So mancher Rezensent tat sich in der Vergangenheit bereits schwer damit, die Kreationen der Thüringer Dark Metaller (ich nenn es jetzt einfach mal so) Eisregen mit Huldigungen, Lobliedern und fetten Wertungen zu bewerfen - und dabei hat eben diese gehobene Wertschätzung die Band durch ihre ersten vom Index eingefangenen Schaffensphasen begleitet.
Nachdem nun mit "WW" und "Hexenhaus" zwei abwartend zur Kenntnis genommene Veröffentlichungen in der Eisregen-Diskographie zu finden sind, gibt man sich drei Jahre nach dem letzten Langspieler einmal mehr die Sporen und schiebt mit "Blutbahnen" ein erneut nicht bombengleich einschlagendes Album über den Thresen.

Gespannt war ich zu erfahren, inwieweit sich der Ausstieg der Violinistin Theresa Trenks auf die instrumentellen Geschicke der Band auswirken würde und obwohl man mit dem Synthesizer daran arbeitet, diese Scharte auszuwetzen, so wirkt Eisregen ohne die so typischen Streicheinlagen doch etwas befremdlich.
Bemerkenswert ist hierbei, dass man gerade in dieser an sich neuen Situation der klassischen Musik nähersteht als zuvor, was sich nicht nur in Form des orchestralen Intros Ausdruck verschafft.
Gehörig gewachsen sind auch die Anlehnungen an die Gothic-Ecke und besonders in langsamen Passagen mit klarer Stimme fühlt man sich stark an Lacrimosa zu Zeiten von "Schakal" erinnert.
Auch Österreich's Exportschlager Falco wird hörbar miteinbezogen; zumindest entsteht dieser Eindruck unter anderem beim Stück "17 Kerzen am Dom", welches übrigens als schwächstes Stück von "Blutbahnen" auszumachen ist.
Wesentlich schwerer fällt es leider, die Höhepunkte des Albums zu erspähen, da diese absolut rar gesät sind und im recht lahmen Spielverlauf der Platte nicht hervorstechen wollen.
So richtig packen kann im Endeffekt nur das flotte "Im Dornenwall", bei dem man sich auf alte Stärken besinnt und mit einem eingängigen Grundriff und bösem Gekeife die Kuh vom Eis holt.
Auch "Alphawolf" schlägt in diese Kerbe, wenngleich auch nur halbherzig und ohne Durchsetzungskraft.
Eine Reminiszenz an vergangene Tage bietet man mit "Zurück in die Kolonie" - hier läuft man beinahe zu ursprünglicher Form auf, entscheidet sich jedoch für eine eher gemässigte Gangart, was auch diesem Track den Wind aus den Segeln nimmt.

"Blutgeil" - das waren noch Zeiten.
Oder noch weiter zurück, zu "Salz der Erde".
Ja, Eisregen haben ohne Zweifel zu recht zahlreiche Fans, die, man muss er erlebt haben, der Band mitunter von Konzert zu Konzert nachreisen und für Stimmung unterm Festivalvolk sorgen.
Umso ärgerlicher ist daher, dass man mit seiner neuesten Veröffentlichung "Blutbahnen" einmal mehr im Mittelfeld verharrt, anstatt Ehrgeiz erkennen zu lassen und nach den Sternen zu greifen.
Sowohl textlich als auch handwerklich kein Geniestreich und auch die Künste von Michael 'Blutkehle' Roth werden nur selten aufs Parkett gelegt.
Muss man sich als Eisregen-Anhänger auf karge Zeiten einstellen?

Albuminfo

Punkte

 

3/5

Label

Massacre Records

Veröffentlichung

6/2007

Format

CD

Land

Genre

Black Metal