Pathos, Mollklänge, Schlepptempo und Melancholie: Doom Metal hat ein Schema, welches Anathema, Paradise Lost und My Dying Bride vor Jahrzehnten konzipiert haben. Nur ganz selten, schleppt sich eine neue Truppe in die Qualitätsliga ebengenannter Innovatoren. A Sickness Unto Death kommen mit ihrem Zweitwerk ihren Helden gefährlich nahe.

Warum? Erstens erklingt Tim’s unverkennbare Klarstimme, die A Sickness Unto Death schon nach wenigen Sekunden als diese entlarvt. Stimmlich bleibt er fast immer im Klargesang, nur selten driftet er in Grunzgesang ab. Gesanglich kommen ein paar Sprechsamples unter anderem auch in Russisch dazu. Da die Stimme nicht nur klanglich überzeugt, sondern auch textlich tiefen Sinn vermittelt, punktet A Sickness Unto Death in diesem Zweig.
Zweitens brennen sich die hochmelodiösen, leichtverdaulichen Schleppsongs schnell ins Ohr. Gitarrensoli, eingängige Refrains und mehrschichtige Gitarrensalven enttarnen die Epiker aus Norddeutschen als Harmoniekünstler. Neben purer Anathema-Epik greift der Trupp zwischendurch gekonnt in die Candlemass-Schublade. So entsteht ein stimmiges Gesamtbild, das mit einer wuchtigen Produktion, die nie und nimmer auf ein Heimstudio schliessen liesse.

Warum reicht es dennoch nicht ganz? "The Great Escape" ist einfach etwas zu glatt und hat kaum Ecken und Kanten. Damit sind die Stücke dezent vorhersehbar und überschreiten den Klimax zwischen Eingängigkeit und Repetition das eine oder andere Mal. Alle, die sich zwischen Todesstahl und Schwarzwurzelkapellen wieder einmal der melancholischen Ecke zuwenden wollen, liegen bei "The Great Escape" trotzdem goldrichtig.

Albuminfo

Punkte

 

4/5

Label

TWS - Source Of Deluge

Veröffentlichung

10/2015

Format

CD

Land

Genre

Doom Metal