Die norwegischen Atrox liefern mit ihrer neusten Ejakulation nicht gerade das, was ich als musikalischen Orgasmus betiteln würde. Aber ein paar Samen hat die bereits 1988 gegründete Formation dennoch in ihren Testes. Vor allem die Frontdame Monika hat mächtig fruchtbare Ovariae. Mit ihrem teils schrägen, teils morbiden Gesang erinnert sie an Madder Mortem oder Lacuna Coïl und überzeugt hauptsächlich in den gothischen Passagen. Doch nicht selten überschreitet sie mit ihrer Sopranstimme die Grenze zwischen psychedelisch und lächerlich. Komische Schreie und hysterische, zumal orientalisch anmutende Exkurse sind nun wirklich nicht das, wozu ich in Stimmung bin.

Stilistisch wird viel experimentiert und obwohl Atrox sich in einem gothischen Gewand zeigt, sind progressive Metaleinflüsse, aber auch schräge Jazzanleihen hörbar. Hier gilt: Der Band kann sicher nicht vorgeworfen werden, nicht alles daran gesetzt zu haben, eigenständig zu klingen. Allerdings gehen sie mit einigen Experimenten eindeutig zu weit. Fast schon unverständlich, warum das Quintett interessante Synths und würzige Gitarrenriffs mit penetranten Beiklängen völlig versalzt.

Etwas metallischer und vor allem harmonischer hätte Atrox schon zur Sache gehen müssen, um mich zu mehr zu überzeugen. Vielleicht ist auch die Devise "je mehr, desto besser" etwas zu stark ausgereizt worden. Oftmals wirken die Klänge eher verworren als psychedelisch oder einfach nur ausgefallen. Die Songstrukturen sind ebenfalls nur schwer durchschaubar: Depressive Passagen mit völlig ausgeflippten Intermezzi zu kombinieren und danach total abzudrehen, ist wohl nicht jedermanns Sache. Dennoch sind gewisse Ansätze interessant und bescheren ein recht neuartiges Musikerlebnis. Wer also die Wonne hat dieses durchaus vielschichtige Album zehnmal durchzuhören, wird vielleicht noch staunen.

Albuminfo

Punkte

 

3/5

Label

Code666

Veröffentlichung

11/2003

Format

CD

Land

Genre

Gothic Metal