Heaven Shall Burn zählen mittlerweile zu den grössten Hardcore / Death Metal Bands Deutschlands und auch international. Mit der neuen Scheibe haben sie ihren Perfektionissmus ein Stück weiter getrieben, weshalb ich ihnen einige Fragen stell

Schon mit der ersten EP, "In Battle there is no Law" wirbelten Heaven Shall Burn ganz schön viel Staub auf, auch wenn sie ihren Stil noch nicht wirklich gefunden hatten und die gesprochenen Passagen ein wenig zu Hip-Hop mässig wirken. Die Split-CD mit Fall of Serenity ist mir leider entgangen, dafür hat mich "Asunder" im Jahr 2000 gänzlich überzeugt und die Band hat auch ihren Stil ganz gut gefunden, der bis jetzt immer nur perfektioniert wurde und den grössten Unterschied im Sound aufweist. Die Mischung aus Hardcore, Death Metal, Gekreische und die vielen Gitarren-Melodien waren damals noch einzigartig und man erkennt immer noch sofort, dass es sich um Heaven Shall Burn handelt, wenn man einen Song hört. Musikalisch haben sich die Jungs aber auch mit jedem Album verbessert, weshalb ich dem Drummer, Matthias, einige Fragen zukommen liess.

Gratulation zur genialen Scheibe. Ich hätte nicht gedacht, dass ihr "Deaf to Our Prayers" so schnell toppen könnt. Arbeitet ihr eigentlich lange an den einzelnen Liedern, bis sie dem entsprechen was ihr wollt oder kommt ändert ihr da nicht lange rum und lasst sie so wie sie euch anfangs in den Sinn kamen?

Matthias: Erstmal vielen Dank für die Komplimente!
Wir haben eigentlich nicht allzu lange an der neuen Scheibe gearbeitet. Das Songwriting ging recht zügig von der Hand, wobei man aber auch sagen muss, dass viele Ideen schon länger in den Köpfen herumschwirrten. Also wir haben immer mal das eine oder andere Riff im Proberaum ausprobiert und geschaut, ob es überhaupt klingt. Wir wussten also schon so in etwa, in welche Richtung die neue Platte gehen würde. Die tatsächlichen Songs wurden dann aber erst relativ kurz vorm Studiotermin geschrieben. Ich denke so in etwa, dass im Juni oder Juli damit begonnen wurde und wir dann Anfang August ins Studio gegangen sind. Die Songs waren dann auch komplett fertig.

Ihr habt ja auf der CD die Geschichte der Ikonoklasten schon recht gut erzählt, welche da sind um die Mörder Gottes zu richten und wie die einzelnen Lieder damit verwoben sind. Möchtest du uns vielleicht noch etwas genauer in die Geschichte einführen? Ich habe davon noch nie etwas gehört, gibt es die Ikonoklasten wirklich? Vor allem auch worum es in den einzelnen Stücken geht und wie ihr die Texte damit verbunden habt.

