Wer sich Mannschaften wie Suffocation, Vader und Dying Fetus zum Vorbild nimmt, der hat einerseits einen seitens der Hörerschaft sehr gerne genommenen Weg beschritten, andererseits auch das Problem, sich in die Gefahr eines festgefahrenen Sounds zu begeben.
Die Oranje-Truppe Disavowed schlägt in eben diese Kerbe und ehe man es sich versieht, findet man sich mit seinem Zweitwerk "Stagnated Existence" zwischen den beiden vorgenannten Stühlen wieder.

Angenehmerweise lassen sich die Positiv- und Negativaspekte ohne grosse Schwierigkeiten trennen, was ein klares Gesamturteil wesentlich erleichtert.
Positiv anzumerken ist zunächst einmal die an den Tag gelegte Aggression und das handwerkliche Können der Holländer.
Frontköter Robbe Kok brüllt ins Mikro, als handele es sich bei ihm um den verschollenen Drilling von Ola Lindgren und Glen Benton - die tiefsten Töne werden getroffen wie die Faust aufs Auge.
Seine vier Mitstreiter prügeln auf Felle und Saiten ein, als gäbe es keinen Morgen - auch hier darf man an Glen Benton und dessen Projekte Deicide und Vital Remains denken.
Besonders Drummer Romain Goulon wächst phasenweise über sich hinaus und liefert eine Maschinengewehrsalve nach der anderen ab - wahrlich beeindruckend.
Auch die Produktion würde ich als Pluspunkt durchgehen lassen, da sie zwar nicht glattpoliert wie nach heutigen Standards häufig bewerkstelligt daherkommt, ihre schroffe und dumpfe Fertigung jedoch die Krönung der Dauerfeuerorgie darstellt.

Weniger toll hingegen kommt das Songwriting an.
Zu eindeutig hat man sich an seinen grossen Vorbildern orientiert und dabei die eigene Identität vollends über Bord geworfen.
Begibt man sich nämlich auf das Terrain seiner Idole, so muss man sich darüber im Klaren sein, ohne wesentliche Eigenheiten allzeit die Nummer Zwei zu bleiben, da die geneigte Hörerschaft zunächst immer nach den grossen Namen schauen, hören und greifen wird.
Ob die gesättigten Geschmäcker letztlich auch noch Appetit auf ein Duplikat entwickeln, ist zweifelhaft.

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass sich mit Disavowed eine weitere gewaltige Dampframme auf dem Death Metal-Schlachtfeld bewegt, die jegliche Opposition in Schutt und Asche legen kann.
Leider kopiert man den Stiefel von Suffocation und Dying Fetus nicht perfekt genug, um als unverzichtbar zu gelten.
Wer noch Geld übrig hat, darf hier zugreifen, wenngleich nach einer guten halben Stunde auch schon wieder Schicht im Schacht ist.

Albuminfo

Punkte

 

3/5

Label

Neurotic Records

Veröffentlichung

8/2007

Format

CD

Land

Genre

Death Metal