Satyricon sind nun also bei Roadrunner, haben sich aber natürlich nirgends reinreden lassen, da das Album bereits im Vorfeld eingespielt und von Satyr produziert wurde. Demzufolge repräsentiert "Now, Diabolical" das norwegische Kult-Duo wohl in seiner reinen Essenz, ohne wirtschaftliches, trend-getriebenes Kalkül. Im Gegensatz zum erheblichen Unterschied zwischen dem für schwarzmetallische Verhältnisse sehr gewagten "Rebel Extravaganza" und dem Black 'n' Roll-Kracher "Volcano" ist das neue Werk eher als eine logische Fortführung des im Jahr 2002 gefundenen Stils zu berzeichnen. Ein Stil, der ihnen ausserordentlich gut steht, den sie vor vier Jahren kreiert haben, den es 2006 feinzuschleifen galt.

Ob es dem diabolischen Duo gelungen ist, den Vorgänger zu überbieten, möchte ich nicht beurteilen, haben doch beide Alben gleichermassen die Ingredenzien die Satyricon zu einem Phänomen machen.

Produktionstechnisch stand der Formation ein geringeres Budget zu Verfügung, als bei den "Volcano"-Aufnahmen und anfänglich glaubte ich, genau dies herauszuhören, hielt ich den Klang des Albums doch für ausgesprochen drucklos, anödend und schwach. Aufgrund meiner Besessenheit von den den letzten beiden Werken wollte ich es mir allerdings nicht nehmen lassen, dem Album eine Vielzahl von Rotationen einzuräumen, in der Hoffnung, dass es sich trotz seines sperrigen Daseins noch entfaltet. Letztendlich ist genau das passiert und es vergeht nicht ein Tag, an dem ich keine neuen Facetten entdecke, die "Now, Diabolical" mit sich bringt. Ganz gleich, ob es nun das obligatorisch-anspruchsvolle, detailverliebte Fellzerschmettern von Norwegens atmendem Drumcomputer Frost ist, die verspielten, vor Intensität nur so strotzenden Sechssaiter-Attacken oder der hasserfüllte, rotzig-keifende und infernales Feuer speiende Aggressionsgesang von Satyr – hier ist man mit Herz und an den Teufel verkaufter Seele dabei; die Ehrlichkeit von "Now, Diabolical" steht den Beiden nahezu ins diesmal ohne Makeup auskommende Gesicht geschrieben. Auch scheuen sie sich – wie gewohnt - nicht vor neuen Experimenten, wie beispielsweise dem Trompetenzusammenspiel eines norwegischen Orchesters in einigen Liedern.

Wieder einmal haben Satyricon ihre Messlatte höher gelegt, wiedereinmal haben sie sich selbst gekrönt und erneut zeigen sie ihren nordischen Kumpanen, wo es lang geht, wie sie Black Metal verstehen und wie dieser zu klingen hat. All jenen, die mit den letzten beiden Alben etwas anfangen konnten, sei hier zum Zugreifen geraten – allerdings mit der Warnung, dass "Now, Diabolical" wirklich seine Zeit braucht, um richtig zu zünden. Wer eine Rückbesinnung zu den mittelalterlichen Wurzeln wünscht, der soll doch den Formationen frönen, die jede Art von Experimenten fürchten. Satyricon standen nunmal nie für Stagnation, sondern für Evolution!

Albuminfo

Punkte

 

5/5

Label

Roadrunner Records

Veröffentlichung

4/2006

Format

CD

Land

Genre

Black Metal