Was machen drei Schweden, die irgendwo im Nirgendwo sitzen 
und gerne eine Band gründen möchten? Sie suchen sich erst mal ein paar Leute aus 
dem Verwandten- und Bekanntenkreis, nehmen ein paar Songs auf, schmeissen Leute 
raus, holen wieder neue dazu, komponieren fleissig, probieren mal dies und mal 
das aus, entwickeln irgendwann einen eigenen Stil, festigen das Line-Up und 
legen danach richtig los.
Eine Geschichte, wie sie wohl sehr oft und nicht nur in Schweden passiert. 
Platten wie The Window Purpose "passieren" allerdings weniger einfach so, und 
darum wollen wir an dieser Stelle über das Debut von Wolverine reden.
Die "vor-Wolverine Ära" startete mit einer Band namens Arachnofobia, die von 
Euch beiden sowie Lars Johansson gegründet wurde, welcher wiederum der Onkel von 
Marcus ist. Mikael Zell, Stefan's Bruder, war ebenfalls für kurze Zeit mit 
dabei. Hört sich ja wie "die Kelly Family des progressiven Metals" an. Aber mal 
im Ernst. Erzählt uns doch ein bisschen was über die Zeit vor Wolverine.
Stefan: Es begann damit, dass ich Marcus im Jahre 1992 erzählte, dass ich eine 
Band gründen wollte. Er hatte gerade KISS für sich entdeckt, und ich wollte 
unbedingt den Bass wie Gene Simmons spielen. Zu dieser Zeit wohnten wir in einem 
kleinen Dorf inmitten von Schweden - Lima. Dort gab es nicht viele Musiker, also 
mussten wir uns mit dem begnügen, was in diesem Dorf an solchen zu finden war. 
Darum fragten wir Lars, der nicht nur Marcus' Onkel sondern auch mein 
Klassenkamerad war. Wie Marcus und ich war auch er ein grosser KISS-Fan. Mikael 
war nur sehr kurze Zeit bei uns und wurde durch einen Typen namens Christoffer 
ersetzt. Das war auch der eigentliche Start unserer ersten, "richtigen" Band. Es 
war eine ziemlich unbeschwerte Zeit. Kein Business, mit dem man sich 
beschäftigen musste - nur purer Spass. Ich glaube, damals schrieben wir zwei bis 
drei Songs pro Tag, und wir liebten sie wirklich alle. Wenn Du Dir heute das 
alte Material anhören würdest, fändest Du den Sound erschreckend. Aber damals 
kamen uns die Songs wie Meisterstücke vor. Wir spielten danach mit verschiedenen 
Line-Ups und gründeten auch noch weitere Bands, nachdem Arachnofobia 1995 
aufgelöst wurde. Irgendwann endete dies alles in Wolverine.
Eine andere, wichtige Person in der Geschichte Eurer Band war wohl Björn 
Renström. Er starb 1997 bei einem Autounfall, was ein grosser Verlust für Euch 
war. Lebt sein "Spirit" aber dennoch in der aktuellen Musik von Wolverine 
weiter?
Stefan: Ich kann ehrlich sagen, dass sein "Spirit" in unserer aktuellen Musik 
immer noch vorhanden ist, auch wenn er einen anderen Musikgeschmack und eine 
andere Sicht in Bezug auf die Musik hatte. Mittlerweile haben wir uns 
musikalisch gegenüber der Zeit, in der er in der Band war, stark verändert. Er 
wird uns dennoch immer als grossartige und wichtige Person in Erinnerung 
bleiben. Er spielte mit uns bei Arachnofobia. Wir verbrachten also viele Jahre 
mit ihm, bevor er dann bei einem Autounfall starb, weil irgendein betrunkener 
Idiot beschlossen hatte, Auto zu fahren. Björn und eine zweite Person kamen bei 
diesem Unfall ums Leben, und es gab noch weitere Personen, die dabei ernsthaft 
verletzt wurden. Traurigerweise sah ich den Verursacher des Unfalls eines abends 
auf einer Party, trinkend und lachend, ohne ein Anzeichen von Reue. Das hat mich 
sehr verärgert, aber ich schätze mal, das ist nicht meine Angelegenheit. Es ist 
wichtiger, in Erinnerung zu behalten, dass Björn uns sehr viel gelehrt hat und 
ein grossartiger Mensch war, anstatt die eigene Energie an diesen Fahrer von 
damals zu verschwenden.
