Wenn es Schweizer Bands gibt, die sich im Ausland einen Namen machen können, dann sind es meist solche aus dem Hardrock Sektor. Richtig derben Acts bleibt diese Chance in der Regel vergönnt.

Nicht so Cataract, deren offizieller Erstling Golem (2000) über ein amerikanisches Indie-Label namens Ferret Music veröffentlicht wurde (die LP Version gab's damals über Lifeforce zu beziehen). Es ist zu vermuten, dass über diesen Kontakt auch die drei-wöchige Amerika-Tour organisiert wurde. Immerhin! Welche Band aus dem "Schwizerländli" kann schon sowas vorweisen? Die weitere Gefolgschaft erspielte man sich durch zahlreiche Minitouren innerhalb Europas.

Martyr's Melodies stellt quasi die "EP vor dem Sturm" dar, einem weiteren Longplayer also, der übrigens im Herbst herauskommen soll. Stilistisch kann man Cataract wie folgt beschreiben: Sie sind laut, sie sind hart, und manchmal sind sie auch schräg. Metalcore nennt man das heutzutage. Zwar ist kaum eine andere Genrebezeichnung so schwammig wie diese, aber auf der anderen Seite ist das wohl auch die Eigenschaft, die den Metalcore ausmacht, denn schliesslich darf man hier alles rein tun, was irgendwie bolzt.

Und genau diesem Rezept folgen Cataract auch. Da gibt es einerseits diese verbrutalisierten, tieftönenden Hardcoreriffs, eingebettet in eine mächtige Gitarrensoundwand, die zusammen mit den treibenden Midtemporhythmen wie ein Betonsockel im Hörerhirn einschlagen. Andererseits scheuen sich Cataract aber auch nicht, das Tempo immer wieder mal anzuheben, oft eingeleitet durch reine Gitarrenbreaks, die dann nach wenigen Sekunden durch die gesamte Rhythmussektion verstärkt werden, um sofort und umgehend mit Vollgas abzubrettern. Meist liegen diese Uptempopassagen irgendwo zwischen punkigen Hardcoremomenten und Death Metal, aber das ist ja irgendwie das Schöne an Metalcore - so genau kann man das eigentlich nie definieren. Dazu gibt's einen hysterischen Shouter namens Fedi, vereinzelte Doublebassgewitter und jede Menge, schräger Gitarrentunes. Letztere sind ja wohl Pflicht und dürfen auf jedem guten Metalcore Album nicht fehlen.

Someone Does zeigt sich als besonders fieser und dreckiger Track, vor allem weil sich Fedi immer wieder von cleanen zu schreienden Shouts hocharbeitet, die Gitarristen Simon und Gregg ihre Gitarren so richtig schön heraumjaulen lassen und Ricki am Schlagzeug bei den intensivsten Passagen noch ein paar Doublebassdrums dazwischen schiebt. Ziemlich krank, dieser Song, aber einem Metalcore-Verehrer kann's ja bekanntlich gar nicht chaotisch genug sein. Michi am Bass macht sicher auch einen tollen Job, aber das ist nun mal das Schicksal dieser Gilde - kein Mensch redet über die Bassisten. Als weiterer Anspieltip sei der Monstergroover und "real Opener" namens Red Clouds empfohlen. Final Expression ist übrigens eine Coverversion, stammt von der Band Unbroken und wurde erstmals auf einer Split-EP mit Groundwork im Jahre 1993 veröffentlicht.

Aber nun zum Schlusswort. Kurz gesagt ist Martyr's Melodies wie ein Hotelaufenthalt mit Vollpension. Du wirst von vorne bis hinten bestens bedient.

Albuminfo

Punkte

 

0/5

Label

Lifeforce Records

Veröffentlichung

2/2002

Format

CD

Land

Genre

Metal