Death Metal-Veröffentlichungen haben es heutzutage schwerer denn je, ohne den Stempel einer grossen Plattenfirma wie beispielsweise Metal Blade, Nuclear Blast oder Century Media zu tragen, ins Interesse der Öffentlichkeit zu gelangen.
Ohne aufwendige Werbemassnahmen versinken die meisten Bands ohne Major Label - ungeachtet ihrer musikalischen Qualitäten - sang- und klanglos im weiten Ozean der Unscheinbarkeit.
Viele Truppen lassen sich von derart düsteren Aussichten glücklicherweise aber nicht entmutigen und bieten der breiten Masse Aufnahmen an, die durchaus das Prädikat 'hörenswert' erreichen oder dies bei weitem hinter sich lassen.
Eben diese Truppen tummeln sich im Falle polnischer Herkunft und ausreichender handwerklicher Fähigkeit beim in Polen heimischen Label Pagan Records - so auch die Frischlinge von Mysteria, die dieser Tage ihr erstes Lebenszeichen an die Aussenwelt senden.

"Temple Of The Scorn" heisst das Debut, das es auf ganze fünfzig Minuten schwermetallischer Vollwertkost bringt und den Hörer ein gerades Dutzend mal auf halsbrecherischen Kurzurlaub von der Realität schickt.
Bewerkstelligen kann die Reiseleitung dies mit Hilfe trockenen Death Metals, der oftmals auch schwarze Züge aufweist und der Kondition des Gastes einiges abverlangt.
Ohne auffällig zu werden malträtiert das Quintett die Trommelfelle der Route angemessen mit kontinuierlich pumpenden und stampfenden Gitarrenriffs, die sich zu keinem Zeitpunkt ihrer zentralen Rolle berauben lassen, das Heft fest in der Hand halten und einen akustischen Dreh- und Angelpunkt manifestieren.
Gelegentlich formt man passend zum übellaunigen Gitarren-Grundtenor behende Soli und melodische Instrumentalpassagen, die sich neben den schweren und drückenden Riffs Geltung verschaffen können.
Gebrüllt wird mit der Intensität eines prall gefüllten Löwengeheges, was einem sofort die Haare zu Berge stehen und einen kalten Schauer den Rücken hinab huschen lässt.
Bei aller Aggressivität und Intensität sind aber doch einige Schönheitsfehler auszumachen, die einer marktführenden Plattenschmiede so wohl nicht untergekommen wären und die Spreu vom Weizen trennen.
Immer wieder wurden unfreiwillig offenbarte spielerische Schwächen auf den Tonträger gebannt und zeugen von entweder einem unaufmerksamen Produzenten oder einem etwas knappen Budget und damit verbundener Hektik während der Aufnahmeprozesses.
Überhaupt gefällt mir die Produktion nicht übermässig gut, da sie nicht in der Lage ist, den letzten Funken Pfeffer aus dem Tonmaterial zu quetschen, was auf Kosten der Durchschlagskraft des gesamten Albums geht.

Trotz der vorhandenen Schwachpunkte komme ich dennoch zu dem Schluss, es bei "Temple Of The Scorn" mit einem ordentlichen Erstling zu tun zu haben.
Das leicht chaotische Songwriting verbunden mit der gitarrenlastigen Instrumentierung und dem schnellen Tempo sollte zahlreiche Arschtritte verteilen und Matten zum Rotieren bringen - und das ist oftmals einfach viel wichtiger als kreative Höhenflüge und sprühende Ideen.
Mysteria sind ein heisses Eisen im Feuer von Pagan Records und haben bei allem Raum nach oben mit ihrem Debut gute Arbeit geleistet.

Albuminfo

Punkte

 

3/5

Label

Pagan Records

Veröffentlichung

7/2008

Format

CD

Land

Genre

Death Metal