Theurgische Klassik- und Romantik-Winkelloge

Alles nichtmetallische Musikalische gehört hier hin.

Moderator: Imperial Warcry

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Der Theurg
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Theurgische Klassik- und Romantik-Winkelloge

Beitrag von Der Theurg »

Da grosse Erneuerungen und Innovationen im Metal seit über zehn Jahren ausbleiben (ganz im Gegensatz zur ersten Hälfte der 1990er!), sehe ich mich seit langem gezwungen, auf die Entdeckung anderer Musikstile auszuweichen.

Ich glaube aber, dass es auch für andere interessant sein könnte, hier eine Nische zu finden, in welcher Leben und Werk, philosophische und metaphysische Hintergründe, Aktuelles und weniger Aktuelles (z.B. zu Aufführungen oder Aufführungspraktiken), Wissenswertes, Anekdoten und Deutungen aus jenen Bereichen, welche heute gemeinhin als Barock, Klassik und Romantik zusammengefasst werden, erörtert werden können, ebenso aber auch aus dem Spätmittelalter (z.B. der Hof von Burgund!) und der Renaissance (welche im heutigen Klassikbetrieb noch immer kaum Beachtung finden), zumal all jene Musikstile von Anfang an von grösstem Einfluss auf den Hardrock und den Metal waren.

Ein besonders umfangreiches Spezialwissen habe ich mir über den Dichter, Dramatiker, Musik- (und linken Strassen-) Revolutionär und Visionär RICHARD WAGNER angeeignet, dessen als Mysterienspiele angelegte Musikdramen als einzigartige Monumente des Gesamtkunstwerks in den vergangenen tausend Jahren allein dastehen, sowie über ANTON BRUCKNER, der unter Kennern zu Recht als grösster Sinfoniker aller Zeiten gilt.

Des weiteren sollen hier aber auch folgende Meister der Tonkunst nicht zu kurz kommen, wobei mir einige vertrauter sind, andere weniger:

(In alphabetischer Reihenfolge)

Johann Sebastian Bach, Granville Bantock, Ludwig van Beethoven, Johannes Brahms, Max Bruch, Ernest Chausson, Frédéric Chopin, Claude Debussy, Léo Delibes, Antonín Dvořák, César Franck, Edvard Grieg, Gustav Holst, Arthur Honegger, Engelbert Humperdinck, Lars-Erik Larsson, Franz Liszt, Gustav Mahler, Modest Mussorgsky, Carl Orff, Arvo Pärt, Nicolo Paganini, Sergej Prokofieff, Maurice Ravel, Ottorino Respighi, Nikolai Andrejewitsch Rimskij-Korsakow, Camille Saint-Saëns, Dmitrij Schostakowitsch, Franz Schubert, Robert Schumann, Alexander Scriabin, Jean Sibelius, Bedřich Smetana, Johann Strauß, Richard Strauss, Georg Philipp Telemann, Peter Iljitsch Tschaikowsky, Antonio Vivaldi, Siegfried Wagner, Carl Maria von Weber, Charles-Marie Widor - und viele andere...

Weiteres wird folgen...
Zuletzt geändert von Der Theurg am 29.09.2014, 19:37, insgesamt 1-mal geändert.
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Svart
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Beitrag von Svart »

ich habe zwar nichts über das leben und werk der komponisten beizutragen, kann aber statt dessen für alle interessierten 2 links anbieten.

Bild

link 1 vom peabody symphony orchestra http://www.peabody.jhu.edu/psorecordings

link 2 vom peabody concert orchestra http://www.peabody.jhu.edu/pcorecordings

unter beiden links findet man (teilweise ganze) werke von beethoven, mozart, tchaikovski, haidn, strauss, mahler, ravel, holst und vielen anderen. die stücke stehen allesamt frei zur privaten nutzung zur verfügung.
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Ge
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Beitrag von Ge »

muss jetzt jeder alle klassiker aufzählen, die er kennt, oder was ist der sinn? wenn schon, dann einen komponisten und 1-2 stücke, die ein gutes beispiel dafür sind...
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Wanderer
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Beitrag von Wanderer »

Uh oh, das Forum wird ja immer gehobener. : >
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Der Theurg
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Beitrag von Der Theurg »

Danke.

