Das Anfangs-Gegrunze dauert 9 Sekunden - und dann gnade euch Satan. Es bleiben 7 Stücke übrig, und die haben es in sich. Kein falsches Mitleid, keine Keyboards und keine Kompromisse, darauf legen sie Wert.

Man kann es ja gleich vorweg verraten: Wir haben es hier mit einem ganz gehörig aggressiven Hassklumpen (plattgedrückt) nordischen Zuschnitts zu tun. Brutaler Black Metal mit teils krächzendem, teils tiefem Gesang wird uns grim(!)migst dargeboten - wie könnte es auch anders sein, wenn man schon auf den schönen Namen Isegrim getauft wurde. Nein, Spass beiseite: Die Band wurde sicher nicht getauft, denn mit dem Christentum stehen sie auf dem Kriegsfuss (das letzte Lied beweist's: "Into the War of Satan") und ausserdem berufen sie sich auf den Wolf, welcher in der Tierfabel eben Isegrim heisst. Gemäss Duden steht derselbe Begriff im übertragenen Sinne auch für einen mürrischen Menschen, was man sich beim Anhören ihres Werkes auch leibhaftig vorstellen könnte.

Ursprünglich wurde Isegrim 1998 als Soloprojekt von A. Blackwar (heute noch Vocals und Bass) ins Leben gerufen. Anfangs 1999 wurde eine selbstbetitelte Mini-CD mit traditionellem Black Metal der schnellen Sorte veröffentlicht, welche gute Resonanzen in der Fachpresse erzielte und kein Klischee ausliess.

Inzwischen wuchs das Projekt zur 4-Personen-Band und man gab bereits kunstgerecht geschminkte und gespikte Konzerte.

Das CD-Cover "ziert" eine siebenköpfige, grossmäulige und zähnefletschende Ausgeburt der Hölle, welche wiederum der Geburt eines Kindes beiwohnt (ich habe glücklicherweise das bessere Los gezogen: mein Götti [= Patenonkel für die Deutschlandstämmigen Leserinnen] hat nur einen Kopf und eine viel schönere Zahnstellung).

Die Texte sollen dem tiefschwarzen, antichristlichen Gedankengut des Bandgründers entspringen. Meiner Promo-Version der CD liegen keine Texte bei, was ich aber angesichts der vielsagenden Titel, z.B. "The Eyes Of Jesus Christ (Rape Jesus Christ Part 2)", problemlos verschmerze - wird deswegen nicht gerade eine Bildungslücke entstehen.

Es sei jedoch mit Nachdruck darauf verwiesen, dass die musikalischen Qualitäten den textlichen wohl klar vorzuziehen sind, so ist der "Lucifers Black Wings" ein edles Stück Black-Metal mit Wiedererkennungswert.

"Blasphemous Hymns" beginnt mit einem Florida-Death-Metal mässigen Riff, kehrt dann aber sofort in Black Metal Gefilde zurück. Die getragenen Riffs in diesem Stück erinnern einen an irgendein bereits veröffentlichtes Lied, könnte was von Emperor sein. Auch sonst kommt einem das eine oder andere bekannt vor, was zwar nicht gerade für kompromisslose Innovation spricht, hingegen aufzeigt, dass die junge Band einen vernünftigen musikalischen Background hat und einige der besten Black Metal Veröffentlichungen ihr Eigen nennt.

Instrumentale Intermezzi oder anderen Firlefanz findet man auf dieser CD nicht, denn sie wollen "Black Metal in Reinkultur" bieten, da dieser derzeit in der deutschen Szene untervertreten sei.

Mit fortrasender (fortschreitender wäre ein Euphemismus) Spieldauer variieren sie das Tempo vermehrt, um zu verhindern, dass die Chose eintönig wird. Somit holen sie das Maximum an Abwechslung aus ihren enggesteckten (schliesslich will man der deutschen Reinkultur in Sachen Black Metal ja treu bleiben) Grenzen heraus.

Isegrim haben mit ihrem ersten Full-Length-Album also "A Fistfuck of Black Metal" abgeliefert, welcher roh aber transparent produziert wurde und dank zweckmässiger Gitarrenlinien von der musikalischen Seite her voll zu überzeugen weiss.

Albuminfo

Punkte

 

0/5

Label

Massacre Records

Veröffentlichung

3/2001

Format

CD

Land

Genre

Black Metal