Ein ziemlich junger Haufen, diese Exit Leute, und dennoch haben sie mit Bis ans Ende aller Tage eine wirklich beeindruckende Eigenproduktion abgeliefert.Von Dämonen und Kettensägenmassaker...

Ein ziemlich junger Haufen, diese Exit Leute, und dennoch haben sie mit Bis ans Ende aller Tage eine wirklich beeindruckende Eigenproduktion abgeliefert. Von Dämonen und Kettensägenmassaker wollen die schweizerischen Deather allerdings nichts wissen. Daher sind ihre Texte ziemlich realitätsbezogen ausgefallen. Warum Bis ans Ende aller Tage so klingt, wie es eben klingt, warum die Schweizer deutsche Lyrics haben und weshalb sie gerne in der Welschschweiz auftreten, das erzählt Euch Beni, der Gitarrist von Exit. Here we go ...

Erzähl doch mal etwas über die Anfangstage von Exit.

Beni: Begonnen hat alles im 3. Jahr der Sekundarschule, damals noch zu Viert. Wir wollten schon immer die Musik machen, die wir heute spielen, aber damals hat uns noch das Können dazu gefehlt. Daher klang das Ganze am Anfang noch ziemlich punkig. Irgendwann ist dann Kusi, der Sänger, zu uns gestossen.

Ich habe etwas über einen allerersten Song gelesen, der ziemlich schrecklich gewesen sein muss.

Beni: Ach ja, der erste Song ... hehe. Nun ja, damals haben wir das Texteschreiben noch nicht besonders ernst genommen. Also haben wir einfach mal ein paar Zeilen verfasst, damit irgendeiner was zu schreien hatte. Die ersten Songs hat aber niemand jemals zu hören bekommen. Das war eigentlich reines Akkordgehacke.

Wenn ich das Bookletphoto betrachte, scheint es mir, dass Ihr noch ziemlich jung seid. Was ist denn Euer Durchschnittsalter?

Beni: Um die 21 herum. Martin, einer unserer Gitarristen, ist 19. Unser Neuzugang sozusagen, obwohl er eigentlich auch schon fast von Beginn an mit dabei ist. Er ist der Bruder des Bassisten.

Ihr habt lange überlegt, wie Ihr Euch nennen wollt und habt Euch schlussendlich für Exit entschieden, weil Ihr Euch nicht durch den Bandnamen musikalisch limitieren lassen wolltet. Ist es aber nicht gerade in der Schweiz sowieso schon schwierig genug, als Metalband aufzufallen? Wenn irgend jemand Exit hört, dann sagt ihm doch das erst mal gar nichts, oder?

Beni: Das stimmt natürlich. Aber andererseits ist es ein Name, den man sich gut merken kann. Wir haben auch beim Schriftzug darauf geachtet, dass man ihn sofort lesen kann. Es gibt viele Metalbands, bei denen man Probleme hat, den Namen überhaupt zu entziffern. Das mag optisch sicherlich gut wirken, aber wir wollten lieber etwas Schlichtes.

Wie würdest Du Euren Sound charakterisieren, oder anders gefragt, welche Bands haben Euch zu Eurer Musik inspiriert?

Beni: Das ist schwierig zu sagen. Sicherlich kommen viele Einflüsse aus dem Death Metal, aber wir hören uns auch Black Metal und sowas an. Ich persönlich bin ein absoluter Slayer und Napalm Death Fan. Kusi, unser Sänger, mag beispielsweise mehr Black Metal, jedenfalls mehr als ich. Aber schlussendlich hören wir uns die gesamte Bandbreite des Metals an. Ich habe einerseits Biohazard Scheiben, andererseits auch Marduk CDs.

Der Umstand, dass Ihr in Deutsch singt, ist sicherlich auch aussergewöhnlich, jedenfalls für Eure Sparte des Metals.

Beni: Ja, dafür gibt es eigentlich mehrere Gründe. Gute Freunde von uns, Lebewohl, ebenfalls eine Metal Band aus Sursee, haben damit angefangen, obwohl sie eher Doom Metal gespielt haben. Jedenfalls ist das recht gut angekommen. Das war mit ein Grund, dass wir deutsche Texte verfasst haben. Dann ist es sicherlich so, dass man vom Death Metal Gesang sowieso nicht viel versteht, auch nicht, wenn er in Englisch ist. Ausserdem hatte am Anfang niemand von uns ein richtig gutes Englisch. Natürlich, wenn Du als Metal Band Deutsch singst, musst Du viel mehr darauf achten, was Du singst, damit Du nicht plötzlich mit Nazi Bands in Verbindung gebracht wirst. Dem muss man extrem entgegenwirken. Gott sei Dank haben wir damit noch nie richtige Probleme gehabt, obwohl wir schon Leuten begegnet sind, die uns ziemlich cool fanden, von denen wir hingegen nicht eine besonders hohe Meinung hatten. Daher denke ich, dass man mit deutschen Texten besonders vorsichtig sein muss. Wenn man mal ein gewisses Image hat, wird man es fast nicht mehr los.