Beginnen wir heute mal mit folgender faszinierenden Thematik:

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Der bayerische Klaviervirtuose Stefan Mickisch hat sich vor allem in der Wagnerianer-Szene einen Namen gemacht durch seine mitreissenden, witzigen und zugleich tiefsinnigen Einführungsvorträge zu den Dramen Richard Wagners, deren philosophischer, metaphysischer und spiritueller Gehalt er auf dem Steinway-Flügel spielend zu ergründen versucht, wobei er oftmals gerade in den Details der einzelnen Motive und in den Rhythmen erstaunliche Erkenntnisse zu Tage fördert.

Vor einigen Jahren erklärte Mickisch, er habe herausgefunden, dass bei rund 20 bis 30 alten Meister des Barock, der Klassik und der Romantik sämtliche Tonarten und Modulationen stets mit astrologischen Sternzeichen übereinstimmen (wobei bereits Rudolf Steiner oder andere Anthroposophen Andeutungen in diese Richtung gemacht zu haben scheinen).

Es sei ihm aber noch nicht klar, ob dieser Systematik ein inzwischen verlorengegangenes musikalisches Geheimwissen zugrunde lag - oder ob die Komponisten intuitiv durch ihren Genius die Sternzeichen in den Tonarten und Modulationen erfasst hätten.
Die willkürliche internationale Festlegung des Kammertons a auf 440 Hertz im Jahre 1939 spiele dabei jedenfalls keinerlei Rolle.

Wagner scheint beim Studium dieses Mysteriums besonders ergiebig zu sein...

Hier folgen die astrologischen Zuordnungen zu den zwölf Dur-Tonarten in der Oktave und deren Paralleltonarten, die sich stets eine kleine Terz unter den Dur-Toniken befinden, sowie kurze Umschreibungen der Klangfarbe der jeweiligen Tonart, welche aufzeigen, welchen Kräften die jeweiligen Charakterformen unterworfen sind.
Die astrologischen Zuordnungen folgen interessanterweise exakt dem Quintenzirkel!


Steinbock:
Es-Dur - Mythenbeginn, Feierlichkeit
c-moll - Kampf

Wassermann:
B-Dur - Hoffnung
g-moll - Not

Fische:
F-Dur - Natur, Landschaft
d-moll - Todesstürme

Widder:
C-Dur - Sonnenaufgang
a-moll - "Aprilwetter"

Stier:
G-Dur - Frühling, Unschuld
e-moll - Klage

Zwilling:
D-Dur - Sieg
h-moll - Dämonie

Krebs:
A-Dur - Gralskraft
fis-moll - Einsamkeit, Intrige

Löwe:
E-Dur - Liebeswärme
cis-moll - Mondschein

Jungfrau:
H-Dur - Treue, Verklärung
gis- / as-moll - Wehmut, Todestrauer

Waage:
Fis- / Ges-Dur - Glitzerglanz, Transzendenz
es-moll - Todestor

Skorpion:
Des-Dur - Schöpferkraft
b-moll - Nacht, Widersacher

Schütze:
As-Dur - inneres Licht bei äusserer Dunkelheit
f-moll - Finsternis


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Der Theurg
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Beitrag von Der Theurg »

Falls diese Theorie sich bewahrheitet, dann scheint es eben doch so zu sein, dass zumindest Richard Wagner intuitiv und gewissermassen hellsichtig die Tonarten nach ihrem verborgenen astrologischen Gehalt richtig anzuwenden wusste.

Als Indiz mögen Wagners eigenen Worte gelten, in denen beschreibt, wie er die Inspiration zur Komposition des Vorspiels des "Rheingolds" empfing. Dieses Vorspiel, welches sich aus einem leisen, dumpfen Ur-Ton über das sogenannte Naturweben zum Wogen des Rheines emporsteigert, beschreibt - zusätzlich neben der akkuraten und wohlbekannten Regieanweisungen Wagners - letztlich die Schöpfung der Welt. Fast möchte man meinen, dass J.R.R. Tolkien hier die Inspirationsquelle für "Die Musik der Ainur" zu Beginn seines Silmarillions fand.