Matthias: Natürlich gibt es Ikonoklasten. Ein anderes Wort dafür wäre "Bilderstürmer". Es ist aber nicht so, dass es sich tatsächlich um eine Kriegerkaste handelt, sondern um Menschen, die Heiligenbilder zerstören, weil man ihrer Meinung nach, Gottheiten nicht abbilden sollte.
Man kann die ganze Geschichte natürlich auch etwas verkürzen, indem man Gott als Symbol für alles Gute nimmt... eben so, wie es die meisten Gläubigen auch sehen... und die Mörder Gottes eben all jene sind, die durch ihre negativen Charakterzüge gegen "das Gute" arbeiten. Durch ihre Habgier und Rücksichtslosigkeit werden sie so quasi zu den Mördern Gottes. Ich denke, dass es damit nicht allzu schwer fällt, Parallelen zu den heutigen Zuständen zu sehen. Vor allem, weil es eben immer wieder so ist, dass die Spiritualität der Leute missbraucht wird bzw. dass ihnen immer wieder falsche Idole oder Prediger vor die Nase gesetzt werden, nur um Vorteil daraus zu ziehen, Geld abzuschöpfen oder an Macht zu gewinnen. Das ist in den Religionen genauso wie im weltlichen Leben, wo zum Beispiel auch durch Castingshows neue "Helden" geschaffen werden sollen, die die Leute in der einen oder anderen Weise beeinflussen sollen oder ihnen einfach das Geld aus der Tasche ziehen sollen. Ich denke, dass unser Ansatz gar nicht so abstrakt ist, wie es zunächst den Anschein haben könnte. Jeder kann da sicherlich irgendeinen Bezug finden.
Zu den Texten der einzelnen Songs will ich eigentlich gar nichts gross sagen, weil wir da den Leuten bei der Interpretation auch ein bisschen Spielraum lassen und nicht alles in bestimmte Bahnen lenken wollen. Es gibt zwar bei der CD den Multimedia-Zusatz, aber das sollte auch als Denkanstoss vorerst genügen. Man kann sicherlich über die Inhalte sehr gut diskutieren und Meinungen austauschen, aber das funktioniert für mich eben eher als Dialog und nicht als Monolog.

Warum habt ihr gerade "Black Tears" von Edge of Sanity gecovert und warum steht das Stück mitten am Album? Die meisten Bands bannen Coverversionen ja eher als letzten Track auf ein Album. Und warum habt ihr eines der ruhigeren Lieder der Schweden so aggressiv umgesetzt?

Matthias: Das Stück steht in der Mitte, um die Platte musikalisch aufzulockern. Es unterscheidet sich ja doch erheblich vom Rest der Songs. Aggressiv klingt es halt, weil das unser Stil ist. Wenn wir eine Coverversion aufnehmen, dann wollen wir sie ja nicht einfach originalgetreu nach spielen.
Edge Of Sanity sind ein grosser Einfluss für uns und der Song bot sich am Besten an, weil wir ihn eben noch etwas brutaler gestalten konnten. Bei anderen EOS Songs wäre es eher schwierig gewesen, die Atmosphäre einzufangen oder gar noch zu übertreffen.

Wie fügt sich "Black Tears" in die Geschichte der Ikonoklasten ein?

Matthias: Meiner Meinung nach, gar nicht. Es ist einfach eine musikalische Auflockerung und ein Tribute an Dan Swanö.

Der Untertitel der Scheibe ist " Part 1: The Final Resistance". Kommt da in absehbarer Zeit ein zweiter Teil auf uns zu?

Matthias: Na klar, aber ein Zeitpunkt steht da noch nicht fest. Es kann auch durchaus sein, dass wir vor der Veröffentlichung des 2. Teils, eine völlig andere Platte machen.

Warum habt ihr plötzlich hin und wieder den klassischen Touch auf die Scheibe gebracht? Wie kamt ihr auf die Idee und war das ein richtiges Orchester? Es hört sich alles sehr echt an.

Matthias: Das ist auch alles echt! Komponiert wurde das alles von Olafur Arnalds, einem isländischen Freund von uns, mit dem wir schon des Öfteren zusammen gearbeitet haben. Er macht auch Solo solche Musik und hat jetzt auch schon selbst 2 CDs veröffentlicht, glaube ich. Er hat das ganze zusammen mit ein paar Freunden auch selbst performt.

Es gibt zur "Iconoclast" so eine Art Sonderedition mit DVD, was ist auf der DVD zu sehen?

Matthias: Ja, die DVD wird unsere gesamte Wacken Show, eine Fotogalerie und den Clip zu "Counterweight" enthalten. Diese Limited Edition kommt auch als Mediabook...also als sehr aufwendig gestaltetes Digipak.

Letztes Jahr war euer 10-jähriges Bandjubiläum. Die Meisten Truppen schmeissen da ja Sachen wie eine Live-CD, eine Best Of, oder irgend etwas ähnliches auf den Markt. Ist da bei euch etwas geplant? Vielleicht eine komplette DVD?