Wolverine ist der Name eines Marvel-Superhelden. Warum habt Ihr gerade diesen 
gewählt? Warum nicht einen anderen Namen eines Superhelden? Die Batmans 
beispielsweise, oder die Supergirls? (zugegebenermassen eine verdammt idiotische 
Frage - Verf.)
Stefan: Wir hielten Wolverine immer für den coolsten aller X-men, und wir 
suchten einen Namen, der die Aggression in unserer Musik symbolisierte. Zu 
dieser Zeit waren wir eher eine Death Metal Band. Damals waren wir nicht sehr 
heikel und wählten den Namen "Wolverine", nachdem dieser von Marcus 
vorgeschlagen worden war. Manchmal bereue ich diese Wahl, aber auf der anderen 
Seite denke ich, dass die Musik wichtig ist, nicht der Bandname.
Was muss man sich denn unter Death Metal Band vorstellen?
Stefan: Eigentlich war es mehr eine seltsame Mischung aus Morbid Angel und 
Richard Marx (wiebittewashä? - Verf.). Die Kombination hörte sich fürchterlich 
an, aber gleichzeitig war das eine sehr spassige Sache. Das Einzige, was wir aus 
dieser Zeit mitgenommen haben, sind Marcus' Growls, welche wir teilweise noch 
einsetzen. Wir glauben, dass diese unsere Musik interessanter machen.
The Window Purpose hat ein sehr spezielles und cooles CD Cover Design. Meines 
ist kaputt, und jetzt kann ich das Booklet nirgendwo sonst reintun. Dann muss 
ich mir halt ein neues Album von Euch kaufen. Grossartiges Produkt-Marketing! 
Aber mal ernsthaft. War das spezielle Cover eine spontane Idee oder wolltet Ihr 
einfach etwas Besonderes für diesen Release haben?
Stefan: Der Titel war eigentlich die erste Idee des Albums. Das gesamte 
Erscheinungsbild der CD wurde darauf aufgebaut. Ich wollte stets, dass das 
Artwork ein Teil der Lyrics und der Musik ist. Also sagte ich Mattias Norén, was 
wir uns vorstellen, und das war der Vorschlag, mit dem er ankam. Ich kann Dir 
gar nicht sagen, wie toll es ist, mit ihm zusammenzuarbeiten. Er ist ein 
grossartiger Künstler und auch ein guter Freund, wodurch unsere Zusammenarbeit 
mit ihm stets eine tolle Erfahrung ist.
Marcus: Das CD Hardcover ist nur ein weiterentwickeltes Modell des alten, soviel 
ich weiss.
Was bedeutet The Window Purpose für Euch persönlich? Wie würdet Ihr den Titel 
erklären?
Stefan: Das Album erzählt die Geschichte eines Mannes, der nach seinem Tod einen 
seltsamen Raum mit einigen Gemälden betritt. Eine ihm bekannte Stimme begrüsst 
ihn und sagt ihm, er solle sich umschauen. Er wird dazu angehalten, die Gemälde 
sehr genau zu studieren und über deren Aussage nachzudenken, damit er in der 
Lage ist, in das "Leben danach" mit einem gestärkten, neubegründeten Wissen zu 
gehen. Wir folgen diesem Mann auf seiner Reise zu dieser "Weisheit". Ich hoffe, 
dass die Leute die Lyrics lesen, sie interessant finden und vielleicht ein oder 
zwei Dinge daraus lernen. Man könnte sagen, dass wir dem Hörer ein Fenster zum 
Leben und zu den Erfahrungen dieses Mannes öffnen.
Einer meiner Lieblingsstücke auf The Window Purpose ist die "Powerballade" 
Leaving Yesterday, auf welcher zusätzlich female Vocals von einer Dame namens 
Jamina Jansson zu hören sind. Wer ist sie? Ich denke, dass dies ein sehr 
spezieller Song ist. Er ist meist langsam, hat eine sehr positive 
Grundatmosphäre und kaum "typisch progressive" Elemente.
