Herzblut ist eine Ingredienz, die heutzutage keinem Untergrund-Black Metal-Tonträger mehr fehlen darf.
Herzblut hört man, Herzblut fühlt man, Herzblut macht eine Veröffentlichung zu dem, was sie ist.
Oftmals wiegt Herzblut fehlendes Studiobudget auf und gewichtet die wertungstechnische Ausbeute eines Tonträgers nicht vorrangig auf den Klang, sondern lässt tiefer eintauchen in die Welt hinter der Fassade... Herzblut vermag, Berge zu versetzen...

Ein Exempel in Sachen Herzblut statuieren die vier jungen Herren aus dem norddeutschen Stralsund, die sich unter dem Banner von Awakening zusammengefunden haben und ihr Debut "The Raven's Ballad" ohne fremde Unterstützung und in kompletter Eigenregie aufgenommen und angefertigt haben...

Den ersten Eindruck erweckt das Digi-Pack, welches ohne Presswerk und Druckerei ans Licht der Welt geschubst werden musste, weswegen die Band das Teil im Do-It-Yourself-Verfahren mit viel Herzblut und in mühevoller Kleinarbeit selbst zusammengebastelt haben - lobenswert, wäre es doch wesentlich einfacher gewesen, "The Raven's Ballad" im Jewel-Case zu veröffentlichen...

Der zweite Eindruck fällt dann auf die enthaltenen Kompositionen, die sich der Stilistik des melodischen Schwarzmetalls verschrieben haben.
Literweise Herzblut sind wohl ins Songwriting geflossen, denn geradezu liebevoll und sehr detailiert wurden die Strukturen der fünf Lieder plus Intro und Outro aufgefädelt, wobei man sich beileibe nicht ungeschickt angestellt hat.
Grösstenteils mittelschnell bewegt man sich nach vorne, weiss mit dem Gaspedal aber zu variieren und bringt mit Ausflügen unter und über den Geschwindigkeitsdurchschnitt Abwechslung ins Geschehen.
Wie ein Puzzle wirkt letztlich das Gesamtbild aus zusammengesetzten Riffs, die gerne auch Anflüge aus dem Death Metal-Bereich abbekommen dürfen, wobei sich selten auch Zierwerk à la Gitarrenintro zwischen die Puzzleteile zwängen.
Leider fährt man noch keine Singspiele auf, deren Komplexität die Hörerschaft scharenweise vom Hocker reissen, aber man bewegt sich stark in eben diese Richtung und mehr kann man von einem solchen Untergrundprojekt in seinen Anfangstagen auch wirklich nicht verlangen.

Den dritten Eindruck macht die Aufnahmequalität von "The Raven's Ballad", die im mir nicht bekannten Fireworks-Studio bewerkstelligt wurde und das grösste Potenzial in sich birgt, welches mit Hilfe eines interessierten Labels und ein paar Scheinchen optimal entwickelt werden könnte.
Herzblut steckt drin in der Aufnahme, kein Zweifel.
Die Instrumente wirken durch und durch transparent und kommen im Einzelnen zur Geltung, leider liegt über der Produktion ein Schleier, der das Klangerlebnis dumpf erscheinen lässt und dadurch mindert.
Dennoch aber ein zufriedenstellendes Ergebnis in der Kategorie Eigenleistung.

Lässt man die gesammelten Eindrücke auf sich wirken, so kommt man unterm Strich zu einem guten Resultat.
Klar, Awakening können sich in mancher Hinsicht verbessern, aber ich bin sicher, das wird noch kommen.
"The Raven's Ballad" ist jedenfalls ein nettes Kleinod für jede Black Metal-Kollektion, die keinen gehobenen Wert auf Tod und Teufel legt und darf für einen angemessenen Preis erworben werden.
Man darf gespannt sein, was in Zukunft von Awakening zu hören sein wird.
Melodic Black Metal mit viel Herzblut.

Albuminfo

Punkte

 

3/5

Label

Eigenproduktion

Veröffentlichung

7/2008

Format

CD

Land

Genre

Black Metal