Ihr habt ja jetzt Euer erstes, vorzeigbares Album draussen. Macht Ihr Euch zu diesem Zeitpunkt schon Gedanken über Eure Zukunft?

Beni: Ja natürlich. Wir schreiben bereits neue Songs, und auch bezüglich der Auftrittsmöglichkeiten können wir uns nicht beklagen.

Was mich erstaunt hat, ist der wirklich gute Sound der Eigenproduktion. Wie habt Ihr denn den so hinbekommen?

Beni: Durch üben, üben, üben. Wir haben 3 mal die Woche über einen Zeitraum von 3 Monaten nur diejenigen Songs geprobt, die dann schlussendlich aufs Album gekommen sind. Wir waren danach so gut vorbereitet, dass wir nur noch ins Studio gehen und unsere Parts einspielen mussten. Zum Schluss wurden an einigen Stellen noch zwei drei Overdubs gemacht, aber danach war die Sache im Kasten.

Aber auch die Produktion ist erstaunlich gut.

Beni: Wir sind vor allem mit dem Ziel ins Studio gegangen, dass die Gitarrenwand sehr viel Druck bekommen müsste. Der Typ, der uns aufgenommen hat, ist ein alter Freund von uns. Er hat uns sehr unterstützt und wusste natürlich auch genau, was wir haben wollten. Die Aufnahmen waren eine sehr positive Erfahrung für uns.

Viele Bands aus Eurem Genre spielen textlich mit den üblichen Splatter- und Fantasystories. Eure Texte sind realitätsbezogener.

Beni: Die meisten Texte habe ich selbst geschrieben. Es ging mir dabei darum, dass jemand, wenn er die Texte liest, etwas damit anfangen kann und ihm das Ganze ein wenig bekannt vorkommt. Er soll sich damit identifizieren können.

Die Texte sind oft nicht 100%ig konkret, aber man kann sich vorstellen, was damit gemeint ist.

Beni: Ich wollte die Texte auch nicht 100%ig konkret verfassen, denn ich denke, dass es eine gute Sache ist, wenn sich jeder ein paar Gedanken dazu machen muss.

Nehmen wir mal Bis ans Ende aller Tage. Da scheint es mir, als ginge es um einen Amokläufer, stimmt's? Und dann gibt es noch diesen Song Krieg. Erzähl doch mal was darüber.

Beni: Bei Bis ans Ende aller Tage geht es tatsächlich ein wenig in diese Richtung. In der heutigen Gesellschaft existiert ein hoher Leistungsdruck, zumindest dann, wenn man sich Perspektiven schaffen will. Ich arbeite viel mit Auszubildenden, die mir manchmal etwas über die Berufsschule usw. erzählen. Es ist schon beachtlich, wie stark sich die Situation im Gegensatz zu der Zeit, als wir selbst noch in die Schule gegangen sind, verändert hat, insbesondere wenn man bedenkt, wie die Leute heutzutage miteinander umgehen. Krieg haben wir geschrieben, als wir den Militärdienst absolvieren mussten. Gegenüber der Armee haben wir eine ziemlich kritische Haltung. Aber darum geht's eigentlich nicht mal. Wir haben dort viele Leute getroffen, die sich damit gebrüstet haben, dass sie, wenn es einen Krieg gäbe, sich ganz vorne hinstellen würden. Dabei dachte ich dann oft, "Euch möchte ich ja dann mal sehen". Das Thema Krieg ist für uns hier etwas Ungreifbares, wovon die meisten Menschen gar keine Ahnung haben. Ein bisschen herumballern mag ja für den Einen oder Anderen witzig sein, aber das ist kein Krieg.

Wenn Du jetzt mal auf die Jahre mit Exit zurückschaust ... was war die beste und was war die schlechteste Erfahrung?

Beni: Die schlechteste Erfahrung waren einige Konzerte, vor allem am Anfang von Exit, nach denen wir uns selbst eingestehen mussten, dass wir total scheisse gespielt hatten, haha. Aber wir haben diese Auftritte auch immer wieder als Ansporn genommen, um mit Exit weiterzumachen. Einige der besten Erlebnisse waren sicherlich die Konzerte im Welschland (französisch sprechende Schweiz - Verf.). Vor allem bei den Auftritten in Yverdon und Sion fiel uns auf, dass die Leute dort viel offener und herzlicher sind. Immerhin waren wir total fremd, mal abgesehen davon, dass wir auf Deutsch singen und uns ohnehin keiner verstanden hat. Aber das Herüberbringen des Grundgedankens hat völlig gereicht, um die Leute zu begeistern. Das fand ich wirklich sehr toll.