Wenn man von Gemeinschaftstonträgern redet, beschränkt sich die Zusammenarbeit im Wesentlichen darauf, dass jede beteiligte Formation der Platte eine handvoll Stücke beisteuert. Nur ganz selten kommt es vor, dass ein Kollektiv einen Schritt weitergeht und etwas wirklich spezielles daraus erwachsen lässt, nämlich für eine kurze Zeitspanne fusioniert, um den Gemeinschaftssinn auch zu leben. So geschehen bei den beiden Westschweizer Formationen Kehlvin & Rorcal.

Die 10 Musiker der beiden Gruppen vereinigten sich und verbrachten 4 Tage im Hochjura, genauer in La Chaux-de-Fonds um diesen knappen 30-Minüter zu schreiben und einzuspielen. Wir wollen hier nicht mehr von zwei eigenständigen Kapellen sprechen sondern nur noch von DER Band. Eine Bigband bestehend aus 2 Schlagzeuger, zwei Vierseitentupfer, vier Klampfern und zwei Schreihälsen.

Ich stelle mir es nicht gerade einfach, dafür umso interessanter vor, dass man als Musiker nicht sofort ins wohlbekannte und vertraute Schema der Hauptband verfällt, sondern sich öffnet, aufeinander zugeht und ergänzt. Aus grundlegend verschiedenen Materien soll eine funktionierende Einheit geformt werden und das alles innerhalb weniger Tage... Respekt!

Eigentlich habe ich eher eine Art Jamsession erwarte. Doch da lag ich komplett daneben. Von Improvisation keine Spur, auf einer knappen halben Stunde kriegt man ein durchdachtes, tiefschichtiges und atmosphärisches Produkt. Es gibt keine kompositorischen Ausrutscher, keine lästigen Experimente oder gar elektronischen Pfusche. Ich würde "Ascension" grundsätzlich als treibend beschreiben, ohne plötzliche Tempi- oder Rhytmenwechsel. Der Konsument ist wie ein hilfloses Laubblatt dem Fluss durch Raum und Zeit ausgeliefert. Während der Silberling seine Runden dreht, durchströmt der Hörer viele Gerinnabschnitte: Schiesst durch tobende und tosende Bergbäche und treibt mit gleichförmiger Bewegung auf gewaltigen Flüssen bis zur nächsten Stromschnelle oder Wasserfall. Die Strömung hat einem fest in Griff und man schafft es nicht, sich am rettenden Ufergebüsch festzuklammern.

Die Organische Produktion trägt ihren Teil zum Gelingen des Werkes bei. Man hört die Feinheiten der einzelnen Instrumente, was mir bei so vielen Musikern ein nicht zu unterschätzendes Detail ist. Für das Mischen und Mastering war Julien Fehlmann vom Studio Mécanique verantwortlich und er hat tolle Arbeit geliefert.

Nach den verstrichenen 29 Minuten öffne ich wie nach einem intensiven Traum meine Augen und kann gar nicht fassen, dass die Zeit so schnell verstrichen ist. Es jagen immer noch Bilder durch meinen Kopf, wie man es von seltsamen Träumen her kennt. Sobald man sich wieder in der Wirklichkeit zurechtfindet muss man zugestehen: ein kleines Meisterwerk.

Albuminfo

Punkte

 

5/5

Label

Divions Records / Sigma Records

Veröffentlichung

5/2008

Format

CD

Land

Genre

Doom Metal