Was für'n Thema? Nein, mal im Ernst. Anathema nicht zu mögen ist ok, Anathema nicht zu kennen eine Bildungslücke. Wenigstens der Name sollte einem etwas sagen, denn bereits seit 1990 scharen die beiden Brüder Vincent (vocals, guitars) und Danny Cavanagh (guitars, vocals) mit leicht wechselnder Besetzung (derzeit sind Les Smith an den Keys und John Douglas an den Drums mit von der Partie) eine immer treuer werdende Fanbase um sich, was sicherlich nicht zuletzt an ihrem aktuellen Sound liegt, der irgendwo im atmosphärischen Rockbereich anzusiedeln ist. Mit dieser Art von Musik können sie natürlich weitermachen, bis sie tot umfallen - mit The Silent Enigma wäre das nicht gegangen.

Und hier wären wir auch schon beim ersten Wendepunkt der Bandkarriere. Der frühere Sänger Darren stieg irgendwann nach Pentecost III aus, was als Konsequenz hatte, dass Vincent die Position am Mikro einnahm. Die damalige Mischung aus bombastischer Aggressivität und atmosphärischer, melancholischer Ruhe liess The Silent Enigma entstehen, eine CD, die man als "Juwel seiner Zeit" bezeichnen könnte. Auch an unserem Mike ist diese Platte nicht vorbeigegangen - und sie hat ihm nicht gefallen, was eigentlich für die Qualität dieser Band spricht, hehe. Für mich persönlich jedenfalls waren das die stärksten Anathema aller Zeiten gewesen.

Vincent entwickelte sich als Vokalist aber dermassen rasch weiter, dass schon bei Eternity klar wurde, dass die Liverpooler eine neuen Marschrichtung einschlagen würden. Mit Alternative 4 zeigten die Briten unmissverständlich, dass die Härte auch in Zukunft mehr und mehr aus dem Anathema Sound verschwinden würde, um dem immer ausgefeilter werdenden Rocksongwriting Platz zu machen.

Anathema sind auf dem besten Weg, eine Karriereentwicklung im Stile von Rush oder Marillion zu vollziehen. Rockgrössen also, die eher im Hintergrund agieren und stets ihre feste Fanbase haben, was ihnen ermöglicht, über viele Jahre hinweg Platten zu verkaufen, egal ob ihre Art von Musik nun gerade hip ist oder nicht. Bei Opeth beispielsweise sind ähnliche Anzeichen erkennbar, und so ist zu vermuten, dass auch diese irgendwann ihr "privates Alternative 4" abliefern.

Aber zurück zu den Briten. Bereits der Opener macht deutlich, dass Anathema die bisherige Richtung weiterverfolgen werden, und die Produktion von Nick Griffith lässt so einige Deja-Vus bezüglich der späteren Pink Floyd aufkommen, ein Name, der im Zusammenhang mit Anathema schon öfters genannt wurde, jetzt hingegen an Bedeutung gewinnt, da Griffith auch schon für die Floyd's an den Reglern gesessen hat. A Fine Day To Exit ist wie alle Anathema Alben ein Stück Musik aus einem Guss. Atmosphärische Keyboards, verträumte Gitarrenklänge (seien es nun die akustische Einlagen, leicht verzerrte Akkordfolgen oder Leadeinsätze), samtweiche, cleane Vocals (hauptsächlich durch Vincent vorgetragen, manchmal aber auch zweistimmig mit Danny als Begleiter aufgewertet) und melancholische, sauber ausgearbeitete Melodien - das sind die Eckpfeiler, auf denen A Fine Day To Exit basiert. Dabei stechen vor allem folgende Anspieltips heraus: Pressure und Release (tolle Melodien, sehr entspannte Grundstimmung) sowie Barriers (superbe intergrierte female Vocals als Zweitstimme).

Mehr muss man zu A Fine Day To Exit wohl nicht sagen. Love it or hate it - Anathema ist eben nicht für alle und jeden, genügt jedoch unbestritten auch den höchsten Qualitätsanforderungen.

Albuminfo

Punkte

 

0/5

Label

Music for Nations

Veröffentlichung

9/2001

Format

CD

Land

Genre

Rock