Bessere Voraussetzungen für eine positive Kritik hätten Black Lotus wohl nicht vorfinden können! Gerade ist der Sommer hier in München angekommen und mit ihm die grosse Unternehmungslaune, die auch des Öfteren ins Grüne führt. Angestachelt von dieser Stimmung habe ich mir ein sehr empfehlenswertes Gedichtband besorgt, welches sich mit deutscher Naturlyrik aus der Barock-Zeit bis hin in die Gegenwart befasst. Dazu, so dachte ich, würde dieser Silberling wunderbar passen. Was die musikalische Ausrichtung betrifft ist dies auch sicher richtig, denn die kanadischen Black Lotus spielen eine sehr naturnahe Metal-Ausrichtung, die – und das ist wohl eher selten – durchaus auch in die Sommermonate passt.

Als stilistische Vordenker sollten ganz klar Borknagar und die irischen Primordial benannt werden. Black Lotus als einfaches Plagiat abzutun wäre sehr einfältig und kurzsichtig, aber wirklich nennenswert haben sich die Herrschaften nicht vom Genre-Konsens emanzipiert. Gut, wirklich viele Querdenker gibt es speziell in dieser Spielrichtung nicht mehr, deshalb kann dies nicht als vernichtender Kritikpunkt angekreidet werden, dennoch hätte etwas mehr Wagemut, wie wir ihn ja schon vielfach aus Kanada zuhören bekamen, gut getan. Die Stücke sind generell in einem sehr zugänglichen Korsett eingeschnallt, dass dem Hörer flott erlaubt herauszuhören, womit das Sextett zu punkten wünscht. Das diesbezüglich auffälligste Merkmal ist die recht ausgewogene Balance zwischen aggressivem schwarzmetallischen Gekreische und einem erhabenen klaren Gesang. Dieses Potential wird sehr schön in einem Gesangsduett gegen Ende des Stückes "Terra Hiberna" ausgeschöpft. Dann wäre noch die nette Keyboard -Untermauerung zu nennen, die zugleich dezent im Auftritt wirkt und die Stücke dennoch merklich bereichert.
Soweit so gut. Was mir jedoch an der Platte sauer aufstösst ist, dass es praktisch kaum aufregendes zu entdecken gibt. Das weiter oben genannte Gesangsduett gehört mit ein paar netten Tempiwechsel und schönen Vocallines zu den einzigen Highlights von "Harvest Of Seasons". Den überwiegenden Grossteil der Laufzeit ergeht sich die Musik in ermüdenden, uninspirierten Zockeleien und nervtötender Klischeereiterei. Das Riffwerk, die Trommelei, der Keyboard-Teppich, vor allem auch der Gesang und generell die Strukturen sind bestenfalls durchschnittlich ausgefallen. Sehr schade.

Ich sehe keinen Grund, weshalb der Kauf dieses Werkes reizvoll sein könnte. Man kann hundert mal mehr Spass mit den Klassikern haben oder zu einem der vielen musikalischen Mitläufern greifen, die ihre Arbeit sauber erledigt haben, denn auch dies soll es geben. Also, Finger weg, zu "Harvest Of Seasons" gibt es zig bessere Alternativen.

Albuminfo

Punkte

 

2/5

Label

Bleak Art Records

Veröffentlichung

4/2009

Format

CD

Land

Genre

Pagan Metal