Hier das von Wagner geschilderte Erlebnis:

"Am Nachmittage heimkehrend, streckte ich mich todmüde auf ein hartes Ruhebett aus, um die langersehnte Stunde des Schlafes zu erwarten. Sie erschien nicht; dafür versank ich in eine Art von somnambulem Zustand, in welchem ich plötzlich die Empfindung, als ob ich in ein stark fliessendes Wasser versänke, erhielt. Das Rauschen desselben stellte sich mir bald im musikalischen Klange des Es-Dur-Akkordes dar, welcher unaufhaltsam in figurierter Brechung dahinwogte; diese Brechungen zeigten sich als melodische Figurationen zunehmender Bewegung, nie aber veränderte sich der reine Dreiklang von Es-Dur, welcher durch seine Andauer dem Elemente, darin ich versank, eine unendliche Bedeutung geben zu wollen schien. Mit der Empfindung, als ob die Wogen jetzt hoch über mich hinwegbrausten, erwachte ich in jähem Schreck aus meinem Halbschlaf. Sogleich erkannte ich, dass das Orchester-Vorspiel zum 'Rheingold', wie ich es in mir herumtrug, doch aber nicht genau hatte finden können, mir aufgegangen war; und schnell begriff ich auch, welche Bewandtnis es durchaus mit mir habe: nicht von aussen, sondern von innen sollte der Lebensstrom mir zufliessen."


Das Vorspiel zum "Rheingold" ("Der Ring des Nibelungen"), anschliessend mit dem von Es- nach As-Dur modulierten Beginn der ersten Szene "Weia! Waga! Woge du Welle!": die Rheintöchter und das Erscheinen Alberichs (Sir Georg Solti):



Hier noch eine andere, rein instrumentale Version mit sehr schönen, stimmumgsvollen dazugeschnittenen Filmaufnahmen (Lorin Maazel):

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Svart
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Beitrag von Svart »

sehr interessant onkel JuHu. machen sie bitte weiter so. :D
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Von Horffburg
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Beitrag von Von Horffburg »

(hält seine Nase rein)

Hier müffelt's nach Romantik...
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Oxford
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Beitrag von Oxford »

Welchen Johann Strauss meinen Sie?

Ihn:

Mein zweitliebster Marsch, wunderschön, ich liebe die Interpretationen von Herbert Von Karajan

oder ihn:


Zudem haben Sie Giacomo Puccini vergessen...
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Ge
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Beitrag von Ge »

chat, folein!
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Wintergeist
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Beitrag von Wintergeist »

Edvard Grieg
...ist das Stichwort! Ohne viele Worte:



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Von Horffburg
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Beitrag von Von Horffburg »

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marinetti
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Beitrag von marinetti »

Ich finde die Florence geil!
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Graf von Hirilorn
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Beitrag von Graf von Hirilorn »

Und sie hat sogar eine Jenkins...


Bild
Giovanni
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Beitrag von Giovanni »

Ju-Hu hat geschrieben: Steinbock:
Es-Dur - Mythenbeginn, Feierlichkeit
c-moll - Kampf

Wassermann:
B-Dur - Hoffnung
g-moll - Not

Fische:
F-Dur - Natur, Landschaft
d-moll - Todesstürme

Widder:
C-Dur - Sonnenaufgang
a-moll - "Aprilwetter"

Stier:
G-Dur - Frühling, Unschuld
e-moll - Klage

Zwilling:
D-Dur - Sieg
h-moll - Dämonie

Krebs:
A-Dur - Gralskraft
fis-moll - Einsamkeit, Intrige

Löwe:
E-Dur - Liebeswärme
cis-moll - Mondschein

Jungfrau:
H-Dur - Treue, Verklärung
gis- / as-moll - Wehmut, Todestrauer

Waage:
Fis- / Ges-Dur - Glitzerglanz, Transzendenz
es-moll - Todestor

Skorpion:
Des-Dur - Schöpferkraft
b-moll - Nacht, Widersacher

Schütze:
As-Dur - inneres Licht bei äusserer Dunkelheit
f-moll - Finsternis


Bild
Herzlichen Dank, Ju-Hu, für dieses interessante Thema und besonders für die Auflistung der Zuordnung der Tonarten zum jeweiligen Tierkreiszeichen.
Somit erzählt so manches Werk seine ganz eigene, neue Geschichte; beispielsweise: "Die Not, die zum Kampfe führt und im Sonnenaufgang endet". Faszinierend.

