Wer eine einzigartige Kombination aus russischer Kammerorchestermusik und Death Metal sucht, der wird bei Dark Lunacy fündig. Die Italiener rund um Mike Lunacy werden zwar aus musikalischer Hinsicht...
Wer eine einzigartige Kombination aus russischer Kammerorchestermusik und Death Metal sucht, der wird bei Dark Lunacy fündig. Die Italiener rund um Mike Lunacy werden zwar aus musikalischer Hinsicht teilweise kontrovers betrachtet, was ihnen aber niemand vorwerfen kann, ist, dass sie nicht ihr eigenes Ding durchziehen und die Musik machen, die ihren Emotionen entwächst. Mastermind Mike nahm sich die Zeit sich mit mir über Dark Lunacy und die Faszination Russland zu unterhalten. Habt an unserer Unterhaltung teil!

Hallo Mike, wie geht’s? Ist alles in Ordnung mit Dark Lunacy?

M: Hallo! Mir geht’s sehr gut und wir sind immer am Weiterarbeiten...

Gut zu hören! Dark Lunacy wurden ja 1997 geboren, als du und Enomys euch entschieden habt, Dark Lunacy als Projekt zu gründen. Aber das alles wurde grösser, als ihr zunächst geglaubt habt. Die erste Mini-CD hiess „Silent Storm“. Nachdem Baijkal (drum) und Harpad (bass) definitiv zur Band gehörten, habt ihr „Serenity“ veröffentlicht. Könntest du mir etwas über diese zwei Veröffentlichungen erzählen? Gibt’s diese frühen Demos noch irgendwo zu kaufen oder sind sie ausverkauft? Wie klingt eure damalige Musik?

M: Heute sind wir eine richtige Band mit vielen Träumen, die war geworden sind, aber 1997 waren wir nur zwei Freunde mit vielen noch zu erreichenden Träumen. Als Enomys und ich begonnen haben an den ersten Songs zu arbeiten, fühlten wir, dass etwas magisches aus uns entsprang. Jeder neue Song war eine Ausdruck starker Emotionen. So haben wir entschlossen, diese Emotionen auf „Silent Storm“ zu veröffentlichen. Wir wussten nicht, ob wir gerade ein Demo oder eine offizielle CD erschaffen hatten, aber wir wussten, dass wir erschaffen hatten, was wir sind. Danach haben viele Magazine gute Kritiken über „Silent Storm“ geschrieben und die Fanschar wuchst von Tag zu Tag. Durch unseren Schulfreunde Harpad und Baijkal wurden wir zu Dark Lunacy als richtige Band. Wir hatten danach die grossartige Gelegenheit zusammen mit einem richtigen Streicherquartet „Serenity“ aufzunehmen. Diese CD ist immer noch mein Lieblingsopus. Vielleicht werden wir „Silent Storm“ nochmals für die ganze Welt veröffentlichen...

In eurer Bandhistory steht, dass Dark Lunacy eine dramatic Death Metal Band ist und euer Genre ein Ergebnis aus verschiedenen musikalischen Verbindungen ist. Allerdings seien alle diese Genres mit gothisch-dekatenten Atmosphären durchzogen. Wenn ich aber eure Musik höre, macht der Death Metal doch einen wichtigen Anteil aus. Was ist eure Absicht, solche verschiedenen Stile zu mischen? Was haben die verschiedenen Stile, die ihr mixt gemeinsam?

M: Dramatisch ist alles, was dich dazu bewegt, starke Emotionen zu empfinden und dir verschiene Stimmungen dieser Welt rüberbringt. Wir haben unsere verschiedenen Einflüsse gemixt. Dazu gehören At the gates, VoiVod, Therion, sowie die Kultur unserer Stadt, Parma ist die Geburtsstadt von Guiseppe Verdi, zusammen mit Vivaldi der grösste klassische Komponist aus Italien. So folgten wir unseren natürlichen Wegen...

Gibt es gewisse Bands, die euch beim Komponieren eurer Musik beeinflussen? Welche Musik hörst du dir privat an?

M: Wir hören uns alle Arten von Musik an. Aber nur Musik, die mit Herz gespielt werden. Dies reicht von Black Metal bis zu russischen Chören.

Im Metalbereich sind Italien ziemlich bekannt für experimentelle und innovative Bands. Rhapsody, Opera IX, Lacuna Coïl und natürlich ihr selbst, beweisen dies. Warum denkst du, dass gerade italienische Musiker es mögen, die Metalregeln zu durchbrechen?

M: Wir sind unter dem Einfluss von grösseren Bands. Damit wissen wir, dass wenn wir uns aus den Schatten erheben wollen, wir hart arbeiten müssen, um etwas Neues innerhalb eines Genres zu erschaffen. Wir sind stolz dies geschafft zu haben.

Euer erstes Vollängealbumg war “Devoid”, welches meines Erachtens revolutionary ist. Ich habe noch nie eine so grossartige Kombination von klassischer Musik mit Death / Thrash Metal gehört. Es ist offensichtlich, dass ihr eine gewisse Zuneigung zur russischen Geschichte und Kultur habt. Woher kommt diese Faszination?

