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Ice
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Beitrag von Ice »

Tja, dann wäre nach deiner Ansicht praktisch jede Person religiös... Aber für mich gibt's einen grossen Unterschied zwischen Religion und Lebensphiosophie. Daher würde mich nicht als religiöse Person definieren...

Denn eine wahre Religion hat auch verschiedene Anhänger und nicht nur eine Person. Das ist einer der grössten Unterschiede. Manche basteln sich schon etwas zusammen, aber nicht ihre Religion, sondern ihre Lebensphilosophie.
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Kain
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Beitrag von Kain »

Das sehe ich genauso.
Was man selbst gleubt ist noch lange keine Religion sondern eben nur der eigene Glaube (oder halt auch Lebensphilosophie).
Religion ist es dann, wenn mehrere Personen das selbe glauben und sich auf gemeinsame Quellen, oder auch Wertvorstellungen, berufen.

Glaube kann individuell sein, Religion meiner Meinung nach nicht.
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Atall
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Beitrag von Atall »

"Wahre Religion" - das Wort kann ich echt nicht mehr hören!

Nach meiner Definition kann man gar nicht sagen, ob eine Person religiös ist oder nicht - ich definiere nicht Leute, sondern Gemeinschaftsstrukturen. Man kann nur sagen, ob Leute solche religiösen Angebote wahrnehmen oder nicht. Und das variiert stark nach momentaner Lust, nach Angebot, nach Lebenssituation.
Fazit: Es gibt keine religiösen Leute, es gibt bloss religiöse Symbolsysteme.


Nach Eurer Definition wären übrigens einsame (christliche) Eremiten/innen nicht "religiös", indische Mystiker/innen auch nicht.

Aber ebenso wenig wäre nach Eurer Definition streng genommen die heutige reformierte Kirche in der CH eine Religion: Denn sie hat keine offizielle Lehrmeinung, die Leute besuchen ihre Veranstaltungen je nach Geschmack, Gebrauch und Laune - und sie bietet ein vielfältiges Angebot aus verschiedenen Traditionen an, von Hebräischkursen über Meditation bis hin zu entspannenden Massagekursen oder Partnerschaftswochenenden.
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Ice
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Beitrag von Ice »

Mann, ich meinte natürlich """""""wahre Religion"""""""... Is es besser so?!?!?

Ansonsten kann man ja kaum über etwas diskutieren...

Und wenn du "christlich" und so meinst, ist das ja eine Person die eigentlich zu einer religiösen Gemeinde gehört. Zumindest, man kann sie zu einer Gemeinde zuordnen. Oder nicht?
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Atall
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Beitrag von Atall »

Holde: Nein! Es gibt einfach keine "wahren" Religionen - weil wahr selbst schon ein religiöser Begriff ist.

Ich kenne einige Leute, die schon lange aus der reformiertern Kirche ausgetreten sind, sich aber dennoch als "reformiert" bezeichnen, regelmässig Bibelstellen lesen und auch Gottesdienste besuchen. Weshalb würdest Du diese Handlungen solcher Leute nicht als religiös bezeichnen, nur, weil sie nicht einer offiziellen Gemeinschaft angehören? Noch extremer sieht das z.B. in Japan aus: Da praktizieren ein Grossteil der Leute shintoistische Rituale, daneben aber auch buddhistische oder andere. Oder im Hellenismus: Da liess man sich bei den Isismysterien einweihen, dann nahm man an einem Kult für Kybele teil, selbstverständlich opferte man seinen persönlichen Hausgottheiten, aber nahm natürlich auch an den Festen der grossen Tempel teil.

Was ich damit sagen will: Nur weil diese Leute nicht einer bestimmten Gemeinschaft angehören, kann ihr Handeln dennoch als religiös angesehen werden.
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Kain
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Beitrag von Kain »

@Atall:
Trotzdem führt man in diesen Beispielen immer eine, von Vordenkern oder Institutionen (=Quellen) festgelegte, rituelle Handlung durch.

Bei Eremiten muss man die Hintergründe ihres Handelns kennen.
Wenn sie sich zurückziehen, weil sie "die Nähe zu Gott" suchen ist das bestimmt eine Handlung, die sich auf Vorbilder aus z.B. der Bibel bezieht. Dann würde ich sie als religiös bezeichnen.

Es könnte ja auch sein, dass sie von anderen Menschen und der Gesellschaft einfach nur total angepisst sind und sich in ihrer Misanthropie in die Einsamkeit zurückziehen (-;

Natürlich hast du recht, wenn du sagst, dass man Religion nicht auf eine simple Definition reduzieren kann, aber man kann versuchen sich einer Definition anzunähern.