Um hier einen Bogen zum Schwermetall zu machen:
Ein befreundeter Musikhistoriker erklärte mir mal, das cis-moll in der Klassik als Todestonart gilt, und dass der Tritonus lange Zeit in der Kirchenmusik, aufgrund seiner "Dämonie", verboten war.
Daher finde ich es sehr interessant, dass in vielen Black Metal Combos die Gitarren auf Cis runter gestimmt sind und der Tritonus oft in dunklen Werken als Stilmittel vorkommt.

Spannend wäre es auch zu wissen, ob es vielleicht gar eine Zuordnung zu Farbtönen, Metallen, bwz. Elementen bei den Tonarten gibt.
Weiss da jemand was darüber?
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Oxford
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Beitrag von Oxford »

Zur Präzisierung:
Der Tritonus, die übermässige Quarte, besteht aus drei Ganztonschritten (z.B. C', D', E', fis). D.h. die Halbtonschritte fallen weg und damit auch eine "gehörliche" Zuteilung. Aus diesem Grund ist ein Tritonus sehr schlecht singbar bei einer melodischen Fortschreitung und war daher erstens in alter Musik verboten und zweitens als "diabolus in musica" bezeichnet.

In der atonalen Musik spielt der Tritonus jedoch eine grosse Rolle.

Farben und Musik: Athanasius Kircher beschreibt in seiner Musurgia Universalis die Zuteilung von Farben und Tönen resp. Intervallen. Der Tritonus ist bei ihm blau.
Weiter machte Isaac Newton eine Zuteilung des 1. Modus (= dorische Tonleiter) und dem Farbenspektrum. Dabei basierte er zum einen auf Kircher und zum anderen auf Malebranches Schwingungstheorie des Lichtes. Er hat dann die Farbenbreite im Spektrum und die Intervallbreite bei der Tonleiter zusammengebracht.

Auf der anderen Seite wird in der klassizistischen Kunst eine Übereinstimmung abgelehnt, da diese die strikte Trennung von verschiedenen Kunstformen vorsah. Und glaub auch Rousseau schreibt irgendwo, dass es keine Analogie gäbe.
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Der Theurg
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Beitrag von Der Theurg »

Der Tritonus wird nicht nur als "übermässige Quarte", sondern auch als "verminderte Quinte" bezeichnet. Da es sich genau um die Mitte der Oktave handelt und deswegen auch "gespaltene Oktave" genannt wird, wurde der Tritonus aus diesem Grunde als etwas Diabolisches wahrgenommen, zumal sein Klang eine unheimliche Tiefenwirkung erzeugt.

Der Witz ist, dass man dem Tritonus kompositorisch kaum ausweichen kann, selbst in den heitersten Melodien. Der Tritonus ist nämlich in der ionischen Dur-Tonleiter das Intervall zwischen der IV. und der VII. Stufe. Bei einer normalen Kadenz folgt nach der Subdominante zumeist eine Dominante auf der V. Stufe, welche sich dann wieder auf der Tonika auflöst. Für diese Dominante wird als Vierklang naturgemäss zumeist ein Dominant-Sept-Akkord verwendet, der einen Tritonus beinhaltet, auch wenn das ungeschulte Gehör ihn zumeist nicht heraushört. Wenn man dem Dominant-Sept-Akkord zusätzlich als Option statt einer grossen eine kleine None anfügt, dann beinhaltet er sogar zwei sich überkreuzende Tritonus-Intervalle. Auch der halbverminderte Vierklang (VII -7b5) basiert von Natur aus auf einen Tritonus.

Daher hat Bach den Tritonus auch so exzessiv eingesetzt, wie kein anderer Tonsetzer vor ihm, was vermutlich auch eine Folge der neuen werkmeisterschen temperierten Stimmung war. Es gibt wohl kein einziges Stück von Bach, welches keinen Tritonus beinhaltet. Wagner traute sich sogar den Tritonus als aufdringliche Klangfarbe zu benützen, z.B. im sogenannten Nibelungenhass-Motiv. Es ist aber wahr, dass bei Ganztonleitern (Debussy) der Tritonus naturgemäss standig vorhanden ist.

