Vöglein zwitschern, ein Fluss rauscht und in dieser schönen Szenerie tritt man in ein kleines verborgenes Waldhäusschen ein, während hinter einem die hölzerne Tür knarrend geschlossen wird. Im Kamin brennt ein behagliches Feuer und im Kessel köchelt eine warme Brühe vor sich hin. Dieser Kessel ist auch titelgebend für Svartbys Debüt "Kom I Min Kittel", denn dieser schwedische Titel (merke: Die Band ist in Russland beheimatet) bedeutet in etwa so viel wie "Komm in meinen Hexenkessel". Der Name Svartby ist übrigens auch Schwedisch und bedeutet in etwa "Schwarzes Dorf". Das eben beschriebene Intro lädt sehr heimelig in die kommende halbe Stunde ein.

Werbeblock: Wer kennt Finntroll? Ich will jetzt alle Hände in der Höh sehn. Kennt jemand die unsäglichen Equilibrium? Auch hier sollte die Menge an Lesern begeistert aufschreien. Während zumindest erstere hochqualitatives Material abliefern, bewegen sich Svartby auf absolutem Equilibrium-Niveau. Hie und da mag man auch ältere Ensiferum heraushören, aber das könnte man bei dem angeschlagenen Tempo auch mit Children Of Bodom assoziieren.

Um mal etwas konkreter zu werden: "Kom In Min Kittel" bietet folkigen Pagan Metal mit Gekreische, wie man es eigentlich schon lange kennt. Und somit sind Svartby leider - immerhin beweisen sie mit diesem Album, dass sie ihre Instrumente bedienen können und tatsächlich Potential mitbringen - nur eine weitere Band die sich in den Reigen von abertausenden Hörner schwingenden Alkoholiker-Bands einreihen darf.

Im Bezug auf das Songwriting greift man sich auf ein simples Baukastensystem zurück, bei welchem nach Schema F Elemente aus Black, Thrash und Folk zusammengewürfelt werden. Dauernd werden einem überfröhliche Melodien um die Ohren gehauen. Dies geschieht selbstverständlich mit einem Fisher-Price-Keyboard, das durch einen Fehler in der koreanischen Manufaktur statt nur eines Klaviers und eines Glockenspiels auch diverse Blechblasinstrumente und die obligaten Streicher integriert. Richtig kitschig wird es dann bei "Solnedgång Över Träsk", welches gänzlich aus diesem synthetischen Gedudel besteht. Allerdings sorgt dies auch für etwas Abwechslung, denn immerhin wird dieser Song nicht mit 250 bpm runtergeleiert. Man fühlt sich als Hörer bei diesen Melodien an ein bestimmtes Videospiel zurück erinnert, nämlich Banjo Kazooie, was der Leser jetzt sowohl als positiv oder negativ auffassen darf. Wenn sich Svartby nun mal nicht nur auf das oben angegebene Tempo beschränken und etwas langsamer werden, wie etwa bei "Moder Av Alla Häxor" - welches mit über 5 Minuten das mit Abstand längste Lied ist - kommt doch eine sehr schöne Atmosphäre zusammen, die einen nach mehr lechzen lässt. Laut auflachen musste beim Intro des darauf folgenden Lieds "Julen Av Vedergällning", welches doch tatsächlich aus "Stille Nacht" besteht. Allgemein scheint man das Album eher mit Humor genommen zu haben, was man durchaus auch an der Spielfreude heraushört. Abgeschlossen wird das Album von dem sehr stimmigen "Stjärnfull Natt", einem Instrumental, das hauptsächlich auf die akustische Gitarre zurückgreift.

Um dem ganzen die Krone aufzusetzen braucht es natürlich auch eine adäquate Produktion. Und da man sich bei den Arrangements schon so viel Mühe gegeben hat, muss natürlich auch jedes Instrument gleichwertig hörbar sein. Dies führt dazu, dass alles in einer brillierenden Produktion endet, die gerade durch ihre Klarheit zu einem Soundbrei verkommt, in der man vergeblich Akzente und Höhepunkte auszumachen versucht.

Svartby liefern für eine recht junge Band ein durchschnittliches bis solides Album ab aber ihre Zukunft wird ungewiss sein. Entweder werden sie es in naher oder ferner Zukunft schaffen, ein wirklich gutes Album abzuliefern um sich langfristig in die Gehirne und Gehörgänge ihrer Fans einzubrennen, oder sie werden weiterhin mehr oder weniger unbekannt bleiben und sich irgendwann auflösen, weil es zu viele bessere Bands gibt und das Interesse an dieser Musik irgendwann abebbt. Somit verlasse ich nun die kleine Hütte im schwarzen Dorf und bin gespannt, wie sich die Sache noch entwickeln wird.

Albuminfo

Punkte

 

2/5

Label

Trollzorn

Veröffentlichung

1/2008

Format

CD

Land

Genre

Folk Metal