Wenn Dakrua einem vom Debutalbum Inner Wastelands her in Erinnerung geblieben sind, dann wohl hauptsächlich wegen Eva Rondinelli, deren exzellente, fast schon musical-lastige Stimme so manch anderen Gothic-Metal Hasen sehr sehr dünne aussehen liess. Die Songs auf Inner Wastelands waren zwar allesamt recht nett geworden, aber so richtig überzeugen konnten sie bis auf The Loss eigentlich nicht. Etwas konnte man den Italienern allerdings nie vorwerfen: Klischees. Zwar wenden Dakrua im Wesentlichen die üblichen Stilelemente des Gothic Metal an, also viel atmosphärische Keyboards, tiefe Gitarrentunes und einen männlichen Gegenpart zum weiblichen Gesang etc., aber ansonsten wirken die Italiener bedeutend positiver und weniger tränenrührend als so manch andere Kollegen, ohne dabei eine gewisse Grunddüsternis einzubüssen.

Anno 2002 klingen Dakrua um einiges gereifter als noch drei Jahre zuvor, wobei natürlich wieder Eva Rondinelli das absolute Aushängeschild der Italiener darstellt. Grundsätzlich haben sich seither zwei Dinge verändert. Bassist und Vokalist William Quattrone hat eine bedeutend stärkere Aussenseiterrolle eingenommen, begleitet Eva hier und da mit cleanen Vocals, bleibt dabei aber eher unauffällig im Hintergrund und beschränkt seine Tätigkeit hauptsächlich auf das Instrument in seinen Händen. Das Growlen scheint ihm zusehends zu verleiden, denn diese Stimmvariation setzt William nur noch in härteren, speziell dafür prädestinierten Parts ein. Zudem fällt auf, dass Dakrua eine deftige Portion groovenden Rock in Ihre Musik eingebaut haben. Zwei neue Faktoren, die der Band gut zu Gesicht stehen. Letzteres ist schlussendlich Alessandro Buono zu verdanken, der bei jeder Möglichkeit den Rock'n Roller raushängen lässt. Zwar gibt es nicht unendlich viele dieser Gelegenheiten, aber wenn Alessandro darf, dann macht er auch ...

Wird bei The Waiting der rockige Touch noch etwas mit Keyboardbombast übertüncht, greift Alessandro bei Of Life And Will schon ganz schön vordergründig in die Saiten. Am Schluss von The Outer Void lässt er's gar ausgiebig krachen, und die Tatsache, dass weder Eva noch William singen, erweckt den etwas amüsanten Eindruck, als ob die beiden Vokalisten vom plötzlichen Ausbruch des Gitarristen ziemlich überrascht worden wären - unfähig, den völlig in sich aufgehenden Alessandro bei seinem Gitarrengang zu unterbrechen. Drummer Davide gibt sich dagegen pragmatisch und heizt dem Gitarrenmann mit einem treibenden Rhythmus zusätzlich ein.

Selbstverständlich haben Dakrua aber auch ihre atmosphärische Seite nicht verloren, und das Schicksal der Italiener scheint es zu wollen, dass es wieder mal genau ein Song ist, der sich über alle anderen erhebt - Seas Of Silence, ein mitreissender Track, der sich zuerst über ein paar Akustiklicks langsam in härtere und bombastischere Gefilde hinaufarbeitet, um in einer äusserst positiven und fast schon heroischen Stimmung die sangesgewaltige Eva in Szene zu setzen.

Dakrua haben eine wahrlich wohltuende Entwicklung durchgemacht, die nicht zuletzt darauf beruht, dass die Italiener sich noch mehr als früher von den üblichen Gothic Metal Schubladen gelöst haben. Zwar sind die meisten Gesangsmelodien auf Shifting Realities noch immer nicht über alle Zweifel erhaben, aber ihr Debut Inner Wastelands haben Dakrua locker links liegen lassen.

Albuminfo

Punkte

 

0/5

Label

Scarlet Records

Veröffentlichung

4/2002

Format

CD

Land

Genre

Gothic Metal