Zunächst möge man mir mal verzeihen, dass ich wegen des jugendlichen Fotos auf der Rückseite der mir überlassenen Promo-CD die Kalifornier von With Passion beim ersten Hinsehen beinahe als Grundschulband abgestempelt hätte. Selbstverständlich ist dem nicht so und die fünf jungen Herren sind dem Grundschulalter entwachsen und inzwischen längst geschlechtsreif. Wesentlich grösseres Interesse weckt bei mir das vom mir nicht unbekannten Künstler Dave Quiggle entworfene düstere Coverartwork und natürlich der Titel des Langspielers: "What We See When We Shut Our Eyes". Da ich mich schon immer gefragt habe, was ich sehe wenn ich meine Augen schliesse, starte ich neugierig den ersten Hördurchlauf der CD, um von den fünf Jünglingen aufschlussreiche Erläuterungen in Empfang zu nehmen.

Earache steht drauf. Und hörbar haben Earache ein paar Kröten locker gemacht um dem Album einen ordentlichen Sound zu verpassen. Glasklar tönt es also aus meinen Boxen - die Enthüllung eines Mysteriums steht mir bevor. Eine knappe Minute später hat sich in mir die Erkenntnis gefestigt, dass die Amis eines meisterlich beherrschen: Die Variation. So verknüpft man in Windeseile die verschiedensten Drehungen und Wendungen, lässt Gitarrenriffs sprudeln wie ein Wasserfall und präsentiert in nur drei Liedern mehr Facettenreichtum, als so manche Band in ihrer gesamten Laufbahn. Nein, ich überhöre nicht, dass hin und wieder auch ein paar Töne da sind, wo sie nicht hingehören, was durch eine etwas pfleglichere Bearbeitung der einen oder anderen Tonspur zu vermeiden gewesen wäre - diese Fehltritte sind jedoch schnell verhallt und wieder öffnet sich der Blick auf das Klangmosaik von With Passion. Weiter geht es also, mal chaotisch, mal geordnet, mal im Galopp, mal im getragenen Schneckentempo und ich gestehe gerne, selten ein solch buntes Sammelsurium metallischer Spielarten vorgeführt bekommen zu haben. Der etwas geplagte Kreischgesang passt zur Musik wie die Faust aufs Auge und so würde es mir wohl gelingen, With Passion aus tausenden anderer Bands mit geschlossenen Augen herauszuhören. Gut zweiundfünfzig Minuten lang dauert die Berg- und Talfahrt, ehe die Gitarreros ihre verdiente Ruhepause einnehmen dürfen.

"What We See When We Shut Our Eyes" ist ein Album geworden, das eine recht neue Schiene innerhalb des Death Metal befährt und an Vielgesichtigkeit kaum zu überbieten ist. Endlich weiss ich auch was ich sehe, wenn ich meine Augen schliesse: Ich sehe Häuser im Mondlicht - und ein Skelett mit einem Schlüssel um den Hals.

Beim nächsten Mal sollte man sich eines Mischers versichern, der in der Lage ist, schiefe Töne als solche zu identifizieren und zu eliminieren - dann gibt's auch mehr Punkte. Schliesslich sind sich häufende, schiefe Töne nicht angenehm für die Ohren - auch nicht für geschlossene Ohren... Oder doch...? Und überhaupt... Was höre ich eigentlich, wenn ich meine Ohren schliesse...?

Albuminfo

Punkte

 

3/5

Label

Earache

Veröffentlichung

3/2007

Format

CD

Land

Genre

Death Metal