Unsere Welt ändert sich fortwährend, woran nicht zuletzt die ausschlaggebende Hauptdynamik eine Ursache ist. Eine kontinuierliche Bewegung im Kosmos, ohne welche rein gar nichts existieren könnte. Denn genau jene ermöglicht den Atomen überhaupt erst eine Zusammenkunft. Und so ist das uns bekannte gesamte Leben im eigentlichen Sinne dieser Betrachtungsweise lediglich eine zufällige Ansammlung von Unwägbarkeiten, die entsprechend miteinander funktionieren und harmonieren müssen, da sie andernfalls zu einer geradezu endlosen Anzahl an mannigfachen Dingen führen…

Nein werte Leserschaft, weder habe ich zu tief ins Glas geschaut, noch mich in den Zeilen eines Chemiebuches verirrt. Exakt dieses Konzept verfolgen die manisch querköpfigen, hochtalentierten Franzosen auf ihrem bereits fünften Langeisen, mit dem sie für den Rezensenten einmal mehr eine enorme Herausforderung darstellen. Ohnehin schon seit dem Debütwerk "Behold my vain sacrifice" sowohl differenzierter wie auch anregender als ein Gros ihrer Kollegen zu Werke gehend, beweist Chefdenker Adrastis auf "Clinamen", dass Elemente, welche eigentlich keineswegs übereinstimmen dürften, sich nichtsdestotrotz tatsächlich zu einem einträchtigen Ganzen verbinden und überdies sogar noch mit einer gehörigen Portion Geschicklichkeit unglaublich überzeugend erklingen können. Normalität? Fehlanzeige! Obskurität in einer ihrer sündhaftesten und zugleich verführerischsten Prägung heißt auf dem hiesigen Album vielmehr das bahnbrechende Doktrin. Mit unermesslich komplexen Strukturen, welche nicht nur pfeilschnell, sondern insbesondere von einem klassischen Kompostionsschemata immens abweichen, stets in allen Ecken auf den Hörer lauernd, sorgen vordergründig die meist vollends überraschend einsetzenden Blast-Beats und besinnlichen Passagen neben einer gesteigerten hochintensiven Brutalität für zutiefst berührende emotional-melancholische Ausbrüche. Waren die ersten drei Platten noch stark im symphonisch orchestralen Schwarzmetall verwurzelt, gestalten dieses schizophren erscheinende Klanggeschehen, speziell die auffällig ertönenden modernen Arrangements. Rasante Speedattacken und Taktfolgen ältester Schule, zwischendurch verträumte Gitarrenmelodien und bezaubernd einsetzende Basslinien, mephistophelische Keyboardnuancen, durchflutet von unzähligen Dynamikwechseln, bauen auf der fünften Einladung zum Danse Macabre eine gespenstisch fröstelnd anmutende Atmosphäre auf, die gleichsam abgründiger sowie außergewöhnlicher ist als alles, was die kreative Avantgarde bislang erschuf.

Obzwar die bekennenden Bühnengegner um Anateus Basser LSK auf "Clinamen" ziemlich weit entfernt von ihrer vollkommen eigenständigen Art härtere Klänge romantisierend zu verpacken agieren, so ist dieser auf völlig neuen Pfaden wandernder und sich nahtlos in die Reihe der Vorgängeralben platzierender Silberling dennoch eine absolute Empfehlung wert. Denn hier wird noch mit erstaunlich viel Kreativität, Qualität, ungeheurer Eigenwilligkeit sowie endlosen Sehnsüchten ganz gehörig aufgemischt. Einfach überwältigend!

Albuminfo

Punkte

 

5/5

Label

CCP Records

Veröffentlichung

1/2007

Format

CD

Land

Genre

Black Metal