Pipe!" des französischen Soloprojekts Pensées Nocturnes? Eigentlich ist es nur die musikalische Selbsteinordnung, die der Künstler für sein kreatives Schaffen vornimmt: Black Metal mit neoklassischen Einflüssen.
Vaerhohn, seines Zeichens Mastermind hinter dem Projekt der nächtlichen Gedanken, spart auf dem vorliegenden Album jedenfalls nicht mit indirekten Anspielungen (neo)klassischen Musikgebarens und Keulen der direkten Instrumentierung. Die Songs arten dabei häufig in ein ziemlich abstruses Soundkonglomerat aus, beispielsweise in Klezmer-Gefilde wie in Track 2. Absichtlich komplex kommen sie daher, die Stücke - und haben dabei wenig mit dem gemeinsam, was man gemeinhin als Klassik versteht. Vaerhohn bedient sich scheinbar lieber französischer Kammermusik des frühen 20. Jahrhunderts. Besonders scheint er dabei Saxophone, Violinen, Akkordeons und Trompeten zu mögen. Deutlich sind diese Inspirationsquellen jedoch meist nur, wenn sie für sich allein stehen (beispielsweise in "Les Homees à la Moustache" und grossen Teilen von "La Chimère") und nicht auf nachtträumerische Art verfremdet wurden. Der Komplexität an sich kann man durchaus noch etwas abgewinnen, es ist nicht allein die Verwebung zahlreicher Instrumente. Geschickt schafft Vaerhohn es, diese nicht in einem einzigen Soundbrei untergehen zu lassen. Dennnoch: Überladen wirken die Songs; zu erzwungen bestückt mit instrumentalen Akzenten an jeder Ecke. Und dann ist da dieser Gesang - Vaerhohns Griffe zum erhabenen, tiefen Operngesang platschen überwiegend ins Klo, transportieren sie doch scheinbar sowieso keinen Text, sondern dienen nur als Untermalung. Auch die gelegentlichen weiblichen Gastvocals sind völlig daneben.
Die Experimentierfreude auf "Nom d’une Pipe!" erinnert im Zusammenspiel mit dem Songwriting nicht selten an Peste Noires "Ballade cuntre lo anemi Francor". Spaltet jenes Album zwar die Geschmäcker (mir gefällts), dürfte das beim vorliegenden Namen der Pfeife jedoch weniger der Fall sein - die Scheibe verliert den qualitativen Direktvergleich.
Eben diese Experimentierfreude, die einige sicherlich als avantgardistische Vorstösse loben werden, versehe ich mit einem klaren Prädikat - nervig. Vaerhohn legt es einfach zu sehr drauf an. Das Album ist völlig überladen mit zahlreichen Instrumenten, die alle ihre jeweiligen Klangcharakteristika durchsetzen wollen und mit einer aufgesetzten Virtuosität vorgetragen werden - entweder völlig durcheinander, oder in einer Konstellation, die sich meinem ästhetischen Empfinden widersetzt. Chaos kann musikalisch was feines sein, wenn alles dabei stimmt. Momente, in denen auf "Nom d’une Pipe!" Potenzial dazu aufkommt, werden dann meist von den schwachsinnigen Vocals zerstört.
Ich schliesse diese Rezension mit dieser blumigen Empfehlung ab: Wer wissen möchte, wie die Livemusik in einem französischen (Möchtegern-)Bohème-Café klingt, wenn alle Künstler auf Crack und LSD trippen, dürfte bei der vorliegenden Platte mal ein Ohr riskieren. Selbst die Getränke hier schmecken beschissen.
Albuminfo
Punkte |
2/5 |
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Label |
Les Acteurs de l'Ombre Productions |
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Veröffentlichung |
2/2014 |
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Format |
CD |
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Land |
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Genre |
Black Metal |