Auha, ein Sextett. Nyctophobia aus Karlsruhe bestehen aus sechs Leuten, ganz recht. Es handelt sich dabei um die klassische Anhäufung von arg spezialisierten Musikern und auch ein Keyboard ist vorhanden, immerhin rühmt man sich damit, Melodic Black Metal zu predigen.

Man hat sich zusammengefunden, man hat zusammen musiziert, man ist auch zusammen aufgetreten. Wer genau da hinter den ganzen Ideen steckt, bleibt wohl unklar, aber wenn man fünf schlecht gelaunte Kerle in ein Kellerloch schmeisst, noch eine weibliche Keyboardspielerin dazu gibt und dem ganzen Schmu Korn und Zigaretten runter schmeisst, spucken die kreativen Hirne einiges aus.
"Vom Abgrund des menschlichen Seins", das erste Komplettalbum der Schwarzmetaller, ist immerhin abwechslungsreich, das schon mal vorab. Die von unblumigen Tönen erzeugte Atmosphäre ist frostig kalt wie norwegischer Stahl der alten Schule, allerdings aufgelockert durch begleitende Synthieträumereien und pflügende Vocals. Sänger Dominik speit relativ billige Texte ins Mikro, die sich im Wesentlichen auf kleine Schlachtszenen und pseudo-epische Hasstiraden beschränken. In "Berge des Wahnsinns" vollziehen wir eine kleine Exkursion in das gleichnamige Meisterwerk des Grossmeisters H.P. Lovecraft, eine recht gelungene Textarbeit!

Instrumental erinnert die Prügeltruppe an mittelreife Werke der legendären Engländer Cradle Of Filth, während der sehr gut abgemischte Bass von Max S. die Stücke in eine fast schon wieder schwedische Todesstahlprärie zurückdrängt.
Auch die Felle werden ratternd und technisch absolut astrein eingespielt. Sebastian H. leistet ganz Arbeit und man riecht den Schweiss der durchaus anstrengend zu produzierenden Klangwelten praktisch beim Hören des Albums.

Dem ganzen fehlt aber derbe an Reiz. Ich kann mir die Live-Umsetzung kaum spannend vorstellen und langweile mich schon beim Gedanken an einen imaginären Auftritt der Karlsruher. Sicher, Brutalität und Walzattacken liefert man uns schon, auch dass es sich hier um eine Eigenproduktion handelt fällt kaum auf, so glasklar und professionell ist die Scheibe abgemischt.
Traurig, dass diese Veröffentlichung zu wenig Charakter hat, keine neuronalen Widerhaken in uns festklopft und einfach keine gigantischen Stücke zu bieten hat. Trotz mittelmässiger Punktezahl empfehle ich der Truppe aber ganz dringend weiterzumachen. Es ist ein riesiges Potenzial vorhanden und ich bin gespannt auf die nächste Veröffentlichung.

Albuminfo

Punkte

 

3/5

Label

Eigenproduktion

Veröffentlichung

3/2009

Format

CD

Land

Genre

Black Metal