Nach etlichen Jahren der Bandgeschichte ist die Energie längst draussen. Die Gedanken, dass eine Auflösung der Band an der Zeit ist und man sich von den kindlichen Musikerträumen lösen sollte, nehmen Überhand. Jeder Taktschlag schmerzt in des Schlagzeugers Hand, jedes Riff reizt die müden Finger der Gitarristen und jedes Wort reisst klaffende Wunden in die Stimmbänder des Schreihalses. Statt aufzugeben stirbt die Truppe dahin.

Weit gefehlt! Die Energie, die censored auf "in-existence" versprüht, die Spielfreude, die der Dreier an den Tag legt und die musikalische Wendigkeit, die zum Vorschein tritt, lässt in keinster Weise an Ermüdungserscheinungen denken. Das amerikanisch anmutende Todesgeballer strotzt nur so vor Agilität, reisst wortwörtlich den Nonnen die Gewänder vom Leibe. Die untypisch fiesen Gesänge in zweierlei Tonlagen - grunzend und schreiend - versetzen den Lauschenden ständig in den Drang, wieder an die Klangregler zu greifen. Wenn sich leichte Thrash-Einlagen und Wechsel in ICE-Geschwindigkeit sich die Klinke in die Hand geben um danach die Tür in lautem Groove zuzuknallen, wird offensichtlich: censored haben das hohe Niveau von "system disease" glatt noch ein Stück übertroffen.

Dies liegt unter anderem daran, dass die Scheibe und das gesamte Drumherum einfach stimmig wirken: Die Produktion ist drückend, differenziert und kann durch eine unverschämte Trockenheit punkten. Die textlichen Exzesse sind jenseits von dumpfen Todesstahl-Klischees und widerspiegeln ein weites Spektrum zwischen Gesellschaftskritik und Poesie, ohne dabei uneinheitlich zu wirken. Zum Schluss glänzt auch das Titelbild in passendem Tiefblau und lebensnaher, leicht unterkühlter Gestaltung.

Es gilt: Für alle, die direkten Staatentod in einem modernen und stets wendigen Ambiente zu schätzen wissen, darf "in-existence" bedenkenlos ans Herz gelegt werden.

Albuminfo

Punkte

 

4/5

Label

Eigenproduktion

Veröffentlichung

10/2006

Format

CD

Land

Genre

Death Metal