Matthias: Momentan ist da nichts Konkretes geplant, aber mal sehen, was die Zukunft da bringt. Irgendwann wird so eine richtige DVD sicherlich auch mal ins Haus stehen.

Ihr hattet im vergangenen Jahr einen Auftritt am Wacken. War das das erste Mal, dass ihr vor so vielen Zuschauern gespielt habt? Was ist das für ein Gefühl, wenn man da runter schaut und eine derartige Masse an Menschen sieht, die voll mit den Songs mit gehen?

Matthias: In dem Moment, wenn es losgeht, ist es für mich keine andere Show, als die in einem kleinen Club mit 300 Leuten. Nur vorher ist man natürlich etwas nervöser. Ansonsten hatten wir ja auch schon mehrmals das Vergnügen auf dem With Full Force, aber ich kann dir beim besten Willen nicht sagen, wo die meisten Leute bei uns vor der Bühne waren. Es kann aber durchaus sein, dass Wacken unsere grösste Show bisher war.

Ihr wart im Juni, Juli und August vergangenen Jahres sehr viel live zu sehen. War das eine Tour, oder lauter einzelne Gigs?

Matthias: Das waren nur einzelne Auftritte und in der Regel auch nur an den Wochenenden. Für mehr fehlt uns einfach die Zeit, weil wir alle HSB nur nebenbei betreiben. Ausserdem haben wir uns zu der Zeit auch auf das Studio vorbereitet.

Wie verliefen denn die Konzerte? Gab es irgend welche erwähnenswerten Höhepunkte, Pleiten, Pech und Pannen?

Matthias: Die Konzerte sind wirklich alle super verlaufen, aber das kann auch fast nicht anders sein, wenn man nicht unter der Woche spielt und nicht soviel unterwegs ist. So richtig Pleiten, Pech und Pannen erlebt man nur, wenn man sich non-stop im Van oder Tourbus befindet. Wir sind bisher wirklich von irgendwelchen komischen Sachen verschont geblieben.

Ihr wart ja auch in Russland, Japan und was weiss ich wo noch, unterwegs. Unterscheiden sich die Fans in den einzelnen Ländern? Wie wurdet ihr denn überall empfangen?

Matthias: Wir haben wirklich das Glück, dass wir überall hervorragend aufgenommen werden. Die Fans unterscheiden sich natürlich schon, aber das ist ja zum Beispiel auch in Deutschland regional verschieden. Leute in Hamburg sind ja auch anders drauf, als jemand aus Niederbayern. Ich denke nicht, dass man das so an den Ländern festmachen kann. Ausserdem hat die Globalisierung auch vor Metal und Hardcore keinen Halt gemacht und die Leute aus Ähnlichen Subkulturen verhalten sich weltweit auch ähnlich. Kulturell gibt es natürlich Unterschiede, aber bezogen auf die Musik hat sich das doch alles in den letzten Jahren etwas mehr angeglichen.

Bis jetzt scheinen für das kommende Jahr nur ein paar Konzerte im Februar geplant zu sein. Wird es eine richtige Tour zu "Iconoclast" geben, oder macht ihr euch gleich daran die Lieder für die nächste Scheibe zu komponieren?

Matthias: Ja, es wird im März und im April eine Tour durch Europa geben und ein Abstecher in die USA ist auch endlich mal geplant. Die Sommerfestivals nehmen wir dann zum Teil auch mit. Das With Full Force, das Summer Breeze, das Metal Camp und das Summer Blast sind beispielsweise schon fest eingeplant. Ansonsten werden wir sehen, was das Album noch alles so mit sich bringt und abwarten, was passiert.

Möchtest du als Abschluss noch irgend etwas zu euren Fans sagen?

Matthias: Ja, also die Platte ist nun draussen und die anstehenden Konzerte kann man unter www.myspace.com/officialheavenshallburn finden. Vielen Dank schon mal für den Support! Matthiasxxx