Benny von Luna Field erzählt uns von Verzierungen und Fakten, von neuen Dimensionen des Extremen und nicht zu letzt, wie man Grenzen zerschlägt. Doch lest selbst, was Benny zu Wort gab...

Benny von Luna Field erzählt uns von Verzierungen und Fakten, von neuen Dimensionen des Extremen und nicht zu letzt, wie man Grenzen zerschlägt. Doch lest selbst, was Benny zu Wort gab:

Hallo Benny, wie geht’s? Was machst du gerade?

B: Danke, geht mir gut. Nutze den heiligen Abend gerade, um deinen Fragen Antwort zu stehen.

Dann legen wir doch mal los: Kann man eigentlich eine Bandbiografie interessant erzählen? Ihr habt einen Versuch auf eurer Website gewagt und wie ich meine auch reüssiert. Ihr habt eure Bandbio in die Titel „Der Wille“, „Der Grundstein“ und „der Weg“ unterteilt. Erzähl mal ein wenig über die einzelnen Kapitel eures Seins!

B: Danke. Bei dem Verfassen einer Biographie hat man - denke ich - immer zwei Möglichkeiten: entweder man fixiert sich nur auf die Fakten oder man wagt es - durch einige Verzierungen – die Fakten etwas auszuschmücken. Für was man sich letztendlich entscheidet, liegt natürlich bei jedem einzelnen bzw. bei jeder einzelnen Band. Doch die Leute erwarten nicht nur Fakten von einer Band, genauso wie sie von einem Konzert nicht nur erwarten, dass die Band ihr Zeug stupide runterspielt. Man erwartet doch von einer Band, dass sie unterhält und das heisst, dass sie eine Show präsentiert – in jeder Hinsicht. Eine Biographie - wie die unsere - schliesse ich da mit ein: der Wille – ist die Bedingung, um etwas zu schaffen, der Grundstein – ist der gemeinsame Nenner, in unserem Fall die Musik, der Weg – ist die Konsequenz daraus, also der Weg, der sich daraus ergibt.
Auf unserer neuen Page - die übrigens Anfang Januar online sein wird - wirst du eine überarbeitete Version unserer Biographie finden.

Ihr wolltet mit Luna Field eine neue Dimension des Extremen erschaffen. Wie genau sieht diese Form des Extremen aus und was ist daran neu?

B: Ich denke der Begriff ist vor allem auf unsere Live-Shows anwendbar. Ich kann nicht beurteilen, ob es tatsächlich eine neue Dimension des Extremen ist, aber ich rate jedem, sich einmal ein Bild von unserer Live-Präsenz zu machen.

Auch textlich möchtet ihr Grenzen zerschlagen. Wer ist für die Texte verantwortlich? Habt ihr ein ganzheitliches textliches Konzept oder worum geht es in euren Texten konkret?

B: Für die Texte bin ich zuständig. Ein ganzheitliches textliches Konzept war zumindest für CLOSE TO PRIME noch nicht vorgesehen. Worum es sich handelt, sind vielmehr einzelne Ansichten, einige Kommentare, insgesamt aber ein grosses Hasspamphlet auf vieles und nichts. Beim kommenden Album wird sich das ändern! Es wird ein Gesamtkonzept geben, das Text, Musik und Bild auf einen Nenner bringt. Mehr soll an dieser Stelle aber noch nicht verraten werden.

Da sind wir gespannt! Was verstehst eigentlich du unter einem „Willen zum Grossen“, wie ihr in als Band gemeinsam verkörpert? Ist es mehr die Dimension für euch etwas Grosses zu schaffen oder geht es euch darum, mit eurer Musik bekannt und dadurch gross zu werden?

B: Interessante Frage. Ich denke das bezieht beides mit ein: ein Wille zum Grossen ist natürlich immer dann vorhanden, wenn man etwas erschaffen will. Das fängt schon damit an, dass man es gut, nicht aber schlecht machen will, dass man also das Grosse dem Kleinen vorzieht. Auf der anderen Seite will man das, was man erschaffen hat, natürlich auch präsentieren, ansonsten macht es keinen Sinn. Kunst ist Mittel zum Zweck, nichts anderes. Es gibt keinen höheren Sinn als den, dass Kunst ein Handwerk zur Unterhaltung ist.
Ich will gar nicht bestreiten, dass es auch den Künstler gibt, der allein für die Kunst lebt und nur malt oder musiziert, um zu malen oder zu musizieren. Diesen würde man vielleicht den echten Künstler nennen, während man den anderen als unechten Künstler bezeichnen würde. In diesem Sinne sind wir unechte Künstler – vorrangig unterhalten nämlich Menschen. Das ist alles. Kein Hockuspockus drumherum.
Doch ganz unabhängig davon: was ist schon gross? Den Begriff gross begleitet doch immer der Begriff Fortschritt. Aber man sollte für sich einmal die Frage beantworten: gibt es tatsächlich Fortschritt?

