Die tiefen Klänge von Black Metal haben seit den frühen 1990er Jahren die Musiklandschaft aufgewühlt und viele Gemüter erhitzt....

Die Klänge von Black Metal haben seit den frühen 1990er Jahren die Musiklandschaft aufgewühlt und viele Gemüter erhitzt. Ursprünglich als Gegenbewegung zum kommerziellen Mainstream gedacht, entwickelte sich das Genre zu einem Raum, in dem das Dunkle und das Extrem gedeihen konnten. Doch es ist eben dieser Raum, in dem Black Metal auch nah an extremen politischen Ideologien vorbeischrammt – insbesondere, wenn es um die Themen Nationalsozialismus und Krieg geht.

Krieg und Gewalt als poetische Faszination

Der Krieg als Symbol für Gewalt, Zerstörung und das ultimative Chaos zieht sich wie ein roter Faden durch viele Black Metal-Lyrics. Bands wie Marduk oder 1349 besingen mit fast religiöser Hingabe das Inferno, das auf dem Schlachtfeld tobt. Hier wird die Kriegsmetapher überdeutlich als universelle Reinigung dargestellt, bei der Blutvergießen und Zerstörung als etwas „Notwendiges“ stilisiert werden. Der Krieg wird hier nicht nur als tragisches Schicksal oder historische Gegebenheit beschrieben, sondern als Katharsis, die die Erde von allem Schwachen und Überflüssigen säubert. Diese Ästhetik, gepaart mit martialischen Bildern, birgt eine verführerische Kraft, die das Publikum sowohl schockieren als auch faszinieren kann.

Doch wo endet die Faszination und wo beginnt die Verherrlichung? Und wichtiger noch: Wie unterscheiden sich diese Erzählungen von bloßer Fiktion und ästhetischem Extremismus, wenn sie sich mit den Schrecken des Nationalsozialismus verbinden?

Die Kontroverse um NSBM (National Socialist Black Metal)

Eine Schattenseite des Black Metal ist das Subgenre des NSBM (National Socialist Black Metal). NSBM-Bands vermischen die nihilistischen und anti-religiösen Themen des Black Metal mit nationalsozialistischer Ideologie, oft garniert mit antisemitischen, rassistischen und fremdenfeindlichen Texten. Diese Verbindungen wurden in den letzten Jahren intensiv diskutiert.

Einer der bekanntesten Fälle ist die Band Absurd, deren Mitglieder in ihrer Jugend an einem Mord beteiligt waren und die später mit NSBM-Ideologie in Verbindung gebracht wurden. Ein kontroverses Beispiel aus ihrem Song „Der Sieg ist unser“:

"Südland wird fallen, wie schon Ostland fielEs auszulöschen, das ist unser ZielIsrael, Juda im Schmutz vernichtet"

Hier wird klar auf nationalsozialistische Ideologie Bezug genommen, indem Deutschland durch Blut und „heiligen“ Kampf wieder zu alter Größe geführt werden soll. Es geht nicht nur um einen Kampf gegen äußere Feinde, sondern um eine quasi-religiöse Läuterung durch Gewalt.

Das schräge solchen Texten ist die Vermischung von Black Metal-Typischen Stilmitteln (Gewalt, Dunkelheit, Chaos) mit klaren politischen Botschaften. NSBM stellt eine bewusste Grenzüberschreitung dar, indem es die Thematik des Black Metal instrumentalisiert, um eine spezifische Ideologie zu propagieren. Die Grenze zwischen Extremismus zur Instrumentalisierung von Kunst wird nicht selten überschritten. Und genau da ist die Problematik. Kunst ist nicht mehr Selbstzweck oder Reflektionsanstoß sondern Instrument. Damit verliert die Kunst ihren eigentlichen inneren Wert.

Interviews: Distanzierung oder ideologische Verstrickung?

Viele Künstler haben sich über die Jahre hin zur politischen Dimension des Black Metal geäußert. Die Meinungen gehen dabei weit auseinander – von klarer Distanzierung bis hin zur bewussten Provokation. Euronymous, der Gitarrist der legendären Band Mayhem, sagte in einem Interview in den frühen 90ern:

"Black Metal is about evil, chaos, and individualism. Politics have no place here."

Diese Aussage reflektiert eine Ansicht, die viele in der Szene teilen: Black Metal als apolitisches, extrem individuelles Genre, das sich vor allem gegen Konformität und Moralvorstellungen richtet. Doch die Realität sieht oft anders aus. Viele Bands und Künstler verwenden ideologische Symbole, sei es aus Provokation oder bewusster Überzeugung.

Varg Vikernes, der Kopf hinter Burzum, ist vielleicht das bekannteste Beispiel. In seinen zahlreichen Interviews und Veröffentlichungen tritt er offen für rechtsextreme, rassistische Ansichten ein. Er betont, dass seine Musik und seine Ideologie untrennbar miteinander verbunden sind. In einem Interview sagte er:

"Black Metal was always about rebellion, and what could be more rebellious than standing against the modern world and its so-called 'values'?"

Vikernes sieht sich als Krieger gegen das moderne, multikulturelle und liberale Europa. Seine Musik wird so zur Klangkulisse eines politischen Kreuzzugs, der sich gegen alles richtet, was er als „verweichlicht“ und „dekadent“ betrachtet.

Die schwierige Trennung von Kunst und Ideologie

Die Frage bleibt, wie die Hörer und die Gesellschaft mit solchen Texten umgehen sollen. Kann und soll man Kunst von Ideologie trennen? Viele Anhänger argumentieren, dass es sich bei den extremen Texten nur um Provokationen handelt – eine Art poetischer Schock, der keine wörtliche Interpretation verdient. Doch was passiert, wenn diese Texte, ob als Provokation gemeint oder nicht, eine Plattform für extremistische Gedanken bieten?

Die Black Metal-Szene selbst ist in dieser Frage gespalten. Einige lehnen Bands mit extremistischen Ansichten kategorisch ab, während andere sie verteidigen, oft unter Berufung auf die Redefreiheit. Doch die Grenze zwischen Kunst und Ideologie wird oft schwammig, wenn die Texte nicht nur von Fiktion und Dunkelheit handeln, sondern von echten historischen Gräueltaten inspiriert sind.

Schwermetall lehnt jegliche Art von Instrumentalisierung von Kunst ab. Insbesondere wenn dies zu politischen Zwecken geschieht.

Schlussfolgerung: Das ewige Echo der Vergangenheit

Black Metal ist und bleibt ein Genre, das das Extreme sucht – in Klang, Ästhetik und Themen. Doch wenn der Krieg, der in vielen Lyrics besungen wird, nicht nur als Symbol für Chaos und Zerstörung, sondern als reale politische Agenda verstanden wird, muss eine Grenze gezogen werden. Musik hat die Macht, Menschen zu inspirieren, aber sie trägt auch Verantwortung.

Die Diskussion um Nationalsozialismus und Krieg im Black Metal zeigt, dass die düsteren Klangwelten des Genres oft mehr als bloß ästhetische Grenzüberschreitungen sind. Sie berühren ethische und politische Fragen, die nicht unbeantwortet bleiben sollten. Denn wo die Grenze zwischen Provokation und Propaganda verläuft, entscheidet letztlich das Publikum – und die Konsequenzen sind real.