Wo wir grad beim Thema sind: Wenn man einen Dominant-Sept-Akkord auf der V. Stufe (im ionischen Dur) mit einem anderen Dominant-Sept-Akkord vertauscht, den man einen Tritonus tiefer setzt (auf der Stufe bII), dann handelt es sich dabei um die legendäre Tritonus-Substitution, welche anschliessend ganz normal auf der Tonika aufgelöst werden kann, z.B. einen Halbton tiefer auf der I. Stufe.

Damit lassen sich abwechlungsreichere und interessantere Kadenzen schaffen, aber den meisten Rock- und Metal-Kapellen scheint die Tritonus-Substitution leider völlig unbekannt zu sein. Sogar Iron Maiden greifen meistens nur auf die ewig gleiche II-V-I, bzw. VI-IV-V-VI Kadenzen zurück.


Synästhesie ist ein weites Thema...

Und die Kultnachtigall des VORLETZTEN Jahrhunderts war Jenny Lind.
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Oxford
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Beitrag von Oxford »

Ju-Hu hat geschrieben:Der Tritonus wird nicht nur als "übermässige Quarte", sondern auch als "verminderte Quinte" bezeichnet.
\besserwissermodus an

Ein Tritonus entsteht durch Erhöhung über dem vierten Ton uns entspricht einer übermässigen Quarte. Verminderte Quinte ist eigentlich musiktheoretisch falsch. Die verminderte Quinte ist das Komplementärintervall jedoch in seiner Eigenart wieder ein Tritonus.

\besserwissermodus aus
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Beitrag von Der Theurg »

Oxford hat geschrieben:
Ju-Hu hat geschrieben:Der Tritonus wird nicht nur als "übermässige Quarte", sondern auch als "verminderte Quinte" bezeichnet.
\besserwissermodus an

Ein Tritonus entsteht durch Erhöhung über dem vierten Ton uns entspricht einer übermässigen Quarte. Verminderte Quinte ist eigentlich musiktheoretisch falsch. Die verminderte Quinte ist das Komplementärintervall jedoch in seiner Eigenart wieder ein Tritonus.

\besserwissermodus aus
Nein. In besonderen Fällen muss der Tritonus als verminderte Quinte angesehen werden, nämlich dann, wenn er sich von einer Quinte ableitet.

Beispiel: Wenn nach einem Moll-Vierklang (-7), bestehend aus Prim, kleiner Terz, Quinte und kleiner Septime, ein bereits oben erwähnter halbverminderter Vierklang hervorgeht (-7b5), bestehend aus Prim, kleiner Terz, Tritonus und kleiner Septime, der also nur um einen einzigen Ton vom vorherigen Moll-Vierklang abweicht, da lediglich die Quinte um eine kleine Sekunde tiefer verschoben wurde, dann handelt es sich beim Tritonus um eine verminderte Quinte (b5), was ja allein schon durch die Akkord-Bezeichnung -7b5 ganz klar hervorgeht, und zwar keineswegs als Komplementärintervall.

Des-Dur ist streng genommen auch nicht bloss eine enharmonische Verwechslung von Cis-Dur.
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Beitrag von Der Theurg »

Brünnhilde hat geschrieben:Vater! Vater!
Sage, was ist dir?
Wie erschreck'st du mit Sorge dein Kind?
Vertraue mir:
ich bin dir treu;
sieh', Brünnhilde bittet!