Veränderungen gibt’s auf jeden Fall, ob es Fortschritt ist, ist meist subjektiv zu beurteilen… aber Themawechsel: Nachdem ihr einige Gigs eingespielt hattet, wusstet ihr, dass es mehr braucht als gute Musiker für ein spannendes Konzert. So habt ihr an euren Konzerten schon Didgeridooklänge oder Sprühfontänen eingesetzt. Was kommt als nächstes? Wo sind die Grenzen und wo die Möglichkeiten eines genialen Auftritts?

B: Es hat sich viel getan an unseren Live-Shows. Ich wäre aber ein Idiot, wenn ich die Einzelheiten hier verraten würde. Aber, um es mal auf einen netten Satz zu bringen, den man sich meinetwegen ins Klosette hängen kann: unsere Shows haben keine Spannungskurve, sondern eine Spannungsgerade.

Im Herbst 2001 habt ihr dann eure erste Scheibe eingespielt. Da der Silberling euch gleich einen Plattenvertrag mit Seasons of Mist eingebracht hat, seid ihr wohl sehr zufrieden damit. Wenn ihr etwas oder mehrere Dinge an den Aufnahmen ändern müsstet oder könntet, was wäre das?

B: Alles! Die Platte hätte einen besseren Sound verdient gehabt, doch leider ist damals das Geld knapp geworden. Von Zufriedenheit kann keine Rede sein. Zufriedenheit mag vielleicht im Leben das höchste Gut bezeichnen, in der Musik ist es dagegen Stillstand.

Apropos Seasons of Mist wie seid ihr mit der Arbeit der Franzosen zufrieden? Inwiefern haben sie euch weiter gebracht?

B: Season of Mist arbeiten unprofessionell! Das kann man hier mal in aller Deutlichkeit sagen. Es mag sein, dass wir uns durch die Labelarbeit einen kleinen Namen in Europa machen konnten (vielleicht auch in den USA), aber sind wir doch mal ehrlich: die Arbeit von Season of Mist entsprach nicht mal dem Standart. Es hätte mehr Promotionarbeit geben müssen, noch mehr Interviews, noch mehr Reviews. Ein Label, das sich ausschliesslich auf Bands wie Mayhem oder Carpathian Forest konzentriert, hat - zumindest für uns - keinen Wert mehr. Der Zweck eines Labels wird aus unserer Sicht nicht erfüllt. Da wir mit der Band noch viel vorhaben, sind wir zur Zeit auch auf der Suche nach einem neuen Label.

Wenn man plötzlich mit einem Vertrag mit Seasons of Mist dasteht, gibt’s sicher einige Neider und solche, die euch nicht gut gesinnt sind. Was sagt ihr Leuten und anderen Bands, die euch den Deal nicht gönnen?

B: Ich persönlich habe solche Erfahrungen noch nicht gemacht. Die Reaktionen von anderen Bands waren eigentlich durchweg positiv.

Anfangs habt ihr ja eine Mischung aus Black und Death Metal gemacht. Mittlerweile seid ihr wohl eher eine Death Metal Band mit einigen Black Metal Einflüssen. Was sind die Gründe für den Wandel?

B: Das ist richtig, zumindest wenn man in Kategorien wie Death- und Black Metal denkt. Die Gründe hierfür kann ich nicht wirklich nennen. Ich denke unser Hang zum Militanten hat sich einfach ausgeprägt.

Mittlerweile habt ihr wohl schon einiges neues Material gesammelt. Wann dürfen wir mit einer neuen Scheibe rechnen? Wie hört sich das neue Material an?

B: LUNA FIELD wird zwischen April und Mai 2004 einen Monat im Studio gehen. Die neue Platte wird dann unter der Leitung von Atrocity Frontman Alex Krulle im Mastersound Studio aufgenommen. Wie sich das neue Material anhört, will ich noch nicht verraten, doch es wird kein Nachfolgealbum von CLOSE TO PRIME werden, sondern vielmehr ein eigenständiges Konzeptalbum.

Wieviel trägst du als Sänger zu den Kompositionen bei euch bei? Wie läuft es normalerweise ab, wenn ihr neues Material komponiert?

B: Zu den einzelnen Kompositionen trägt jeder denselben Teil bei. Es gibt keinen der ausschliesslich die Songs schreibt. Für mich als Sänger gilt das gleiche.

Wenn du dir einen anderen Planeten als die Erde aussuchen könntest, wie sähe der aus, wer würde dort leben und warum?

B: Ich halte eigentlich nichts von solchen Gedankenspielen. Worauf es doch ankommt ist, dass wir hier und jetzt sind und nicht dass wir uns um ein dort und drüben kümmern. Was da draussen vor sich geht, spielt für mich keine Rolle. Aber, um trotzdem deiner Frage etwas entgegenzukommen: was sollte auf diesem Planeten schon anders sein? Wo ein Mensch ist, da ist Egoismus. Wo Leben ist, da ist Werden und Vergehen. Nicht mehr und nicht weniger.

Tausend Dank für deine Antworten!

Thanx.