Ich würde Religion allgemein als durch den Glauben (nicht unbedingt den eigenen) bedingte, kultische Handlungen beschreiben, wobei es meistens Gemeinschaften sind, die so etwas praktizieren.
Natürlich ist es auch religiös, mehreren verschiedenen Glaubensrichtungen anzuhängen, ohne einer fest anzugehören, wenn man sich der Rituale dieser Glaubensrichtungen bedient.

Wenn ich mich aber, um dem Schrankgeist asdfghjklöä dabei zu helfen eine Banane zu schälen , auf den Kopf stelle und in eine ausgehöhlte Kokosnuss spucke wäre das in gewisser Weise auch eine religiöse Handlung. :wink:
Obwohl es, jedenfalls meines Wissens nach, bis auf Wörter wie "Geist", ohne jeglichen Bezug zu bisherigen Glaubensrichtungen ist...

Wobei heutzutage die religiösen Rituale oft gar nicht mehr durch den Glauben bedingt sind, sondern durch gesellschaftliche Normen.
Als Beispiel könnte man die kirchliche Hochzeit nehmen. Ich schätze, viele heiraten nicht unbedingt kirchlich, weil sie ihre Ehe vor Gott und mit seinem Segen beginnen wollen, sondern weil die Eltern und Verwandten es erwarten...

Als Endfazit fürde ich sagen, Religion hat weniger mit dem Glauben des einzelnen zu tun sondern viel mehr mit den rituellen Handlungen. Wenn jemand wirklich das glaubt, was ihm andere, wie z.B. die Kirche, vorglauben, ohne sich einen eigenen, ganz persönlichen, Glauben zu bilden, ist er meiner Meinung nach sehr arm im Geiste...

Amen (-;

P.S.: Ich hasse es, wenn ich anfange Schachtelsätze zu schreiben...
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Ice
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Beitrag von Ice »

@Atall:
Ich glaube, ich schreibe wohl auf Chinesisch, denn du hast meine Worte wieder falsch verstanden...

Natürlich sind solche Handlungen religiös, weil man sie zu einer religiösen Bewegung zuordnen kann. Dann ist das ganze SICHER religiös und ich hoffe, dass ich nun endlich klar war...
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nesges
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Beitrag von nesges »

Interessantes Thema - und ich denke ihr habt alle Recht mit euren verschiedenen Meinungen zur Definition von Religion. Zu Ende gedacht heisst das, dass Religion nicht definierbar ist, bzw. dass es kaum Sinn macht Religion zu definieren. Religion wird nur von verschiedenen Menschen verschieden erfahren. Der eine braucht feste Dogmen und Strukturen die ihm Halt geben, der nächste braucht den religiösen Slebstbedienungsladen, der seine Individualitaet unterstuetzt, und der nächste braucht halt gar keine Religion.
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Beitrag von Reiser »

Naja Fakt ist, dass ich pers. nicht an irgendeinen Gott im Himmel glaube, was bin ich den nun aber? Bin ich jetzt Agnostiker, Atheist oder doch religiös? :?:
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Ice
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Beitrag von Ice »

Agnostiker sind diejenigen, die zur Frage "Gibt's einen Gott?" ein "Weiss nicht" als Antwort haben, weil für sie weder die Beweise für ein JA, weder für ein NEIN reichen. Hatten wir bei einer Philosophie-Lektion...

Atheisten glauben an keinen Gott, darum wärst du Atheist. Ich gehöre übrigens auch zu dieser Kategorie.

Religiös wärst du nach meiner Definition von Religion nicht...
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Atall
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Beitrag von Atall »

nesges hat geschrieben:Interessantes Thema - und ich denke ihr habt alle Recht mit euren verschiedenen Meinungen zur Definition von Religion. Zu Ende gedacht heisst das, dass Religion nicht definierbar ist, bzw. dass es kaum Sinn macht Religion zu definieren. Religion wird nur von verschiedenen Menschen verschieden erfahren. Der eine braucht feste Dogmen und Strukturen die ihm Halt geben, der nächste braucht den religiösen Slebstbedienungsladen, der seine Individualitaet unterstuetzt, und der nächste braucht halt gar keine Religion.
Nesges: Da kann ich Dir zustimmen. Dennoch: Zumindest auf der Theorieebene sind Rel-Definitionen als Hilfsmittel durchaus sinnvoll - denn nur so kann man klar darlegen, wovon man überhaupt redet. Aber das sind und bleiben natürlich nur immer Thesen. In "Wahrheit" *g* gibts gar keine Religion...
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