In Vorbereitung auf die anzufertigende Rezension von "Bloodline" führte ich mir interessiert die bereits abgefassten und frei nachzulesenden Kritiken diverser Kollegen der schreibenden Zunft zu Gemüte und stellte fest, dass sich an diesem Werk zwar die Rezensentengeister scheiden, die Waagschale der negativen Eindrücke jedoch eindeutig schwerer beladen ist als die positive Seite. Da ich mir die Bildungslücke der Unkenntnis sämtlicher bisher erschienenen Svartsyn-Produktionen ankreiden lassen muss, entschied ich mich dafür, diese durch die Betrachtung des vorliegenden Albums zu schliessen und war gerne dazu bereit, etwas Positives in die bereits angesprochene Waagschale zu werfen. Voller Vorfreude und in gespannter Erwartung des mir drohenden Schwarzmetallgewitters fütterte ich meine Anlage also mit der mir zugesandten lumpigen CD-R, startete den ersten Hördurchlauf - und musste nach einer langen knappen Stunde und dem Verklingen des letzten Tones enttäuscht feststellen, dass auch mein Geschmack nichts an der allgemein negativen Meinung würde ändern können.

Zunächst muss gesagt sein, dass das Material von "Bloodline" nicht gerade taufrisch, sondern bereits vor acht bzw. neun Jahren eingespielt und zur im September letzten Jahres endlich erfolgten Erstveröffentlichung lediglich neu abgemischt worden und dem neuesten Stand daher verständlicherweise äusserst fern ist. Dies mag manches entschuldigen, dennoch beschleicht einen hin und wieder das Gefühl, dass nicht das musikalische Können sondern vielmehr die Beziehungen des vormals bei den Landsmännern von Dark Funeral tätigen Schlagzeugers Draugen für die Labelheimat und die dadurch ermöglichten Veröffentlichungen der Band verantwortlich sind - dies ist zwar naheliegend, jedoch nicht mehr als reine Spekulation. Vor diesem Hintergrund klappern sich die drei Schweden angestrengt durch die elf Nummern (die letzten beiden entpuppen sich als Bonuszugabe und entstammen der 1998 auf die Menschheit losgelassenen EP "Tormentor"), scheinbar im Bestreben, durch konstantes Hin- und Herwackeln zwischen mittelschneller und schneller Spielgeschwindigkeit so etwas wie Abwechslung zu bieten und so die Gunst des Hörers zu gewinnen. Unglücklicherweise wird dieses Schema ein bisschen zu konstant verfolgt und so wechseln sich die besagten Tempomodi in jedem Lied nahezu identisch ab, was die zu bezweckende Variationsfülle auf die Dauer des Albums gesehen komplett zunichte macht.

Überhaupt wirkt das Songwriting sehr 'organisiert' und lässt den Kompositionen wenig Platz für einen kreativen Fall aus dem Rahmen. Die Produktion ist nicht als katastrophal, angesichts der sehr leise abgemischten, dafür umso leidenschaftlicher dargebotenen Kreischerei und dem stellenweise zu vernehmenden dumpfen Rauschen im Hintergrund aber auch nicht als exzellent zu bezeichnen. Sehr mager tritt auch der Tieftöner durch die alles verdeckende Klangfassade, die vom laut und aggressiv in Szene gesetzten Gitarrenspiel getragen und durch viele lange Instrumentalpassagen und gelegentliche kontrolliert chaotische Ausflüge an die Obergrenze der erreichbaren Geschwindigkeit etwas aufgelockert wird. Beim genauen Hinhören kann man dem schwarzen Einheitsbrei auch tatsächlich einige wenige geniale Gitarrenriffs und Melodiebögen sowie als Gipfel der vorhandenen Kreativität eine Sample-Einleitung zum eventuellen Anspieltip der Platte, "Witches Dance For Satan", entnehmen, ehe der 'reguläre' Teil von "Bloodline" durch ein kurzes, verträumtes und leider irgendwie unpassendes Synthesizerstück zu den abschliessenden Zugaben "Goat Throne" und "Throne Of The Antichrist" übergeleitet wird. Und hier wird es ganz bitter: Auf unmöglichste Art und Weise ertränken Gitarren, Schlagzeug und Gesang einander kratzend, quietschend und scheppernd in einem undurchdringlichen Sumpf aus Knüppelei, was zwar eine nette Idee zur Aufstockung einiger Minuten Spielzeit, dummerweise aber absolut keinen Genuss sondern vielmehr eine unerträgliche Zumutung für die Ohren darstellt - ganz zu schweigen von der Tatsache, dass die Klangbilder der beiden Boni eineiige Zwillinge zu sein scheinen.

Was nach dem Genuss dieser Scheibe bleibt, ist die Gewissheit, es hier mit einem komplett überflüssigen Teil der Svartsyn-Diskografie zu tun zu haben, der besser in irgendeiner dunklen Kiste der verantwortlichen Sunlight Studios - die vorliegende Fassung entstand in den Megawimp Studios - verborgen geblieben und nie ans Licht des Tages gedrungen wäre. Das Gesamtbild aus instrumentaler Gestaltung, Songwriting, Produktion und Arrangement rutscht unter den als Mittelmass zu bezeichnenden Breich und bleibt bei angemessenen vier Punkten hängen. Zumindest für die äussere Aufmachung hätte ich "Bloodline" gerne einen Pluspunkt zukommen lassen, doch auch diese Aufwertung der vier Zähler für den schlechten Standard kann nicht stattfinden, da die Überlassung einer billigen CD-R und einem kopierten Coverblättchen mit äusserst spärlichem Informationsgehalt weder lobenswert noch aufschlussreich ist. "Bloodline" ist nicht ganz schlecht aber völlig reizlos und bestenfalls Sammlern zu empfehlen, die zur Erweiterung ihrer Kollektion auch der grottigsten Platte nachjagen - der gemeine Black Metal-Fan hingegen sollte sich in Verzicht üben.

Albuminfo

Punkte

 

2/5

Label

Sound Riot Records

Veröffentlichung

8/2006

Format

CD

Land

Genre

Black Metal