M: Ich bin ein grosser Fan von Dostojewski und habe alle seine Bücher gelesen. Ich denke, er war ein grossartiger Mann mit einem hervorragenden Weltbild. Ich war schon oft in Russland und als ich jeweils zurück nach Italien kam, hatte sich in mir etwas verändert, weil ich den grossen Patriotismus von Russland erlebt habe, trotzdem, dass viele Russen arm sind. Die Russen sind stolz, in ihrem Land zu leben und nennen dieses sogar Mütterchen Russland… wir hingegen nennen unser Land keineswegs Mutter. Mit diesen Erfahrungen schrieb ich Songs wie „Stalingrad“, „Forlorn“ und „Varen’ka“. Enomys ist ein grosser Fan von russischen Volksgesängen und er hört sich gerne uralte Originalplatten an. Dieses Interesse bestand aber schon vor Dark Lunacy und wir haben bei Dark Lunacy nur noch unsere positiven Emotionen gegenüber Russland in unsere Musik eingearbeitet.

Gerade der Song “Stalingrad” gefällt mir musikalisch sehr. Die Lyrics handeln von der grossen Schlacht bei Stalingrad im zweiten Weltkrieg. Kannst du uns ein paar historische Details zur Schlacht geben und uns sagen, warum du einen Song über diese Schlacht geschrieben hast? Welche Bedeutung steckt hinter dem Text?

M: Diese Schlacht war ein Symbol der Liebe, die die Russen für ihr Land empfanden. Sie kämpften bis zum bitteren Ende im Angesicht der eisigen Kälte. Viele Leute starben dabei, aber niemand gab auf, bis der Schnee und die Kälte die Invasoren besiegt hatte. Der Song ist eine Geschichte, die ein alter Überlebender der Schlacht einem kleinen Jungen erzählt und der kleine Junge kann so durch die Augen des Älteren die ganzen Grausamkeiten der Schlacht sehen.

Du magst die russische Literatur. Magst du auch andere Autoren als Dostojewsky und Co?

M: Es gibt sehr viele grossartige Schriftsteller wie Shakespeare oder Oscar Wilde. Aber die russische Literatur ist der Spiegel meiner Visionen. Ich möchte aber anfügen, dass wir kein politisches Interesse hinter unseren Songs verbergen.

Nach „Devoid“ habt ihr eine Split-CD mit Infernal Poetry rausgebracht. Was für eine Art von Musik machen Infernal Poetry? Was war die Absicht hinter dieser Split?

M: Infernal Poetry machen Death Metal mit vielen Tempowechseln und sind sehr gute Musiker, sowie auch nette Leute. Wir waren beim gleichen Label und machten so gemeinsam eine Promo-Split, um unsere neue Veröffentlichung vorzustellen. Ich weiss dass Infernal Poetry momentan eine neue CD aufnehmen, die mit einiger Verspätung rausgebracht werden wird.

Auf dieser Split sind auch zwei Videos, welche zeigen, dass ihr nicht zu letzt auch die optischen Aspekte als wichtig erachtet. Auch die Covers eurer CDs zeigen dies. Ist der optische Aspekt so wichtig für euch, wie der lyrische? Oder ist vor allem die Musik wichtig?

M: Alle künstlerischen Gesichter von unserer Arbeit sind wichtig. Das Cover Konzept ist wichtig, weil es dem Hörer den Weg seiner Gedanken vorgibt und unsere Videos veranschaulichen die Welt, die wir in unseren Songs beschreiben. Wenn wir an etwas Neuem zu arbeiten beginnen, entwickeln wir das optische, sowie das musikalische Konzept meistens zusammen.

Meines Erachtens enthält die neuste Scheibe “Forget me Not” weniger Ohrwürmer als “Devoid”. Es dauert länger, bis man die Musik versteht. Stimmst du mir zu?

M: Ja, wir wollten unseren Fans eine CD geben, die voller versteckten Arrangements ist. Damit ermöglichen wir den Hörern viele interessante gemeinsame Reisen durch unsere Welt. Ich denke, dass es sehr lange dauert, bis jemand alle Elemente unserer CD verstanden hat. Es braucht sehr viele Durchläufe und jedes Mal ist es wie eine neue CD.

Was sonst kannst du uns über das neue Album erzählen? Gibt es ein lyrisches Konzept dahinter? Worum handeln die Lyrics?

M: Alle Lyrics drehen um das Thema des ewigen Lebens und niemals vergessen zu werden. „Forget-Me-No“ (=Vergissmeinnicht) ist der Name einer Blume und wir behandeln dieses Thema auf verschiedene Arten. Es ist eine Reise eines Mannes, der durch ein schwarzes Loch kam und durch die Wolken. Er will durch die Zeitlosigkeit gehen, um Klarheit über die Zeit zu erlangen. Er findet die Liebe eines Engels, aber er findet nicht, was er suchte. Darum musste er sterben, um wiedergeboren zu werden und auf verschiedenen Wegen in ein neues Leben zu gelangen. Und er kommt immer mit dem Regen zurück und sagt nur die eine Sache: Bitte vergiss mich nicht.

Tönt spannend und auch etwas verwirrend! Darum zu Konkreterem: Was sind eure künftigen Pläne mit Dark Lunacy? Habt ihr schon einige Ideen für ein neues Album oder eine Tour?

M: Wir haben eine Mexiko-Tour gemacht im letzten Sommer und sind nun auf Tour in Italien zusammen mit Dark Tranquility. Näcshtes Jahr gegen wir zurück nach Südamerika und nach Japan. Aber wir sind auch daran, neue Songs zu schreiben. Bald wird auch ein Videoclip von „Through the non time“ veröffentlicht!

Tausend Dank für die interessanten Antworten. Es ist nun Zeit für eure letzten Worte!

M: Danke euch für die Unterstützung und wir hoffen eure Leser an unsren Shows anzutreffen!