Bei den einen geniesst es seinen niederen Räumlichkeiten, den fehlenden Sitzgelegenheiten und der stickigen Luft wegen nicht gerade den Ruf, eine ideale Location zu sein. Andere wiederum lieben es...

Bei den einen geniesst es seinen niederen Räumlichkeiten, den fehlenden Sitzgelegenheiten und der stickigen Luft wegen nicht gerade den Ruf, eine ideale Location zu sein. Andere wiederum lieben es dank der gemütlichen Lage an der Limmat, seiner beklemmenden Atmosphäre und nicht zu letzt dank zahlreichen Erinnerungen an gute Konzerte, die dort schon stattgefunden haben. Die Rede ist vom Werk 21 in Zürich.

Die Ehre gaben sich diesmal die Eidgenossen Embalming Theatre und die zwei deutschen Todesformationen Misanthropic und Doomstone. Letztgenannte waren es dann auch, die die Pflicht hatten, den Abend zu eröffnen. Es war wohl tatsächlich eine Pflicht, denn das Werk 21 wirkte zu dieser Zeit noch eher wie ein stillgelegtes Stahlwerk, als wie eine Konzertlocation. Will heissen: Es waren gerade mal 20 Leute, die sich bisher in den Konzertkeller gewagt hatten. Dessen ungeachtet legten Doomstone mit drei Songs ihres neuen Death / Thrash Metal Bollwerks namens „Disharmonic“ los. So richtig zünden wollte ihre Achterbahnfahrt nicht. Nur die vorderste Reihe schaffte es, die schlechte Abmischung zu ignorieren. Die anderen beliessen es beim Fusswippen oder erregten ihrerseits Aufmerksamkeit durch lausige Zwischenrufe. Als es nach der Ansage des Testament Covers „Low“ hingegen laut hätte werden sollen, blieb es mehrheitlich still. Schade eigentlich, denn die Version der Deutschen ist dank Doomstone-typsichen Elementen durchaus interessant. So richtig brennen wollte die Stimmung aber noch immer nicht, obgleich schon einige Funken zu spüren waren. Die technischen Fähigkeiten der bereits im Jahre 1994 wurzelnden Band kamen des Soundmatsches wegen, leider nie im gleichen Masse zur Geltung wie auf der CD „Disharmonic“. Vielleicht hätten ein paar Songs der alten CD, allen voran „Bleeding Horror“, die Songlist etwas auffrischen können, doch viel war nicht mehr zu machen.


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Erst bei Embalmig Theatre füllte sich der Keller mehr. Sie hatten sich vorgenommen zwei Dutzend Songs vorzutragen, womit auch gleich gesagt ist, in welchem Genre Embalming Theatre bolzten: Death / Grind der extremeren Sorte. Nicht nur die musikalische Darbietung der Jungs war solide, sondern auch die Kommentare des Frontmanns, die jeweils fast gleich lang dauerten, wie die Songs selber. Er erzählte von 40 jährigen Familienvätern, die im Leichenschauhaus die Leichen einer vierzehnjährigen vergewaltigen, von den Entsorgungsmethoden der Mafia, von Leuten, die ihre tote Freundin spazieren fahren (Songtext von „Corpse on Board“) und vielem mehr. Also vom ganz normalen Wahnsinn, angereichert mit einer Prise groteskem Humor, die nicht zu letzt durch die Kleidung einiger Bandmitglieder (Hawaiihemden) zur Selbstironie verklärt wurde.

 
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Die meisten Nackenknochen waren noch nicht richtig erholt, schon liessen Misanthropic ihre Gitarren surren. Das „Demo 2002“ und das Debutalbum „Soulreaver“ liessen Grosses hoffen. Doch live mussten sich die Jungs in der Schweiz erst noch beweisen. Zu Beginn hat das nicht ganz geklappt. „Restless life“ und der zweite Song krankten noch am schlechten Sound. Doch als die Regler richtig eingestellt waren killten „Nervous Breakdown“ und „Fly“. In den vordersten Reihen blieb kein Kopf mehr ruhig. Die schräge Melange aus Death und Black Metal, sowie einigen ausgefallenen und ruhigeren Passagen kam ordentlich gut an! Man spürte richtig die Freude, die Misanthropic an ihrer Musik haben. Lag es wohl an der dicken Luft oder einfach nur am Bier? Egal, Misanthropic überzeugten voll und ganz. Nur eine Frage blieb schlussendlich offen: Warum in Gottes Namen will Trommler Matze „Ficköön“?


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