Seit seinen Anfängen in den 1980er Jahren ist Black Metal untrennbar mit Okkultismus und Satanismus verbunden...

Seit seinen Anfängen in den 1980er Jahren ist Black Metal untrennbar mit Okkultismus und Satanismus verbunden. Diese Themen durchdringen die Musik, die Ästhetik und vor allem die Texte des Genres. Doch Satanismus im Black Metal ist nicht bloß provokatives Beiwerk oder bloße Rebellion gegen religiöse Normen. Für viele Bands ist er Ausdruck einer tieferen, spirituellen Auseinandersetzung mit der dunklen Seite des Seins und der metaphysischen Suche nach Macht und Erleuchtung. In diesem Artikel untersuchen wir die unterschiedlichen Formen von Satanismus und Okkultismus in den Lyrics des Black Metal und greifen auf Interviews und Textbeispiele zurück, um diese finstere Thematik zu beleuchten.

Satanismus als Philosophie und Glaubenssystem

Im Black Metal wird Satanismus oft als ideologische und spirituelle Grundlage präsentiert, die weit über die symbolische Negation des Christentums hinausgeht. Für viele Bands ist Satanismus eine Philosophie der Selbstermächtigung und des Strebens nach Wissen, oft in Verbindung mit luziferischen Prinzipien des Aufstiegs und der Rebellion.

Watain, eine der prominentesten okkulten Black Metal-Bands, betont in ihren Texten und Interviews immer wieder die tiefe spirituelle Verbindung zu Satanismus und Okkultismus. Frontmann Erik Danielsson erklärte in einem Interview mit "Metal Hammer": „Satanismus ist für uns kein bloßer symbolischer Akt oder eine Pose. Es ist eine lebendige, spirituelle Praxis, ein Pfad der Erleuchtung durch die Dunkelheit.“ Dieser ernsthafte Zugang zeigt sich in ihren Lyrics. In „Legions of the Black Light“ (vom Album "Sworn to the Dark", 2007) besingen Watain die Verehrung Luzifers als Lichtbringer und Rebell.

Hier zeigt sich der luziferische Satanismus als ein Weg zur Transzendenz, auf dem Satan als Befreier und Symbol der Erleuchtung verehrt wird. Der Text beschreibt den Übergang von der sterblichen Welt zu einer höheren, spirituellen Existenz durch die dunklen Mächte.

Auch Dissection, angeführt von Jon Nödtveidt, war eine Band, die den Satanismus als spirituellen Weg zur Erleuchtung ansah. Nödtveidt war Anhänger des Chaos-Gnostizismus, einer spirituellen Philosophie, die das Chaos als Ursprung und Ziel des Universums betrachtet. Auf dem letzten Album der Band, "Reinkaos" (2006), finden sich viele Referenzen auf gnostische und satanische Rituale. Im Song „Black Dragon“ beschwört die Band den Schwarzen Drachen, ein Symbol für die uralte, chaotische Macht.

Nödtveidt selbst sagte in einem Interview, dass das Ziel seiner Musik und seines Lebens der „spirituelle Krieg gegen die Lüge“ sei. Der Satanismus bei Dissection ist also nicht bloß anti-christlich, sondern ein Weg zur Selbstverwirklichung und kosmischen Harmonie durch die Zerstörung falscher Wahrheiten.

Ritualistische Magie und Okkultismus im Black Metal

Neben dem philosophischen Satanismus spielt die rituelle Magie im Black Metal eine zentrale Rolle. Viele Bands verwenden okkulte Symbole und Rituale in ihren Texten, um Macht zu beschwören oder um spirituelle Transformation zu erreichen. Diese Form des Satanismus ist stark von der westlichen okkulten Tradition beeinflusst, insbesondere von Aleister Crowley und der Thelema-Lehre.

Behemoth, die polnischen Extrem-Metaller, verbinden in ihren Texten satanistische und thelemische Prinzipien und beziehen sich oft auf Crowleys Schriften. Frontmann Nergal erklärte in einem Interview mit "Metal Injection": „Für mich ist Satanismus Freiheit, Selbstverwirklichung und die Beherrschung meines eigenen Willens. Es ist nicht nur die Negation von Religion, sondern der Aufstieg über alle weltlichen Begrenzungen.“ Dieser okkultistische Ansatz zeigt sich besonders in „O Father O Satan O Sun!“ (vom Album "The Satanist", 2014), wo Behemoth Satan und die Sonne als Symbole für den ultimativen Aufstieg und die Transformation des Selbst vereinen:  
„Akephalos/Shine through me/Come forth in war/Come forth in peace/Bring down the sun/Extinguish all the stars“

Hier wird Satan nicht als reine Antithese zum Christentum dargestellt, sondern als symbolische Kraft, die spirituelle Freiheit und Erleuchtung bringt. Die Sonne – ein altes Symbol für das göttliche Licht – wird dabei mit Satan gleichgesetzt, was die Verschmelzung okkulter und luziferischer Prinzipien deutlich macht.

