Membaris sind mehrdimensionale Meister des Versteckens. Denn die Deutschen kursieren seit mehr als zwanzig Jahren im Schwarzmetalluntergrund und liefern ein Wunderwerk nach dem andern. Dennoch blieben die zwei Mannen weitestgehend verschollen. Nach sechs Jahren der Kompletttarnung tauchten die Limburger dann ohne Vorankündigung letzte Woche wieder auf.

«Misanthrosophie» ist roher Black Metal, der sich erneut experimentierfreudig zeigt und eine Exkursion in eine facettenreiche Welt aus Aggression, Hymne und fieser Kraft schafft. Sowohl gesanglich als auch instrumentell eröffnet jeder Durchlauf neue Pfade. Die Schlupflöcher des Erfindergeistes sind nur schwer zugänglich und eröffnen sich nur bei vollem Suchwillen gänzlich. Vergraben in den ungeschliffenen Raffeleinen und dem auffallend trockenen Schlagwerk verbergen sich Schätze musikalischer Genialität. Wer sucht, der findet möglicherweise Vergleiche zu Der Weg einer Freiheit und Todtgelichter. Gerade weil das das Fünftwerk stellenweise unnahbar ist und dann doch wieder ein Seelenstrip zulässt, gelingt ein angeregter Quest durch die Eckpunkte von vier Jahrzehnten des Black Metal, ohne dabei die Vergangenheit zu wenig oder zu stark zu zitieren.

Es bleibt zu hoffen, dass die Truppe nun nicht erneut unentdeckt bleibt, denn Membaris hat mit «Misanthrosophie» eine wahnwitzige Entdeckungsreise voller Nuancen extremen Black Metals geschaffen. Verstecken sollte sich die Formation auf keinen Fall mehr.

Albuminfo

Punkte

 

4/5

Label

W.T.C. Productions

Veröffentlichung

3/2020

Format

LP

Land

Genre

Black Metal