Zu Wotan's Willen sprichst du,
sagst du mir was du willst:
wer - bin ich,
wär' ich dein Wille nicht?
Was Keinem in Worten ich künde,
unausgesprochen
bleib' es denn ewig:
mit mir nur rath' ich,
red' ich mit dir. - - -
Als junger Liebe
Lust mir verblich,
verlangte nach Macht mein Muth:
von jäher Wünsche
Wüthen gejagt,
gewann ich mir die Welt.
Unwissend trugvoll
Untreue übt' ich,
band durch Verträge,
was Unheil barg:
listig verlockte mich Loge,
der schweifend nun verschwand. -
Von der Liebe doch
mocht' ich nicht lassen;
in der Macht verlangt' ich nach Minne.
Den Nacht gebar,
der bange Nibelung,
Alberich, brach ihren Bund;
er fluchte der Lieb'
und gewann durch den Fluch
des Rheines glänzendes Gold
und mit ihm masslose Macht.
Den Ring, den er schuf,
entriss ich ihm listig:
doch nicht dem Rhein
gab ich ihn zurück;
mit ihm bezahlt' ich
Walhall's Zinnen,
der Burg, die Riesen mir bauten,
aus der ich der Welt nun gebot. -
Die Alles weiss,
was einstens war,
Erda, die weihlich
weiseste Wala,
rieth mir ab von dem Ring,
warnte vor ewigem Ende.
Von dem Ende wollt' ich
mehr noch wissen;
doch schweigend verschwand mir das Weib.
Da verlor' ich den leichten Muth;
zu wissen begehrt' es den Gott:
in den Schoss der Welt
schwang ich mich hinab,
mit Liebes-Zauber
zwang ich die Wala,
stört' ihres Wissens Stolz,
dass sie Rede nun mir stand.
Kunde empfing ich von ihr;
von mir doch barg sie ein Pfand:
der Welt weisestes Weib
gebar mir, Brünnhilde, dich.
Mit acht Schwestern
zog ich dich auf:
durch euch Walküren
wollt' ich wenden,
was mir die Wala
zu fürchten schuf -
ein schmähliches Ende der Ew'gen.
Dass stark zum Streit
uns fände der Feind,
hiess ich euch Helden mir schaffen:
die herrisch wir sonst
in Gesetzen hielten,
die Männer, denen
den Muth wir gewehrt,
die durch trüber Verträge
trügende Bande
zu blindem Gehorsam
wir uns gebunden - -
die solltet zu Sturm
und Streit ihr nun stacheln,
ihre Kraft reizen
zu rauhem Krieg,
dass kühner Kämpfer Schaaren
ich sammle in Walhall's Saal.
Brünnhilde hat geschrieben:Deinen Saal füllten wir weidlich;
viele schon führt' ich dir zu.
Was macht dir nun Sorge,
da nie wir gesäumt?
Ein Andres ist's:
achte es wohl,
wess' mich die Wala gewarnt! -
Durch Alberich's Heer
droht uns das Ende:
mit neidischem Grimm
grollt mir der Niblung;
doch scheu' ich nun nicht
seine nächtigen Schaaren -
meine Helden schüfen mir Sieg.
Nur wenn je den Ring
zurück er gewänne -
dann wäre Walhall verloren:
der der Liebe fluchte,
er allein
nützte neidisch
des Ringes Runen
zu aller Edlen
endloser Schmach;
der Helden Muth
entwendet' er mir;
die Kühnen selber
zwäng' er zum Kampf;
mit ihrer Kraft
bekriegte er mich.
Sorgend sann ich nun selbst
den Ring dem Feind zu entreissen:
der Riesen einer,
denen ich einst
mit verfluchtem Gold
den Fleiss vergalt,
Fafner hütet den Hort,
um den er den Bruder gefällt.
Ihm müsst' ich den Reif entringen,
den selbst als Zoll ich ihm zahlte:
doch mit wem ich vertrug,
ihn darf ich nicht treffen;
machtlos vor ihm
erläge mein Muth.
Das sind die Bande,
die mich binden:
der durch Verträge ich Herr,
den Verträgen bin ich nun Knecht.
Nur Einer könnte
was ich nicht darf:
ein Held, dem helfend
nie ich mich neigte;
der fremd dem Gotte
frei seiner Gunst,
unbewusst,
ohne Geheiss,
aus eig'ner Noth
mit eig'nen Wehr
schüfe die That,
die ich scheuen muss,
die nie mein Rath ihm rieth,
wünscht sie auch einzig mein Wunsch. -
