Dass Samael anno 2009 einen mächtigen Schritt zurück zu ihren musikalischen Wurzeln gemacht haben, dürfte inzwischen auch dem eher mittelmässig interessierten Metalfan bekannt sein. Über die Gründe dazu mag ich an dieser Stelle keine Vermutungen anstellen, diese sollten uns Samael in einem Interview ausführlich erörtern.

Also wandert der Blick kurz und schmerzlos zum Album "Above". Das alte Logo ist nicht wieder dabei, wie das so manche andere Metalband bei einem "Back to the roots" Album macht. Dennoch sieht das Cover deutlich weniger spacig aus, als alle Alben nach "Ceremony of opposites". Keine Sonnen, Monde und Erden zieren es, sondern eine Figur, die doch eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Gehörnten aufweist.

Wenn wir dann etwas im Booklet blättern, fällt noch etwas auf: Samael sind weitestgehend zu ihren alten Namen zurückgekehrt und so heisst Vorph wieder Vorphalack und Xytraguptor spielt wieder in erster Linie Drums und erst danach Keyboards. Wobei – ganz sicher kann man sich da bei den Drums nicht sein. Sie klingen zwar täuschend echt, sind jedoch auf so maschinelle Weise gespielt, dass unklar ist, ob sie nur getriggert, oder doch programmiert sind. Jedenfalls sind es übers Album gesehen die schnellsten Drums, die Samael je hatten.

Ohne zu übertreiben: "Above" ist das schnellste Samael Album bisher – und zwar mit Abstand. Insofern passt es, wie Samael selbst sagen, in die Lücke zwischen "Ceremony of Opposites" und "Passage". Die Stimmung des Albums ist aber so böse, dass ich meine, es passt besser irgendwo zwischen "Blood Ritual" und "Ceremony of Opposites". Auch schon wegen der kaum vorhandenen Keyboards.

Natürlich gibt es trotzdem einige Unterschiede zwischen den Ursamael und denen von heute. Wäre ja auch irgendwie schlimm, wenn sich bei einer der innovativsten Schweizer Metalband auf einmal alles in Retrospektive befinden würde. Da wäre also als Erstes Vorphalacks Stimme. Die klingt diesmal nämlich weder dämonisch wie auf den alten Alben, noch kalt und distanziert, wie auf den neueren Werken, sondern ist diesmal ein verzerrtes Schreien. Also auch hier höchste Aggressivität.

Dann sind da die Stücke an sich und in sich, die viel weniger langatmig sind, als jene auf "Worship him" und "Blood Ritual", sondern sehr routiniert und auf das nötigste beschränkt, dafür unheimlich dicht und mit nur wenigen Verschnaufpausen. Nebenbei sei erwähnt, dass es sich qualitativ um sehr hochwertige Stücke handelt, die eigentlich jedem gefallen sollten, der Samael ab "Ceremony of Opposites" mag.

Aber leider, leider ist da eine Sache, aufgrund derer ich "Above" eine höhere Punktzahl als die Vergebene verweigere. Wir alle wissen spätestens seit "Death Magnetic", dass komprimierte Sounds nicht das Mass aller Dinge sind. Und "Above" setzt hier wirklich nochmal einen drauf. Zum Einen klingt die Aufnahme digital übersteuert und als ob sie es irgendwie geschafft hätten komprimierte MP3s auf das Masterband zu bringen, zum Anderen ist die Soundwand viel zu laut und lässt jegliche Dynamik vermissen. Eigentlich hatte mir der Sound jeder Samael Scheibe bisher gefallen, und ich habe sie alle.

Nicht jedoch bei "Above". Im Auto kann man die CD schlicht und einfach nicht hören, da Gitarren, Keyboards und Drums eine sprichwörtliche Wand generieren, gegen die die Stimme keine Chance hat. Auf einer hochwertigeren Anlage sieht es schon besser aus, aber der genannte Dynamikmangel kommt hier wesentlich stärker zum Tragen. Und so etwas aus dem renommierten Studio Fredman. Da gehen die Jungs einmal ins Fredman und dann kommt DAS raus? Was soll denn das? Dem Mischer gehört der Mix um die Ohren gehauen (und zwar richtig kräftig). Was nützt es mir, wenn ich die Anlage zwischen "Blood Ritual" und "Above" von 2 auf 0.5 runterdrehen muss, weil alles so laut ist, die Instrumente aber keinen Platz haben und sich gegenseitig in die Ecke klatschen?

Sowas will ich nicht nochmal hören. Ansonsten: Geiles Album, geile Songs, danke für die Abwechlung.

Albuminfo

Punkte

 

4/5

Label

Nuclear Blast

Veröffentlichung

3/2009

Format

CD

Land

Genre

Black Metal