Gorgoroth, eine der berüchtigsten norwegischen Black Metal-Bands, haben ebenfalls starke rituell-magische Elemente in ihrer Musik. Ihr Frontmann Gaahl, bekannt für seine tief okkulten Überzeugungen, äußerte in einem Interview mit "Metal: A Headbanger’s Journey": „Ich praktiziere eine Form von Satanismus, die über die religiösen Vorstellungen hinausgeht. Es geht um die Suche nach der wahren Kraft, die in uns allen steckt.“ In dem Song „Procreating Satan“ (vom Album "Twilight of the Idols", 2003) thematisiert Gorgoroth den Akt der Schöpfung durch die Zerstörung: „Our masters return/Praise Satan/Praise Satan/Our masters return“.

In diesen Lyrics wird Satan nicht als bloße Negation dargestellt, sondern als schöpferische Kraft, die durch Zerstörung neue Macht freisetzt. Der Satanismus bei Gorgoroth ist zutiefst ritualistisch und zielt auf die Freisetzung und Erhebung des Individuums ab.

Satanismus als antichristliche Rebellion

Für viele frühe Black Metal-Bands war Satanismus vor allem ein Mittel zur Rebellion gegen das Christentum und die religiösen Institutionen. Dieser antichristliche Ansatz zieht sich durch die Texte vieler Klassiker des Genres, die Satan als Symbol des Widerstands gegen die christliche Moralordnung und den kirchlichen Einfluss in der Gesellschaft verwenden.

Mayhem, eine der einflussreichsten Black Metal-Bands, machte Satanismus und antichristliche Rebellion zum Grundpfeiler ihrer Musik. Auf ihrem legendären Album "De Mysteriis Dom Sathanas" (1994) wird diese Thematik besonders in „Pagan Fears“ deutlich, wo sie das Christentum als betrügerische Macht beschreiben, die die ursprünglichen heidnischen Kulte verdrängt hat.

Mayhem thematisieren in diesen Texten den Aufstieg des Christentums und die Zerstörung heidnischer Traditionen. Satanismus wird hier nicht nur als persönliche Glaubensrichtung präsentiert, sondern als kollektiver Widerstand gegen die Unterdrückung durch religiöse Dogmen.

Marduk, die schwedischen Black Metal-Giganten, verfolgen eine besonders aggressive Form des antichristlichen Satanismus. Auf ihrem Album "Panzer Division Marduk" (1999) geht es nicht nur um spirituelle Themen, sondern um einen gewaltsamen, metaphorischen Krieg gegen das Christentum. Im Song „Christraping Black Metal“ besingen sie die Vernichtung christlicher Symbole und die Rückeroberung der Macht durch Satan.

Die provokative und extreme Bildsprache von Marduk zeigt die kompromisslose Haltung gegenüber dem Christentum und symbolisiert den Satanismus als antireligiösen Krieg. Diese radikale Ablehnung der christlichen Religion ist ein zentraler Bestandteil des Black Metal, insbesondere in den 1990er Jahren, als der Kirchenbrand zu einem erschreckenden Symbol des Widerstands wurde.

Der moderne Satanismus im Black Metal

Während viele der klassischen Black Metal-Bands Satanismus als pure Rebellion gegen Religion und Moral verwendeten, gibt es in der modernen Szene eine wachsende Bewegung, die Satanismus als eine ernsthafte spirituelle und philosophische Praxis betrachtet. Diese Bands, oft beeinflusst von okkulten Traditionen und luziferischen Lehren, sehen Satan nicht nur als Feind der Kirche, sondern als Symbol der Freiheit, des Wissens und der spirituellen Erleuchtung.

Funeral Mist, die schwedische Band um Arioch, verbindet Satanismus mit tiefen, religiösen Fragen. Ihr Album "Maranatha" (2009) enthält Texte, die Satan als spirituelle Kraft und transzendente Entität darstellen. In „A New Light“ beschreiben sie die Offenbarung des Satanischen als Licht, das den Menschen aus der Dunkelheit der Ignoranz befreit.

Dieser Text greift das alte Symbol des „Lichtbringers“ auf und stellt Satan als eine positive, erleuchtende Kraft dar. Satanismus wird hier nicht als destruktiv angesehen, sondern als Weg zur Erleuchtung und Erkenntnis.