"Silver Brilliance Of Nocticula" wäre angesichts des hierzulande fehlenden Bekanntheitsgrades der russischen Formation Drama wohl eine Veröffentlichung gewesen, die an mir vorbeigezogen wäre, würde mir das Album nicht zur Rezension vorliegen; ein kleines Juwel wäre mir verborgen geblieben... doch eines nach dem anderen. Den nur schwerlich zusammenraffbaren Informationen zum Zweitwerk der Russen ist zu entnehmen, dass es sich hierbei um ein 2006er Rerelease der MC-Ausgabe aus dem Jahre 2002 handelt, welches um drei neue Kompositionen sowie einen Videoclip erweitert wurde. Ein ausführlicherer Blick in den Hintergrund des Machwerkes bleibt leider verwehrt, da zum gegenwärtigen Zeitpunkt die Website der Band ihren Dienst versagt und mir als Informationsquelle verschlossen bleibt.

Umso neugieriger wende ich mich also der CD zu, welche schon auf den ersten Blick einiges hermacht: Ein sauber und mit viel Liebe zum Detail gestaltetes Booklet fällt ins Auge; zur Freude des Rezensenten finden sich darin neben den sehr düster gehaltenen Abbildungen der drei Protagonisten auch die Texte zu fünf der neun auf dem Silberling enthaltenen Stücke und viel graphisch ansprechend gestaltetes Drumherum. Gespannt und voller Erwartung starte ich den ersten Durchlauf - und werde nicht enttäuscht: Drama bieten dem Hörer eindeutig nordisch und sehr ursprünglich angehauchten Black Metal, der sich durchweg im schnellen und mittelschnellen Tempobereich bewegt, wobei hier und da auch langsame und getragene Passagen eingebaut werden, ohne die treibende Intensität des Albums zu stören. Von der ersten Sekunde an überzeugen die Dunkelmänner mit abwechslungsreichen und sofort ins Ohr gehenden Riffs, die durch die eiskalte Stimme von Schreihals Vindsarg eindrucksvoll durchschnitten und den sparsamen Einsatz von dezentem Keyboardspiel zu einer runden Sache gemacht werden. Auch bedient man sich dem für diese Art des Schwarzmetalls eher ungewöhnlichen Stilmittels des Gitarrensolos, welches zum einen die geplagten Stimmbänder des Frontmannes entlasten und zum anderen die angeregten Gehörgänge des lauschenden Publikums zu entzücken wissen. Dass die Herren ihr Handwerk verstehen, zeigt sich auch an der Interpretation der Klassiker "Mother North" (Satyricon) und "Resurrection" (Venom), an denen sie sich keineswegs verheben, sondern die sie durch das hörbare Aufdrücken eines eigenen Stempels souverän in das bewusst wenig druckvoll produzierte Gesamtbild der Platte einbinden. Als Sahnehäubchen und Futter für die Augen wartet nun noch der Videoclip "Wintercrown", der die optimale Visualisierung der eisigen und dunklen Atmosphäre, die das Album erschafft, darstellt.

Alles in allem kann ich sagen, dass ich mit "Silver Brilliance Of Nocticula" zweifellos ein kleines Meisterwerk in Händen halte, welches ich jedem Freund dieser Stilrichtung nur mehr als wärmstens ans Herz legen kann. Zwar beschreiten Drama keine neuen Pfade sondern wandeln auf den Spuren norwegischer Vorreiter der Marke Satyricon, dies tun sie jedoch selbstbewusst, abgeklärt und auf der ganze Linie überzeugend, ohne wie eine Kopie der vorgenannten Nordmänner zu wirken. Wer mit Gewalt nach Abstrichen sucht, den mag die fehlende Eigenständigkeit und die wenig wuchtig ausgefallene Produktion stören. Ich hingegen kann nur sagen: Ein tolles und komplettes Album von einer grossartigen und fähigen Band, welches Aufmerksamkeit verdient und der 11-Punkte-Marke sehr nahe kommt.

Albuminfo

Punkte

 

4/5

Label

Musica Productions

Veröffentlichung

7/2006

Format

CD

Land

Genre

Black Metal