Der entgegen dem Gott
für mich föchte,
den freundlichen Feind,
wie fände ich ihn?
Wie schüf' ich den Freien,
den nie ich schirmte,
der in eig'nem Trotze
der Trauteste mir?
Wie macht' ich den Andren,
der nicht mehr ich,
und aus sich wirkte,
was ich nur will? -
O göttliche Noth!
Grässliche Schmach!
Zum Ekel find' ich
ewig nur mich
in Allem was ich erwirke!
Das Andre, das ich ersehne,
das Andre erseh' ich nie;
denn selbst muss der Freie sich schaffen -
Knechte erknet' ich mir nur!
Brünnhilde hat geschrieben:Doch der Wälsung, Siegmund?
wirkt er nicht selbst?
Wild durchstreift' ich
mit ihm die Wälder;
gegen der Götter Rath
reizte kühn ich ihn auf: -
gegen der Götter Rache
schützt ihn nun einzig das Schwert
das seines Gottes
Gunst im beschied. -
Wie wollt' ich listig
selbst mich belügen?
So leicht ja entfrug mir
Fricka den Trug!
Zu tiefster Scham
durschaute sie mich:
ihrem Willen muss ich gewähren!
Brünnhilde hat geschrieben:So nimmst du von Siegmund den Sieg?
Ich berührte Alberich's Ring -
gierig hielt ich das Gold!
Der Fluch, den ich floh,
nicht flieht er nun mich: -
was ich liebe, muss ich verlassen,
morden, wen je ich minne,
trügend verrathen
wer mir traut! -
Fahre denn hin,
herrische Pracht,
göttlichen Prunkes
prahlende Schmach!
Zusammen breche
was ich gebaut!
Auf geb' ich mein Werk.
Nur Eines will ich noch,
das Ende - -
das Ende! -
Und für das Ende
sorgt Alberich! -
Jetzt versteh' ich
den stummen Sinn
des wilden Wortes der Wala: -
"Wenn der Liebe finst'rer Feind
zürnend zeugt einen Sohn,
der Seligen Ende
säumt dann nicht!" -
Vom Niblung jüngst
vernahm ich die Mähr',
dass der Zwerg ein Weib bewältigt,
dess' Gunst ihm Gold erzwang.
Des Hasses Frucht
hegt eine Frau;
des Neides Kraft
kreiss't ihr im Schoss:
das Wunder gelang
dem Lieblosen;
doch der in Liebe ich freite,
den Freien erlang' ich mir nicht! -
So nimm meinen Segen,
Niblungen-Sohn!
Was tief mich ekelt,
dir geb' ich's zum Erbe,
der Gottheit nichtigen Glanz:
zernage sie gierig dein Neid!
Brünnhilde hat geschrieben:O sag', künde!
Was soll nun dein Kind?
Fromm streite für Fricka,
hüte ihr Eh' und Eid!
Was sie erkor,
das kiese auch ich:
was frommte mir eig'ner Wille?
Einen Freien kann ich nicht wollen -
für Fricka's Knechte
kämpfe nun du!
Brünnhilde hat geschrieben:Weh! nimm reuig
zurück das Wort!
Du liebst Siegmund:
dir zu Lieb' -
ich weiss es - schütz' ich den Wälsung.
Fällen sollst du Siegmund,
für Hunding erfechten den Sieg!
Hüte dich wohl
und halte dich stark;
all deiner Kühnheit
entbiete ich Kampf:
ein Sieg-Schwert
schwingt Siegmund -
schwerlich fällt er dir feig.
Brünnhilde hat geschrieben:Den du zu lieben
stets mich gelehrt,
der in hehrer Tugend
dem Herzen dir theuer -
gegen ihn zwingt mich nimmer
dein zwiespältig Wort.
Ha, Freche du!
frevelst du mir?
Was bist du, als meines Willens
blind wählende Kür? -
Da mir dir ich tagte,
sank ich so tief,
dass zum Schimpf der eig'nen
Geschöpfe ich ward?
Kennst du Kind meinen Zorn?
Verzage dein Muth,
wenn je zermalmend
auf dich stürzte sein Strahl!
In meinem Busen
berg' ich den Grimm,
der in Grauen und Wust
wirft eine Welt,
die einst zur Lust mir gelacht: -
wehe dem, den er trifft!
Trauer schüf' ihm sein Trotz! -
Drum rath' ich dir,
reize mich nicht;
besorge was ich befahl: -
Siegmund falle! -
Dies sei der Walküre Werk.

(Er stürmt fort und verschwindet schnell links im Gebirge.)
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