Stefan: Jamina ist meine Freundin. Sie besuchte uns bei den Recordings in 
Deutschland und nahm diesen Song mit uns auf. Es war eine tolle Erfahrung, mit 
ihr zusammen zu singen, und ich mag dieses Stück wirklich sehr. 
Unglücklicherweise können wir diesen Song live nicht allzu oft spielen, da 
Jamina nicht bei jedem unserer Gigs anwesend ist. Im Konzept des Albums steht 
Leaving Yesterday für den Zeitpunkt, als der "Hauptakteur" der Geschichte die 
Bedeutung der Liebe erkennt. Mikael hat den grössten Teil davon geschrieben. 
Einer meiner persönlichen Lieblingsmomente in diesem Song ist Per's 
Gitarrensolo.
Lasst uns noch etwas über den "progressiven Faktor" bei Wolverine reden. Ich 
würde mal behaupten, dass Ihr nicht zu den "hardcore Progressiven" gehört. Auf 
Eurem Album gibt es eine Menge einfacher, atmosphärischer Rock- und Metalparts, 
was Euch die Möglichkeit verschafft, auch Leute zu erreichen, die sich sonst 
vielleicht keine progressive Musik anhören. Bist Du mit dieser Aussage 
einverstanden?
Stefan: Damit bin ich auf jeden Fall einverstanden! Ich denke, es wäre viel zu 
anstrengend, ausschliesslich Musik zu hören, die auf Technik beruht. Natürlich 
mag ich technisch orientierte Musik, aber ich liebe auch Pop- und Rockmusik. 
Momentan schaue ich mir beispielsweise eine DVD mit Bruce Springsteen an, Live 
In New York City, und ich habe das Gefühl, diese DVD wäre das Beste, was ich 
jemals gesehen habe. Zumindest ist das gerade jetzt der Fall. Marcus und ich 
lieben zudem Europa und haben daher mehr als nur technisch orientierte 
Einflüsse.
Marcus: Alle von uns hören sich neben progressiver Musik auch andere Musik an. 
Ich beispielsweise höre mir kaum welche an.
Ich war sehr überrascht, als ich las, dass einer der Lieblingsfilme von 
Marcus Event Horizon ist, den auch ich wirklich supergerne mag. Aber alle, die 
ich kenne, sagen, dass dieser Film einfach nur sehr dumm sei. Ist er nicht! Ich 
brauche definitiv die Unterstützung von Marcus und würde ihn gerne um ein 
Statement für Event Horizon bitten.
Stefan: Here we go ...
Marcus: Haha, eine sehr gute Frage. Ich mag die dunkle, psychologische 
Atmosphäre sehr. Ich bin ein grosser Sci-Fi Fan. Meine Favoriten sind zudem die 
Alien Filme und 2001, A Space Odyssey.
Ich nenne Euch jetzt fünf Stichworte und möchte, dass Ihr einfach sagt, was 
Euch dazu spontan in den Sinn kommt. Beginnen wir also. Seid bereit, es ist 
nicht ganz so einfach, wie es sich anhört.
das KISS Album Dynasty
Stefan: I was made for lovin' you ... ein grossartiges Album!
Marcus: Disco
Pommes-Frites
Stefan: Marcus!
Marcus: Schmecken toll.
der erste Tag in der Schule
Stefan: Schon lange her ... ich glaube, ich war nervös.
Marcus: Kann ich mich nicht mehr dran erinnern.
Schweiz
Stefan: Wunderbares Land, welches ich liebend gerne eines Tages besuchen würde! 
(100 Punkte - Verf.)
Marcus: Lederhosen, haha. (Wos is? Knapp daneben ist auch vorbei - Verf.)
Spiderman
Stefan: Mai 2002. Dann kommt der Film in die Kinos! Ich kann's kaum erwarten! 
Ich bin mit Spiderman aufgewachsen, darum hat er einen ganz besonderen 
Stellenwert bei mir, haha!
Marcus: Zeichentrickfilm.
Wolverine - der coolste aller X-Men
- Details
- Geschrieben von: Skoddete
- Kategorie: Interview
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