Es gibt mindestens zwei Blickwinkel, aus denen man eine Veröffentlichung bewerten kann. Der eine Blickwinkel ist der des Untergrund-Freunds, der sich besonders am Kultstatus einer Gruppe erfreut und weniger Wert auf die Produktion und die musikalische Qualität legt. Der andere Blickwinkel ist der des Rezensenten, dem in erster Linie die objektive Betrachtung des Materials am Herzen liegt, was zur nahezu völligen Ausblendung subjektiver Empfindungen führt. Ich entscheide mich selbstverständlich für letztere und in diesem Falle für die Anzahl der Bewertungspunkte ungünstigere objektive Betrachtungsweise, da fiktive Qualitätsmerkmale wie der bereits genannte Kultstatus das Urteil über eine Veröffentlichung nicht beeinflussen sollen und dürfen. Ich muss hinzufügen, dass nachfolgende Kritik aus dem subjektiven Blickwinkel heraus besser ausgefallen und einige Punkte mehr herausgesprungen wären.

Den meisten Metallern dürften die bisherigen Werke von Infernum aus verschiedenen Gründen bekannt sein, welche zeitweise für eine Menge Diskussionsstoff sorgten und noch immer sorgen und auf die an dieser Stelle nicht näher eingegangen werden soll. Nun legen uns die Polen das Album "The Curse" vor, welches sich ungeschminkt in die Reihe der bereits erschienenen Machwerke (Demos eingeschlossen) einfügt - man erspart sich konsequent die musikalische Weiterentwicklung, was die Anhänger der alten Schule zufriedenstellen sollte. Als Hintergrundinformation sei gesagt, dass es sich um nach langer Schaffenspause bereits im Jahre 2004 eingespielte Tonkunst handelt, die nach dem Selbstmord des Anführers Anextiomarus in der Walpurgisnacht 2004 von seinen zurückbleibenden Mitstreitern nun auf den Markt gebracht wird... doch nun weiter mit den diesbezüglichen Zahlen und Fakten: Typisch und oft gehört erscheinen fünf Lieder zuzüglich Einleitung und Ausklang, die bis auf wenige Ausnahmen im langsamen und mittelschnellen Tempo angesiedelt sind und unflexibel, ohne viele Tricks und Kniffe im Songwriting und zäh wie Lava aus den Boxen walzen. Interessant gestaltet wurde der Opener "Invocation" - es handelt sich hierbei nämlich um kein Musikstück, sondern eine auf Band gebannte, den Teufel anbetende Menschenmasse, deren beschwörendes Gemurmel von düsterem Keyboardspiel effektiert wird; zwar kein Geniestreich, aber dennoch eine nette Idee und ein Funken Variation inmitten der Lavawalze. Anschliessend ziehen die fünf für Musikästheten uninteressanten Tracks sowie das kurze und belanglose Outro an einem vorbei, die trotz spärlicher Hinzunahme schwarzmetallischer Stilmittel wie weiblichem Gesang, Sprechparts und dem auch nach dem Intro gegenwärtigen Tasteninstrument nicht so recht an Fahrt gewinnen und widerum ausschliesslich den Freunden des Black Metal-Kellergeschosses zusagen dürften. Da ich dem dunklen Kreischgesang keine Botschaft entnehmen kann und mir von Seiten der zuständigen Plattenfirma leider kein Booklet mit eventuell enthaltenen Texten überlassen wurde, bleibt hinsichtlich des lyrischen Gehaltes der Platte nur Spekulation.

Die Totale von "The Curse" zeigt ein Album, welches für einen Langspieler etwas wenig Tonmaterial enthält und musikalisch keine Ansprüche erhebt, aus dem Untergrund emporzusteigen. Sturer und aus hartem Holz geschnittener Black Metal, der den roten Faden aufgreift, der sich durch die gesamte Bandhistorie von Inferum zieht und - bildlich gesprochen - auf einem Stein am Ufer sitzt anstatt mit dem Strom zu schwimmen.

Albuminfo

Punkte

 

2/5

Label

Sound Riot Records

Veröffentlichung

8/2006

Format

CD

Land

Genre

Black Metal